Rezension

Großes Kino!

FIDA - Stefanie Maucher

FIDA
von Stefanie Maucher

Bewertet mit 5 Sternen

Laura ist 13 Jahre alt und steht in der Blüte ihrer Teenagerjahre. Freunde, Make up und eine erste zarte Schwärmerei stehen im Mittelpunkt ihres jungen Lebens.
Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht dieser eine schwarze Tag im Leben des Teenagers, an dem sie spurlos verschwindet. Keine Zeugen, keine Hinweise, keine Hoffnung.
Tatjana und Jochen, Lauras Eltern, drohen an diesem Verlust zu zerbrechen.  Mit dem Verschwinden ihrer Tochter, beginnt auch deren Ehe sich in Luft aufzulösen. Während Tatjana ihre Tochter nicht aufgeben will, wendet Jochen sich bereits anderen Dingen zu. “Fida” ist eine Geschichte über Tränen, Trauer, Hoffnung und unaussprechliches Leid. Darüber hinaus ist “Fida” ein Thriller, in dem das abgrundtief Böse Regie führt.
 
Von Stefanie Maucher kenne ich bisher bereits die Bücher “Fanklin Gothic Medium” und “Kalte Berechnung” sowie einige fiese kleine Kurzgeschichten. Deswegen war mir von Anfang an klar, dass ich mich für “Fida” warm anziehen muss. 
Zugegeben, ich bin eine abgebrühte Leserin, die über Berge von Leichen und Wannen voller Blut bestenfalls müde grinst. Wenn ich mir also für ein Buch von Stefanie Maucher einen Kaffee mit Schuss zubereite und meiner Familie für jede Unterbrechung einen Todesblick schicke, hat das einen ganz bestimmten Grund.
 
Diese Autorin kann etwas, das nur wenige Schriftsteller können. Sie kann mich komplett ohne Splatter und Trash in einen bodenlosen Abgrund schubsen. Einfach so – mit einem wissenden Lächeln auf den Lippen und einer Aneinanderreihung unerträglicher Geschehnisse, mit den richtigen Worten erzählt.
 
“Fida” präsentiert sich aus verschiedenen Perspektiven. Der Leser darf abwechselnd zu Gast in jeder einzelnen Psyche sein – auch in der der Bestie. 
Auf diese Weise geht der Leser durch eine wahre Gefühlshölle. Gleich auf den ersten Seiten wird man mit unfassbarer Trauer und Verzweiflung konfrontiert. Es schleicht sich heimtückisch an einen heran und erschlägt einen dann nahezu, nachdem man begriffen hat, worum es eigentlich geht. Nach den ersten 50 Seiten habe ich mir eine Kleenex-Box aus der Kammer geholt und meinem Kaffee weitere Prozente zugeführt.
 
Lauras Sichtweise war eigentlich kaum zu ertragen. Es hat mich fast erstickt, nicht in dieses Buch springen zu können, um einfach nur irgendetwas zu unternehmen.
 
Unnötig zu erwähnen, dass ich schließlich im Kopf des Täters am liebsten eine mittelschwere Atombombe gezündet hätte. Das war wieder eines jener Bücher bei denen ich mich zwischendurch immer mal neu erden muss, um zu realisieren, dass es nur ein Roman ist.
 
Erzählt wird das Ganze in zwei Zeitabschnitten. Auf der einen Seite gibt es die Zeit, in der das Verbrechen stattfindet und auf der anderen Seite ist es bereits ein Jahr später.
Frau Maucher führt diese beiden Zeitzonen gleitend und fast unmerklich wieder zueinander, indem sie den Leser Schritt für Schritt an die Auflösung heranführt.
Die Hobbydetektive unter den Lesern werden hier ihren Spaß haben. Es ist nicht alles so wie es den Anschein hat – oder doch? Es gibt jedenfalls die eine oder andere Überraschung und jede Menge Aha-Effekte.
 
Insgesamt hat es mich stellenweise vor Spannung fast gekillt. Dieses Buch kostete mich eine Menge Nerven, Taschentücher und Likör für meinen Kaffee.
Stefanie Maucher hat einen emotionalen Kraftakt geschaffen, der die volle Bandbreite möglicher Reaktionen auslösen kann. Als Leser schwankt man ständig zwischen Trauer, Wut, Verzweiflung und Hoffnung. “Fida” ist ein Thriller, der noch lange nach dem Lesen im Gehirn hockt wie ein kleiner böser Troll.
 
Fazit:
“Fida” von Stefanie Maucher ist ein Thriller, der einen mit 180 Sachen überfährt. Und noch bevor man begreifen kann, was einen gerammt hat, wendet es und überrollt einen erneut. Große Klasse und absolute Kaufempfehlung.