Rezension

Großartiger Fantasy-Krimi

Winterseele. Kissed by Fear - Kelsey Sutton

Winterseele. Kissed by Fear
von Kelsey Sutton

Bewertet mit 4.5 Sternen

Elizabeth ist kein normales Mädchen. Sie kann keine Emotionen empfinden. In der Schule ist sie wegen ihrer Art eine Außenseiterin und auch ihre Familie scheint ihretwegen zu zerbrechen. Doch da ist noch etwas Anderes: sie kann die Emotionen Anderer in menschlicher Gestalt sehen, mit ihnen reden und sie berühren. Die meisten dieser Wesen beachten Elizabeth nicht weiter, lediglich Fear will ihr helfen herauszufinden, warum sie so anders ist, und ihre Gefühle wecken. Doch die Emotionen sind nicht das einzige Rätsel in Elizabeths Leben. Woher kommen diese wiederkehrenden Träume? Wer ist dieses Wesen, dessen Gegenwart sie immer häufiger wahrnimmt? Und wieso fühlt sie sich ausgerechnet zu Fear, der ständig versucht ihr Angst einzujagen, so stark hingezogen?

Der Roman startet sehr abrupt, doch schon nach wenigen Seiten hatte ich gut in die Geschichte hineingefunden. Obwohl Elizabeth so anders ist, schafft die Autorin es, dass man sich gut in sie hineinversetzen und ihre Gedanken nachvollziehen kann. Nicht selten hat man dennoch den Eindruck, dass Elizabeth doch einen Anflug von Gefühlen empfindet, wenn auch nicht stark ausgeprägt.

Die Emotionen scheinen gleichzeitig im Hintergrund und im Vordergrund zu stehen: Einerseits wirken sie für die Handlung irrelevant, da Elizabeth und damit auch ihr Handeln von ihnen unabhängig ist, andererseits wirft gerade dieses Fehlen ein ganz anderes Licht auf sie und man bekommt als Leser das Gefühl, dass unsere Emotionen uns viel stärker beeinflussen, als wir vielleicht denken. Dies verleiht der Geschichte noch eine ganz eigene Art der unterschwelligen Spannung.

Besonders gut gelungen finde ich die vielen unerwarteten Wendungen und Ereignisse. Im Laufe des Romans ergeben sich viele offene Fragen, über die man beim Lesen verschiedenste Vermutungen anstellt, doch die Auflösungen sind dann am Ende völlig anders, überraschend und spannend. An keiner Stelle hatte ich den Eindruck zu wissen, was als nächstes passiert. Obwohl die Haupthandlung zwischenzeitlich nur langsam voranschreitet, bleibt es durch die kleineren Nebenhandlungen immer spannend. Als einziges ein wenig langatmig empfand ich das letzte Kapitel, nachdem die Frage nach Elizabeths Emotionen aufgeklärt wurde und „nur noch“ die kleineren Fragen zu Familie und Freunden beantwortet werden – aber lieber so, als am Ende noch offene Fragen zu haben.

Sprachlich und inhaltlich auch besonders gut gelungen finde ich das Zusammenspiel aus Fantasy und Realität. Die mal ganz anders gewählten Fantasy-Wesen werden sehr gut in die ‚Welt der Unwissenden‘ eingebunden, sodass es theoretisch möglich wäre, dass wir alle nur die Unwissenden sind und diese Wesen tatsächlich neben uns existieren, ohne dass wir sie sehen, hören und spüren können.

Einen halben Stern Abzug gibt es für einige kleine Unstimmigkeiten und offene Fragen nach dem Warum, nsgesamt hat mir dieses Buch aber sehr gut gefallen und ich würde es auf jeden Fall jedem, der es gerne etwas phantasievoll mag, empfehlen!