Rezension

Großartiger Schreibstil, jedoch wurde ich mit Charakteren und Handlung nicht warm

Aus schwarzem Wasser - Anne Freytag

Aus schwarzem Wasser
von Anne Freytag

Bewertet mit 3 Sternen

Normalerweise sind die Bücher von Anne Freytag für mich ein Garant für gute Unterhaltung. Ihre anderen Bücher habe ich bisher geliebt. Mit ihrem ersten Wissenschafts- und Umweltthriller wurde ich allerdings leider nicht so richtig warm.

Die Innenministerin Dr. Patricia Kohlbeck und ihre Tochter Maja verunglücken bei einem Autounfall. Beide ertrinken im inneren des Autos. Doch nur wenige Stunden später wacht Maja, im inneren eines Leichensacks, wieder auf. Quicklebendig und nahezu unversehrt. Das Letzte an das sie sich erinnern kann, sind die leeren, toten Augen ihrer Mutter und der Satz “Du kannst niemandem trauen, sie stecken alle mit drin.”
Ein vielversprechender Anfang und ich war zu Beginn auch ziemlich begeistert von der Spannung und natürlich vom Schreibstil Anne Freytags. Ich liebe ihre Art zu schreiben einfach. Anspruchsvoll, aber nicht schwierig und so schön poetisch. Nicht umsonst zählt sie zu meinen Lieblingsautor*innen.

Der grandiose Schreibstil blieb, die Spannung verschwand für mich allerdings nach und nach leider. Bei einem Thriller nicht unbedingt das, was man sich wünscht. Ehrlich gesagt, wurde mir persönlich zu viel drumherum geredet, zu viel Nebensächliches erzählt, was die Spannung hat leiden lassen. Außerdem hatte ich schon recht früh die grobe Storyline durchschaut und wusste so quasi, was noch auf mich zukommen würde. Einen Plottwist, relativ am Ende, gab es dann doch, den ich nicht vorhergesehen hatte, der wieder etwas mehr Spannung aufkommen lies. Insgesamt war mir das Buch, dafür, das es sich um einen Thriller handelt, aber zu langatmig.

Die Idee der Autorin hat mir allerdings ziemlich gut gefallen. Ich kann leider nicht viel dazu schreiben, ohne zu spoilern, doch Teile der Thematik passen sehr gut zu aktuellen politischen Themen. So geht es u.a. um die Verschmutzung der Meere und die daraus resultierenden Folgen, die in “Aus schwarzem Wasser” anders aussehen, als die Folgen, die in der Realität auf uns warten, wenn wir nicht langsam die Kurve kriegen. Die Kritik kommt aber an, ebenso der kritische Blick auf Politik und Geheimdienste.

Wäre mir das Buch nicht als Thriller angepriesen worden, wäre meine Bewertung vermutlich anders ausgefallen. So habe ich auf spannende Wendungen und undurchschaubare Verschwörungen gehofft, sie aber nicht bekommen.
Hinzu kommt noch, dass mir kaum eine der Hauptfiguren sympathisch war. Wer schon die ein oder andere meiner Rezensionen gelesen hat, weiß, dass mir Charaktere in Büchern besonders wichtig sind. Sind sie mir nicht sympathisch, für mich nicht zu greifen oder zu weit weg von meinen eigenen Werten, habe ich Schwierigkeiten mich komplett auf die Geschichte einzulassen, weil ich sie dann nicht richtig fühlen kann. Und eine Geschichte zu lesen, in der ich fast niemanden wirklich mag, macht auch nicht so viel Spaß, wie Bücher zu lesen, in denen die Figuren liebenswert sind.

Fazit

Obwohl Anne Freytag zu meinen Lieblingsautor*innen gehört und der Schreibstil, wie zu erwarten war, wieder grandios war, wurde ich mit ihrem ersten Wissenschafts- und Umweltthriller nicht wirklich warm. Interessante Thematik, doch leider mir unsympathische Charaktere und insgesamt zu wenig Spannung. Vieles war für mich schon recht früh vorhersehbar und einfach nur über Intrigen und Machtkämpfe zu lesen, reicht für mich nicht.
Ich bin sicher, dass das Buch viele begeisterte Leser*innen finden wird, doch meins war es leider nicht. Sehr schade. Ich vergebe gute 3 von 5 Sternen.