Rezension

Großes Kino auf über 600 Seiten

Der Mann, der nicht mitspielt - Christof Weigold

Der Mann, der nicht mitspielt
von Christof Weigold

Bewertet mit 5 Sternen

,,Als ich an einem Sonntagnachmittag Anfang September nach Hause kam, stolperte ich auf der Treppe über eine scharfe Rothaarige." So beginnt Christof Weigolds Detektivroman, der zu Beginn der Zwanziger Jahren in Hollywood spielt. Reinhard, genannt Hardy Engel verdingt sich mehr schlecht als recht als Privatdetektiv, da es zu einer Karriere als Schauspieler bisher nicht gereicht hat. Die ,,scharfe Rothaarige", passenderweise mit dem Namen Pepper Murphy, beauftragt Hardy Engel, ihre Mitbewohnerin zu finden. Die verschwundene Virginia Rappe werde von ihrem Verlobten vermisst. Hardy lässt sich von Peppers Charme und Geld bezirzen, doch als er sich auf die Suche nach Virginia Rappe macht, bemerkt er schnell, dass diese kein Kind von Traurigkeit war, und mitnichten Peppers Mitbewohnerin! Virginia Rappe stirbt, kurz nachdem sie eine rauschende Party des Filmstars und Komikers Fatty Arbuckle besucht hat. Er soll die junge Frau vergewaltigt und brutal mit einer Flasche verletzt haben. Während sich der Fall zu einem Skandal für Arbuckle und damit für die ganze Filmbrache entwickelt, wendet sich das Blatt für Hardy Engel. Vom deutschen Gründer der Universal-Filmstudios Carl Laemmle persönlich wird er engagiert, für Ermittlungen und Aufträge jeder Art. Hardy Engel spielt zunächst mit, obwohl er weiß, dass er mit diesem Job und dem finanziellen Segen gekauft werden soll. Außerdem wird ihm auch noch die reizende Pepper als Sekretärin zur Seite gestellt.

Hardy Engel, Deutscher, der nach dem 1. Weltkrieg sein Glück in Amerika sucht, erinnert an alte, verrauchte Detektivfilme mit Humphrey Bogart: Der einsame, etwas zerknautsche Held, der niemandem trauen kann, nicht einmal sich selbst, zuviel trinkt und zu wenig schläft, aber eigentlich doch zu den Guten gehört.

Der Roman ist einerseits ein spannender Krimi, andererseits ein Zeitroman, der den Ruhm und den Glanz der Zwanziger Jahre, aber auch deren rabenschwarze Kehrseite zeigt. Der historische ,,Fall Arbuckle" wird gekonnt mit Fiktion verknüpft und damit zu großem Kino für den Leser. Dieser sollte sich allerdings auf Über-Spielfilmlänge einstellen, angesichts der 629 Seiten.