Rezension

Großartiger Psychothriller

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum - Iain Reid

The Ending - Du wirst dich fürchten. Und du wirst nicht wissen, warum
von Iain Reid

Ich-Erzählerin ist eine namenlose Frau, die mit ihrem Freund Jake im Auto sitzt. Sie kennen sich seit ungefährt zwei Monaten und sind auf dem Weg zu einem Abendessen bei Jakes Eltern. Sie fahren durch die verschneiten kanadischen Wälder, es ist dunkel, und die Frau hängt ihren Gedanken nach. Vor einiger Zeit hat sie beschlossen, dass sie Schluss machen möchte. Warum sie noch mit zu Jakes Eltern fährt, weiß sie selbst nicht so genau. Und dann ist da noch dieser Stalker, der sie seit einiger Zeit anruft. Von ihrer eigenen Nummer aus. Wie kann das sein?

"Ich habe mich mehr oder weniger entschieden. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich Schluss machen werde. Das nimmt mir den Druck vor der ersten Begegnung mit seinen Eltern."
(Seite 10)

Was dann folgt ist ein wirklich clever gesponnener Psychothriller mit einem Ende, das mir völlig neu war. Keine ausgelutschte, schon tausend Mal geschriebene Idee, sondern etwas völlig Neues, das mich eiskalt erwischt hat, obwohl ich als schon unzählige Psychothriller gelesen habe. Ich hatte mit einer Auflösung á la Fitzek gerechnet, aber diese Wendung ist noch viel schockierender. Auf dem Klappentext steht, dass man die Geschichte mehrmals lesen soll. Anfangs dachte ich noch jaja, klar doch, das sagt ihr immer, aber als ich den letzten Satz gelesen hatte, habe ich sofort wieder von vorne angefangen. Das habe ich vorher noch nie getan!

Zum Inhalt darf ich eigentlich gar nichts sagen, außer vielleicht, dass die Geschichte nicht die ganze Zeit über im Auto spielt. Es gibt mehrere Schauplätze, an welchem sich die bedrohliche Spannung langsam aufbaut. Aber es ist eine diffuse Bedrohung, die man nicht so richtig greifen kann. Irgendetwas ist da, etwas Seltsames, aber Iain Reid lässt uns bis zum Ende nicht begreifen, was es ist. Einfach großartig umgesetzt.

"[H]abe ich etwas gesagt, das an ihm nagt? Seit wir hier eingetroffen sind, wirkt er verändert. Seine Stimmung. Es ist, als säße ich hier alleine."
(Seite 105)

The Ending ist nicht blutig. Es ist nicht aktionreich. Es ist kein Horror, obwohl man bei dem Familienessen plötzlich das Gefühl hatte, in einem Horrofilm gelandet zu sein, und als die Frau dann die Kellertreppe hinuntersteigt... Aber nein, es ist alles ganz anders. The Ending überzeugt wirklich durch die psychologische Spannung, die sich langsam aufbaut und mich dann nicht mehr losgelassen hat. So waren die 240 Seiten dann auch schnell an einem Abend gelesen, aber der Nachhall der Geschichte währte deutlich länger.

Ich liebe gute Psychothriller, aber leider weiß ich die Auflösung meistens schon nach dem ersten Drittel. Ich finde es schade, dass mich die meisten Bücher dieses Genres nicht mehr überraschen können, weil es ihnen meistens an Originalität mangelt. The Ending dagegen konnte mich überraschen und dadurch wird es mir sicher noch lange im Gedächtnis bleiben.

(c) Books and Biscuit