Rezension

Großartiger Reihenauftakt!

Spectrum - Ethan Cross

Spectrum
von Ethan Cross

Ethan Cross überrascht den Leser mit atemberaubender Action, unvorhersehbaren Wendungen und individuellen, unterschiedlichen Charakteren. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Der Epilog hat mein Herz höher schlagen lassen und macht neugierig auf mehr. Ich kann nur hoffen, dass Ethan Cross mit der Geschichte um August Burke möglichst schnell in die nächste Runde geht!

PLOT

Ein Massaker in einer Squatter Siedlung in Südafrika. Eine Geiselnahme bei einem Banküberfall in Las Vegas. Auf den ersten Blick haben diese beiden Fälle nichts gemeinsam, abgesehen von dem afrikanischen Söldner Krüger. Als dieser auf das FBI als Verhandlungspartner besteht kommen Special Agent Carter und Dr. Burke ins Spiel. Für August Burke ist es der erste Außeneinsatz und er folgt seinem Mentor nur unfreiwillig. Er hat zwar einen Doktor in Kriminalpsychologie, ist aber offiziell nur als Berater für das FBI tätig und hat zudem das Asperger Syndrom. Zwar sind seine Fähigkeiten für diesen Fall unerlässlich, allerdings bringt seine Unbeholfenheit in zwischenmenschlichen Beziehungen einige Tücken mit sich. Dann schaltet sich auch noch die CIA ein und eine junge Frau von der südafrikanischen Polizei, die auf einem persönlichen Rachefeldzug gegen Krüger ist betritt die Bühne. August Burke muss feststellen, dass sie es mit viel mehr als einem normalen Banküberfall zu tun haben. Die nationale Sicherheit ist gefährdet und einige mächtige Parteien ziehen die Ermittler in ein gefährliches Spiel!

 

 

REVIEW

Seit der Reihe um den Serienmörder Francis Ackerman bin ich ein großer Fan von Ethan Cross und konnte mir seine neue Reihe daher nicht entgehen lassen. "Spectrum" zeigt eine ganz andere Seite des Autors und ist doch ebenso gelungen wie sein Debütroman. Man fühlt sich in einen Actionfilm versetzt, in dem ein Ereignis das nächste jagt und man gespannt auf die neuste Wendung wartet. Ethan Cross gönnt seinem Leser keine Verschnaufpause und genau wie das ermittelnde Team wird man tiefer und tiefer in die dunklen Machenschaften hineingezogen. Vertrauen kann man keinem und gebannt folgt man dem Schicksal seiner Lieblinge.

 

CHARAKTERE

Ethan Cross jongliert mit einer Vielzahl an Charakteren und ihm gelingt, woran die meisten anderen Krimi- und Thrillerautoren scheitern: seine Charaktere sind lebendig, einzigartig und schaffen es sich mit ihrem Widererkennungswert in den Kopf des Lesers zu brennen. Für mich macht genau das den Roman aus. Man fiebert von der ersten Seite an mit und obwohl es so viele unterschiedliche Figuren in "Spectrum" gibt, kommt man kein einziges Mal durcheinander. Wie viele Thriller habe ich schon gelesen in denen der Autor es einfach nicht schafft seine Charaktere zu individualisieren. Hut ab für Ethan Cross, der zeigt wie es gemacht wird. Und wie schon in seiner ersten Reihe liegt seine Stärke in den ganz eigenwilligen Charakteren und deren Darstellung. Hierbei sind meiner Meinung nach August Burke und der Söldner Krüger hervorzuheben.

 

August Burke ist ein liebevoll gezeichneter Charakter. Eigenwillig, seltsam und besonders. Die Darstellung des Asperger Syndrom finde ich hervorragend gelungen. Man merkt als Leser, dass dem Autor diese Thematik sehr am Herzen liegt. Es wird nicht als Krankheit dargestellt und August Burke leidet auch nicht unter der Tatsache dass er Asperger hat, ganz im Gegenteil. Asperger macht ihn zu etwas besonderen und in seinen Augen liegt das Problem vielmehr darin, dass alle anderen Menschen so anders sind. Unberechenbar erscheinen ihre Handlungen und daraus ergeben sich in dem Roman einige Szenen, in denen man August Burke einfach ins Herz schließen muss. Bereits in "Spectrum" entwickelt er sich weiter und ich bin unglaublich gespannt welchen Weg er in den nächsten Teilen der Reihe beschreiten wird.

 

Anders sieht es mit dem Söldner Krüger aus, der unvorstellbare Dinge tut um seiner Familie in Südafrika ein besseres Leben zu ermöglichen. Für Idris Madeira – wie der Söldner im wahren Leben heißt – ist Krüger eine Figur, die er erschaffen hat um sich von seinen Taten zu distanzieren. Doch nach seinem letzten Einsatz fällt ihm dies immer schwerer. Die Grenzen zwischen Idris und Krüger verschwimmen und es ist unvorhersehbar was dies für die Ereignisse in Las Vegas bedeutet. Es fällt schwer diesem Charakter etwas Gutes abzugewinnen, denn Krüger ist kein guter Mann. Und obwohl man ihn nicht wirklich mögen kann, ist es doch erstaunlich wie brillant Ethan Cross seine innere Zerrissenheit dem Leser näher bringt. Für mich war seine Entwicklung spannend zu beobachten und bis zum Ende war für mich nicht vorhersehbar welche Rolle er in dem großen Showdown spielen wird.

