Rezension

Große Enttäuschung

Lotus House - Lustvolles Erwachen - Audrey Carlan

Lotus House - Lustvolles Erwachen
von Audrey Carlan

Bewertet mit 2 Sternen

Noch nie hat mir ein Buch die Lust auf das Lesen genommen - dieses Buch hat es geschafft (zumindest für einen halben Tag). Und das, obwohl 'Lust' eigentlich ein Hauptaspekt dieses Buches ist.

Die Protagonisten Trent und Genevieve lernen sich in einem Yoga-Studio kennen, wo sie dem Profi-Baseballer Privatstunden gibt. Ihr 'ansprechendes Äußeres', das mit blonden Haaren, üppiger Oberweite und knallrot geschminkten Lippen so GAR KEINEM Klischee entspricht (*Ironie aus*) weckt in Trent sofort wildes Verlangen, das er in allen Einzelheiten (leider!) mit dem Leser teilt. Die Ausdrucksweise, die hier benutzt wird ist für mein Empfinden nur eins - ordinär. Ich habe nach ca. der Hälfte des Buches angewidert abgebrochen. (Es war zum Glück kein Reziexemplar, bei dem ich mich verpflichtet gefühlt hätte, zu Ende zu lesen!) Bis dahin hat es Trent aber erfolgreich geschafft, Genevieve zu verführen und das natürlich auch während einer seiner Einzelstunden im Yogastudio bei angelehnter Tür. Das, was die beiden da gemacht haben, hatte mit Yoga leider nichts zu tun - was meine Erwartung an diesen Roman war - sondern war lediglich eine astreine Pornoszene. 

Die Verschmelzung von heißer Leidenschaft und detaillierter Yogapraxis, die ich mir von diesem Roman erhofft habe, habe ich leider nicht gefunden. Die Beschreibung der Asanas (Yogastellungen) am Anfang jedes Kapitels ist unpersönlich und klingt jeweils wie aus dem Internet kopiert. Die Leidenschaft, die Genevieve und Trent füreinander empfinden, entsteht nicht, wie ich gehofft hatte, während der Yogapraxis (bei der sie vielleicht Partnerstellungen hätten probieren können oder sie ihm beim Hineinsinken in bestimmte Posen hätte helfen können), sondern fast komplett getrennt davon. 

Um der Geschichte noch ein bisschen Tiefgang zu geben, lebt Genevieve mit ihren beiden jüngeren Geschwistern nach dem Tod der Eltern alleine und musste ihren Traum von einer Kosmetikerin-Ausbildung (Klischee!) aufgeben, um die Familie zu ernähren. Wie wird sich der freiheitsliebende Trent (der es amüsant findet, wenn er die Vorzüge anderer Frauen lobt und Genevieve dann eifersüchtig reagiert - was für ein Lausebengel! *seufz*) in diese Familie integrieren können? Naja - ich kann es mir denken und habe daher nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben, wenn ich das Buch nicht zu Ende lese. 

Selten habe ich so stereotype Charaktere kennengelernt wie in diesem Buch. Leider passen beide von ihrem Verhalten her absolut nicht in meine Lebens- und Wertewelt. Ich liebe Yoga, aber das wurde hier meiner Meinung nach nur als Aufhänger genutzt, um eine zusätzliche Klientel auf einen schlechten Erotikroman aufmerksam zu machen, die sich sonst nicht für diese Art Roman interessiert. In dem Teil des Buches, den ich gelesen habe, habe ich 'meine' Sportart nicht für mich entdecken und nachfühlen können.

Wer Erotikromane mit direkter, jugendlicher Ausdrucksweise und plakative Mann-Frau-Klischees mag - bitte - der ist im Lotus House richtig.