Rezension

Großartiges, komplexes Fantasydebüt

Der Mond des Vergessens - Brian Lee Durfee

Der Mond des Vergessens
von Brian Lee Durfee

Bewertet mit 5 Sternen

~~Zugegeben: So ganz einfach macht es Durfee dem Leser nicht. Schon zu Beginn muss man sich in einer Fantasywelt zurechtfinden, wird regelrecht hineingeworfen, ohne Erklärungen oder Hintergründe. Zwar gibt es einiges an Karten- und Hinweismaterial am Ende des Buches, aber ständiges Blättern ist nervig, v.a. ganz am Anfang. Doch ich kann nur sagen: DRANBLEIBEN! Hat man sich erst einmal eingelesen, entfaltet sich eine sehr vielschichtige, komplexe und hervorragend ausgearbeitet Geschichte mit großem politischen und religiösen Konfliktpotenzial, in der jede einzelne Figur wichtig und v.a. wunderbar ausgearbeitet ist!

Da sind zunächst die beiden Schwestern Jondralyn und Tala am Königshof. Erstere verlangt danach, als Kriegerin für Gerechtigkeit anerkannt zu werden, denn ihr Bruder, der akteuelle Herrscher, ist unfähig und grausam. Tala, die jüngere, streift in der Burg umher und sucht verzweifelt nach einer Aufgabe und Rolle, die sie einnehmen kann, als sie in eine Verschwörung hineingezogen wird, die ihr mehr und mehr die Luft zum Atmen nimmt.

Dann ist da noch Nail, ein Waise, dessen Herkunft unbekannt ist. Natürlich ahnt der geneigte Leser, dass er eine entscheidende Rolle in den kommenden Ereignissen einnehmen wird - auch Durfee erfindet das Rad nicht neu -, doch Nail muss ordentlich leiden und zweifeln. Sein Ziehvater ist kalt und schwiegsam, und als sich dann die Ereignisse überschlagen, macht Nail eine ganze Menge falsch ...

Überhaupt verwebt der Autor sehr geschickt große politische Ereignisse mit den individuellen Charakteren. Man erfährt immer nur so viel, wie die Figuren in dem verstrickten Netz herausfinden. Erst nach und nach werden Zusammenhänge deutlicher, Bündnisse und Intrigen nachvollziehbarer, Geheimnisse aufgedeckt oder weiter gespnnen. Dies schätze ich aber auch sehr an einem guten Fantasybuch!

Kampfszenen, Grausamkeit und Gewalt kommen auch nicht zu kurz, werden aber nicht wahllos eingesetzt, sondern dienen dazu, diese Welt so zu zeichnen, wie sie eben ist. Ich würde dieses Buch in das Subgenre "grimdark" einordnen: Die Figuren sind allesamt immer wieder dem Scheitern nahe, müssen Niederlagen wegstecken, kämpfen und leiden.

Jedes Kapitel wird aus der Perspektive eines Charakters erzählt, wie auch bei Game of Thrones, und der Autor vermag es glänzend, jder Figur eine individuelle Stimme und Gefühlslage zu geben.

Leider ist noch nicht bekannt, wann die Fortsetzung erscheint. Doch bis dahin kann ich nur sagen: LESEN!!!

5 von 5 Sternen