Rezension

Große Begeisterung für dieses Buch

Der Club
von Takis Würger

Bewertet mit 5 Sternen

~~Takis Würger hat es mir mit seinem Buch Der Club (Verlag Kein und Aber) angetan.
Es ist nicht nur das Cover, das mich zweifelsohne sofort erobert hat, blau schwarz graue Krawattenstreifen, die feine Stoffstruktur zum Angreifen, das ungewohnt kleine Format für eine gebunden Ausgabe. Zum Indiebookday habe ich die Gelegenheit ergriffen, ein Exemplar zu erwerben.
Schon ab den ersten Seiten war es mein Buch. Mit glasklarer Sprache erzählt uns Takis Würger zunächst von Hans‘ Kindheit und Jugend. Hans, ja wie Hans im Glück, doch ganz so märchenhaft ist Hans‘ Aufwachsen nicht. Da die Mutter schwer erkrankt ist, lebt die Familie zurückgezogen in einem Häuschen im Wald. Hans ist ein Kind, das nicht spielt, nur viel beobachtet. Im Umgang mit anderen Kindern ist er unbeholfen. Während eines Geburtstagsfestes versteckt er sich so gut, dass alle Kinder heimgehen, während er auf einem Baum sitzt. Nur beim Boxen blüht er auf, da hat er etwas fürs Leben zu lernen. Früh verliert Hans seine Eltern. Seine Tante Alex, die Halbschwester der Mutter, Professorin in Cambridge, will oder kann ihn nicht aufnehmen, sie trägt selbst ein große Paket an Verletzungen mit sich.
So landet Hans im Internat. Seine Einsamkeit dort ist so greifbar, wenn er dort vom Turm oben hinunterschaut und sich fragt, ob es denn überhaupt jemanden gibt, der ihn vermissen könnte. Plötzlich ereilt ihn eine Brief seiner Tante, er solle nach Cambridge kommen, dort studieren, einem boxen, einem Club beitreten und dort vor allem ein Verbrechen aufklären. Hans folgt dieser Aufforderung und begibt sich in eine Welt der Macht, des Geldes und der Elite. Charlotte, die ihn in die snobistischen Gebräuche einweiht, wird bald mehr für ihn als nur Vermittlerin.
Da jedes Kapitel aus der Sicht einer anderen Person geschrieben ist, weiß der Leser bald mehr als die Menschen im Buch. Dass es um Missbrauch liegt bald auf der Hand. Mehr möchte ich nicht vom Inhalt vorwegnehmen, möge sich doch jeder selbst ein Bild machen.
Ich mochte Würgers Sprache, seine Art, ein wenig aus der Distanz zu beschreiben und trotzdem berührende Charaktere zu schaffen, vor allem Hans, Charlotte und Alex. Er spielt viel mit Gerüchen und Geschmäckern. Als Hans sich während des Boxkampfes mit gebrochener blutender Nase fragt, woher er denn eigentliche wissen könne, wie Kupfer schmeckt, hatte ich - trotz gemütlichen Sitzens im Park - das Gefühl dasselbe zu schmecken. Während einer äußerst drastischen Szene, wird gleichzeitig Zitronentarte gebacken und die Erinnerung an das Süße, Zarte mildert ein wenig den Schrecken.
Mein Fazit, ist dass es nicht immer seitenstarke Wälzer braucht, um in den Bann eines Buches gezogen zu werden. Dieses hier hat es jedenfalls ausgezeichnet geschafft.