Rezension

Großartiges Familienleben auf 719 Seiten

Der größte Spaß, den wir je hatten
von Claire Lombardo

Bewertet mit 4 Sternen

„Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist das moderne Aushängeschild einer Dynamik zwischen Geschwistern. Es erzählt mehr über die Tücken des Älterwerdens, die Abhängigkeit von den Eltern und vor allem Zwischenmenschlichkeit als jeder Ratgeber es könnte.

 

Es ist die Geschichte von vier Schwestern, die unterschiedlicher nicht sein können und dennoch eine große Gemeinsamkeit haben: Ihre in glücklicher, scheinbar problemloser Ehe lebenden Eltern. In der Essenz dreht sich die Handlung nämlich um Marilyn und David: Vom ersten Kennenlernen bis in die Gegenwart begleitet man die beiden, erlebt Geburten mit, schmerzhafte Trennungen, unerwartete Enttäuschungen, aber vor allem die größte Liebe, die man füreinander empfinden kann.

 

Der Roman lebt eindeutig vom Gefühl, das sich durch die geschriebenen Worte zum Leser windet. Claire Lombardo hat in ihrem Debüt bewiesen, dass sie weiß, wie man eine Geschichte schreibt, die nicht durch eine weltbewegende Prämisse Anklang findet, sondern von fein gezeichneten Charakteren und deren Wechselspiel lebt. Es bietet keine nie da gewesene Handlung, es wird auch nicht total schockieren. 719 Seiten sind dabei keineswegs zu viel, der Schreibstil Lombardos macht die Story leicht zugänglich.

 

Die Gestaltung des Buchs ist simpel, aber ein echter Hingucker. Das Cover zieren vier Ginkgo Blätter verschiedenen Alters in leichter Farbabstufung. Selbstverständlich liegt die Annahme nah, diese vier Blätter als Symbolik für die vier Schwestern zu sehen, das letzte Blatt deutlich kleiner als die restlichen, wie Grace mit einem großen Altersunterschied zu den älteren Geschwistern. Durch das harmonische, nicht allzu aufregende, ansehnliche Design bekommt man das richtige Bild vom Inhalt: Leicht verspielt, aufregend, abwechslungsreich, aber ohne Nervenkitzel.

 

„Der größte Spaß, den wir je hatten“ ist und bleibt eine Familiengeschichte. Als Leser kann man die tiefe Verbundenheit innerhalb der Familie spüren, das Knistern, das Blitzen, die Nähe. Wer Celeste Ngs „Kleine Feuer überall“ oder Chloe Benjamins „Die Unsterblichen“ mochte, wird auch Gefallen an diesem Familienporträt finden.