Rezension

Großartiger Schreibstil und eine Protagonistin mit trockenem Humor - ein klasse Auftakt!

Fire & Frost, Band 1: Vom Eis berührt - Elly Blake

Fire & Frost, Band 1: Vom Eis berührt
von Elly Blake

Bewertet mit 4.5 Sternen

Worum geht es?

Ruby wurde ihr Leben lang von ihrer Mutter eingetrichtert, ihre Gabe zu unterdrücken. Denn sie ist eine gefürchtete und von den Untergebenen des Frostkönigs gehasste Fireblood, die die Macht über das Feuer hat, während die Frostbloods das Eis beherrschen. Und doch tauchen eines Tages Soldaten in ihrem Dorf auf, die ihrer Mutter das Leben und sie gefangen nehmen. 6 Monate verrottet sie im Gefängnis, halb verhungert, halb erfroren, als zwei geheimnisvolle Frostbloods bei ihr auftauchen und ihr einen Ausweg bieten: Sie schenken ihr die Freiheit, wenn sie ihnen dabei hilft, den Eisthron des Frostkönigs zu zerstören. Darüber muss sie nicht lange nachdenken, denn auch, wenn sie den Frostbloods Argwohn und Misstrauen entgegenbringt, ist die Aussicht auf Freiheit zu verlockend. Doch um die ihr gestellte Aufgabe bewerkstelligen zu können, muss sie erstmal lernen, ihre Gabe unter Kontrolle zu bringen. Und der mysteriöse Arcus, der sein Gesicht stets unter einer Kapuze verborgen hält, stellt sich als einer ihrer Lehrer als sehr ungeduldig heraus, was sie nicht selten aneinandergeraten lässt...

Meine Meinung

Mit „Fire & Frost – Vom Eis berührt“ hat Elly Blake einen fantastischen Reihenauftakt geschaffen, der seine Zeit brauchte, um mich abzuholen, mich dann aber auf ganzer Linie überzeugte.

Ganz besonders imponiert hat mir der Schreibstil der Autorin. Sie hat eine wundervolle, bildhafte Art, die Eislandschaft, den Palast, den Thron – einfach die Umgebung im Allgemeinen – anschaulich zu beschreiben, sodass sich beim Leser ein ständiges Kopfkino einstellt. Ihr Schreibstil lässt einen frösteln, wenn der Frostkönig seine Hand hebt und eine Eisschicht über den Boden zieht, und wärmt, wenn Ruby ein Feuer entfacht (und sich dabei manchmal selbst in Brand setzt). Unglaublich interessant wird beschrieben, wie Ruby von ihrer Gabe Gebrauch macht, wie sie die Hitze in sich aufbaut und zu einem späteren Zeitpunkt auch bestimmte Tricks vollführt – diese inneren Vorgänge, die dabei in ihr vorgehen, ziehen den Leser ins Buch, als wäre man ein Teil davon. Es war dieser Schreibstil, der mich von Anfang an beim Lesen gehalten hat.

Trotz des genialen Schreibstils und der überzeugenden Leseprobe war ich die ersten 100 Seiten aber eher skeptisch. Während ich die Protagonistin wegen ihres trockenen Humors sofort als sympathisch empfand, brauchte der männliche Gegenpart länger, um mein Wohlwollen zu gewinnen. Statt geheimnisvoll und mysteriös wirkte Arcus auf mich nur unnötig unfreundlich und großkotzig, weshalb ich der Liebesgeschichte nicht gerade entgegenfieberte. Nach den besagten 100 Seiten änderte sich mein Eindruck von ihm jedoch von Grund auf und die Autorin kriegte definitiv noch die Kurve. Er wurde zugänglicher, sympathischer und durch seine Vorgeschichte endlich auch interessant. Gerade diese Vorgeschichte war es auch, die mich dann auch für die Liebesgeschichte vereinnahmte, denn Arcus hat ein paar Unsicherheiten, denen Ruby entgegenwirken muss. Dadurch gibt es neben den vielen hitzigen und überaus amüsanten Schlagabtäuschen auch einige berührende Momente zwischen den beiden, die einen mitfiebern lassen.

Auch andere kleinere Schwachstellen, die auf den ersten 100 Seiten noch ein bisschen den Lesespaß zurückhielten, waren schließlich kein Thema mehr – die Autorin pendelte sich ein. Der Humor überzeugte immer mehr, die Figuren wirkten authentischer und sympathischer, die Liebesgeschichte wurde fesselnder und die Geschichte schlug eine Richtung ein, die sie immer mehr von dem üblichen Ablauf eines Fantasy-Romans wegführte. Es gab einige unerwartete Wendungen, die ich so nicht habe kommen sehen, und die dem Buch die nötige Besonderheit gegeben haben.

Die Entwicklungen haben mir unglaublich gut gefallen, vor allem, weil sich alles sehr authentisch und in realistischem Tempo ereignet. Ruby mutiert nicht von einem Tag auf den anderen zur Fireblood-Meisterin, sondern lernt nur gemächlich, auch wenn sie unverkennbar begabt ist. Sie muss sich im Laufe der Geschichte immer wieder bewähren, entwickelt sich weiter und wird stärker. Manches Mal hat mich die Handlung an „Das Reich der sieben Höfe“ erinnert, denn wie auch dort gibt es einige Elemente, die ich in Büchern besonders liebe. Beispielsweise Arenakämpfe …

Das Ende des Buches war für mich absolut zufriedenstellend. Anfangs wurden einige Hindernisse für mich zu schnell und einfach aus dem Weg geschafft, aber auch das handhabte die Autorin schließlich viel besser, sodass das Ende nochmal einiges an Spannung bereithielt. Ich möchte jetzt definitiv weiterlesen und bin froh, dass wir nur bis September warten müssen, denn der Klappentext des Folgebandes verspricht wieder einiges.

Fazit

Für mich ein anfangs schwacher, dann absolut überzeugender Auftakt eines neuen Fantasy-Abenteuers mit starken, sympathischen Protagonisten, einer packenden Liebesgeschichte und einem großartigen Schreibstil, der den Leser sofort in diese hitzig-frostige Welt entführt. Ich hatte sehr viel Spaß und vergebe 4,5 Sterne. Wem „Das Reich der sieben Höfe“ gefallen hat, könnte auch „Fire & Frost“ klasse finden.