Rezension

Großartiges, inspirierendes Lesehighlight!

Simon vs. the Homo Sapiens Agenda - Becky Albertalli

Simon vs. the Homo Sapiens Agenda
von Becky Albertalli

Es ist zweifelsohne ein waschechter Publikumsliebling – mit zahlreichen Preisen überschüttet und auch in der Bloggerlandschaft hochgepriesen: Die Rede ist von Becky Albertallis Debütroman „Simon vs. the homo sapiens agenda“; im Deutschen „Nur drei Worte“. Das Werk befasst sich mit einem Jugendlichen, der mitten in seiner Phase des Coming-outs steht, und kann mit einer spielerischen Leichtigkeit eine große Inspiration für alle Menschen sein, die sich in einer ähnlichen Lage befinden. Welche Leseeindrücke ich aus der Lektüre gewinnen konnte, das erfährst du in der folgenden Rezension.

 

Ja, ich habe vorliegendes Buch auf Englisch gelesen – und es nicht bereut. Die Schriftstellerin hat einen leicht zu lesenden, authentischen Schreibstil, der so gut den jugendlichen Nerv der Zeit trifft, ohne ihn zu sehr nachahmen zu wollen. Mit ihrem Charakter Simon entwirft sie eine glaub- und liebwürdige Hauptfigur, in deren emotional chaotisches Inneres man als Leser gerne schlüpft. Seine Motivationen, Ängste und Entscheidungen werden nachvollziehbar und verständlich dargestellt.

 

Die Autorin schafft einen unverkrampften Umgang mit dem Thema Homosexualität: Sie stellt sie nämlich als vollkommen normal dar – und ist genau durch diese Tatsache so revolutionär. Dabei beschönigt sie keineswegs die Umstände; gerade das Coming-out erfährt genau die Gewichtung, die ihm im heutigen Umfeld (leider) immer noch zusteht. Die Verzweiflung und der äußere Druck des Protagonisten, sich geradezu outen zu müssen, porträtiert Albertalli eindrucksvoll und macht somit die emotionale Beklemmung und Einengung nahezu greifbar.

 

Auch die übrigen Personen können durch ihre vielschichtigen, farbenfroh-schillernden Charakterzüge glänzen und erweitern das Ensemble rund um die Titelfigur um wertvolle Mitglieder. Dabei ist vor allem Simons gefühlsmäßiges Gegenstück Blue eine spannende Ergänzung: Die ganzen E-Mail-Passagen zwischen den beiden knistern förmlich vor unter den Zeilen verstecktem Charme und bringen eine angenehme Abwechslung in den sonstigen Schreibfluss aus Simons Ich-Perspektive.

 

Aus erster Linie kann ich berichten, dass „Simon vs. the homo sapiens agenda“ für diejenigen, die sich gerade in einer Phase der sexuellen Orientierung oder des öffentlichen Bekundens der eigenen Ausrichtung befinden, ein wertvoller Mutmacher ist, der durch seine schiere Warmherzigkeit den Glauben an die Menschheit zurückgibt. Ich kann mich nicht erinnern, ein ähnliches Buch gelesen zu haben, das mir derartig aus dem Herzen spricht – und mir einfach gut tut! Es bestärkt den Leser in seiner eigenen Auslebung und zeigt, dass man nicht alleine ist. Dass es nicht immer einfach ist, ja, aber dir der Mut, die eigene Sexualität offen kundzutun, langfristig helfen wird.

 

Und ja, ich kann verstehen, wenn man vorliegende Lektüre etwa als zu kitschig empfindet – aber so ist es doch die vordergründige Absicht der Autorin, eine gewöhnliche Liebesgeschichte zu erzählen. Allein durch den beiläufig erscheinenden Fakt, dass ihre Hauptfigur eben nicht heterosexuell ist, eröffnet sie diese Thematik einem breiteren Lesepublikum und weist dadurch die Banalität von Homophobie auf. Und wenn mich ein Buch motiviert, aufzustehen, zu sagen, dass ich schwul bin; dann ist das ein langfristiger Effekt, den „Simon vs. the homo sapiens agenda“ auf mich hat und dem ich ihm hoch anrechne. Ich möchte mich herzlich bei der Autorin für dieses fortschrittliche, ja befreiende Werk bedanken, das schon so lange notwendig war.

 

„Simon vs. the homo sapiens agenda“ ist ein großartiges, inspirierendes Lesehighlight und ein warmherziger, wichtiger Mutmacher, der mir wahrlich aus dem Herzen spricht.