Rezension

Großartiger Titel, große Erwartungen meinerseits.

Wie hat Ihnen das Anthropozän bis jetzt gefallen?
von John Green

Ich bin ein Fan von Sachbüchern. Sie geben mir das Gefühl, Neues zu erfahren, erklärt von Experten, die Bescheid wissen oder für ihre Themen ordentlich recherchiert haben. Ich war bereit, mich von einem gefeierten Jugendbuchautoren, mit Erfahrung als Podcaster von "The Anthropocene Reviewed" überraschen zu lassen. "Notizen zum Leben auf der Erde.", passt, wackelt und hat Luft... Luft nach oben... ganz viel Luft nach oben.

Der erste Lacher war ein Punkt (Sternchen?!) für Green, nahm er doch gleich das Kulturgut "Buch" sehr genau unter die Lupe, erläutert und vergibt seine Sternchen-Bewertungen für die Seiten des Copyrights und des Half-Titels. In der Einleitung wird dann brav erklärt, dass diese Sternchen für Computer erfunden wurden. Geschmäcker und Meinungen werden auf Punkte und Sternchen heruntergebrochen, damit sie in die Algorithmus-Berechnungen der Maschinen einbezogen werden können. Schon klar, aber warum zum Teufel vergibt er jedem seiner 44 Kapitel auf knapp 300 Seiten dann seine Sternchen? Und schlimmer noch, warum zum Teufel habe ich gedanklich meine eigene Sternenvergabe gemacht? Ich bin weder Maschine, noch arbeite ich FÜR eine solche.

Dann war es mit dem Lachen auch schon vorbei. Vielleicht wars der Frust, vielleicht der Ärger über die vielen, vielen kurzen Abschnitte über Greens eigenes Leben, über seine beruflichen Tätigkeiten, seine Krankheiten, seine Urlaube, Feiern, Ausflüge... bis hin zur tatarata, PANDEMIE. Vereinzelt gabs ein paar Gedanken zum Fortgang der Menschheit, wie sie zum Beispiel Mario Kart, oder Monopoly spielt.... also im Großen und Ganzen eher oberflächliches Geplänkel, garniert mit Anekdoten, wie dem von Roosevelt verschonten Bären letztendlich doch der finale Schuss ereilt hat. Wissen, dass man sich dank der sterngefütterten Computer auch aus dem Internet ziehen kann.

Enttäuscht war ich von dieser im Anthropozän-Mäntelchen verpackten, kaum verhohlenen, pandemiebedingten ABM (Arbeits-Beschaffungs-Maßnahme) mit Vita-Einstreuungen. Einen ehrlicheren Titel hätte ich mir gewünscht, so aber wars eine Mogelpackung. Wirklich schade. (Dass Romanautoren auch Sachbücher können, beweisen nicht nur Schätzing und Sagan.)

Vielleicht lags auch an meiner Unfähigkeit, Fach- von Sachbüchern zu unterscheiden, aber Tacheles reden kann ich, deshalb gibts von mir keinen Stern (s.o.).

Kommentare

wandagreen kommentierte am 13. Juni 2021 um 20:43

Hohohoho - keinen einzigen?? Hab schon begeisterte Stimmen gelesen - aber dir traue ich !