 

Neben diesen beiden großartig dargestellten Charakteren, gibt es noch eine Vielzahl weiterer Figuren, die "Spectrum" ausmachen. Der SWAT Officer Nic Juliano wurde neben Burke zu meinem persönlichen Liebling. Seine dunkle Vergangenheit zeichnet ihn aus, ebenso wie seine Loyalität und sein Humor. Ich habe ihn direkt ins Herz geschlossen und habe die Kapitel aus seiner Sicht am meisten genossen. Zusammen mit Burke und Special Agent Carter ergibt er zudem ein ganz besonderes Team und ich kann nicht erwarten mehr von ihm zu lesen. Der einzige Charakter mit dem ich Schwierigkeiten hatte war Constable Isabel Price von der südafrikanischen Polizei. Mit ihr wollte ich einfach nicht warm werden. Von Rache getrieben zeigt sich in Isabel ihre dunkelste Seite und mir persönlich fiel es schwer Sympathie für sie aufzubringen. Für mich war sie zu dramatisch und unberechenbar, da sie bereits gezeigt hat, dass sie in ihrer Rache keine Grenzen kennt. Was unbedingt Erwähnung finden muss sind zudem die vielen Nebencharaktere, die nur kurz auf die Bühne treten aber trotzdem großen Eindruck hinterlassen. Burkes Freund, der Magier und Nic Julianos Großvater sind dabei nur zwei kleine Beispiele. Am liebsten hätte ich noch viel mehr über einige der Nebencharaktere erfahren!

WELTENBAU

"Spectrum" spielt in Las Vegas und Südafrika und schafft es beiden Handlungsorten den nötigen Spielraum zu lassen. Südafrika steht zwar vorerst im Hintergrund aber nach den Entwicklungen im Buch vermute ich stark, dass sich dies im zweiten Teil der Reihe ändern wird! Ethan Cross gewährt dem Leser einen Blick hinter die Kulissen der Polizei und des FBI, ebenso wie der kriminellen Szene, wobei ich besonders letzteres sehr interessant fand. Ich hoffe darauf, dass Nic Juliano uns auf weitere Ausflüge ins kriminelle Milieu mitnimmt und wir mehr über die Gangs von Las Vegas erfahren. Ebenso neugierig macht das Machtverhältnis in Südafrika, von dem man vorerst nur einen kleinen Vorgeschmack erhält, was sich aber hoffentlich ebenfalls mit dem nächsten Band ändern wird.

 

Ich persönlich fand den Konflikt zwischen dem FBI und der CIA sehr interessant und hätte mir da noch etwas mehr Hintergrundgeschichte zu gewünscht. Meiner Meinung nach ist dies etwas zu kurz gekommen, zumal der Roman dahin gehend so viel Potential geboten hatte. Es hätte mich auch gefreut wenn man mehr über die Welt von Dr. Julia Raskin – weiteres will ich hier nicht näher erläutern um Spoilern vorzubeugen – erfahren hätte, was bestimmt unglaublich spannend gewesen wäre. Dies ist allerdings Nörgeln auf hohem Niveau und ich kann durchaus verstehen, dass Ethan Cross sich dagegen entschieden hat, da es der Erzählweise des Romans wohl nicht dienlich gewesen wäre. Er erschafft nämlich eine zutiefst lebendige Handlung und bereits auf den ersten Seiten wird der Leser förmlich in die Geschichte hineingezogen. Es ist eine wilde Achterbahnfahrt und immer wenn man denkt es würde ruhiger werden und man würde Antworten bekommen, nimmt der Roman neuen Schwung auf und überrascht den Leser mit einer weiteren Offenbarung und Überraschung.

 

SPRACHSTIL

Das Buch ist in drei Teile aufgeteilt, welche wiederum aus vielen kurzen Kapiteln bestehen. Zusammen mit den unterschiedlichen Erzählern ergibt sich dadurch eine sehr lebendige Geschichte, die dem Leser ermöglicht aus allen Blickwinkeln die Ereignisse zu beurteilen. Wie gewohnt ist der Schreibstil von Ethan Cross sehr schlicht und präzise. Keine Beschönigungen, keine großen Umschreibungen und damit perfekt für den Thriller. Zudem fühlt man sich stets versucht nur noch ein weiteres Kapitel zu lesen – schließlich sind sie so wunderbar kurz – und bevor man sich versieht hat man bereits das halbe Buch gelesen. Besonders zum Ende hin fällt es einem schwer "Spectrum" aus der Hand zu legen, weil alles Schlag auf Schlag geht und man einfach wissen muss wie es nun ausgeht.

 

COVER

Vom Cover her ist "Spectrum" sehr schlicht gehalten. Ein einfacher Schriftzug auf schwarzem Untergrund, wobei ich die Farben für den Titel dabei sehr schön gewählt finde. Wer sich über die Titelwahl wundert, muss etwas aushalten und erhält erst im Epilog Antworten. Mir persönlich gefällt das schlichte Cover und besonders der blaue Buchschnitt hebt "Spectrum" aus der Masse hervor. Im Vergleich zum englischen Cover gewinnt für mich tatsächlich mal die deutsche Version, da das Original sich in die lange Schlange einfallsloser Thriller Cover einreiht und zudem nicht einmal sonderlich zur Handlung passt.

 

FAZIT

Gelungener Auftakt einer neuen Reihe! Ethan Cross überrascht den Leser mit atemberaubender Action, unvorhersehbaren Wendungen und individuellen, unterschiedlichen Charakteren. Ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen und habe es innerhalb kürzester Zeit verschlungen. Der Epilog hat mein Herz höher schlagen lassen und macht neugierig auf mehr. Ich kann nur hoffen, dass Ethan Cross mit der Geschichte um August Burke möglichst schnell in die nächste Runde geht!

 

BEWERTUNG

5 von 5 Sternen