Rezension

Großes Kopfkino

Die Schattenträumerin - Janine Wilk

Die Schattenträumerin
von Janine Wilk

Die Autorin Janine Wilk entführt den Leser in ihrem Buch „Die Schattenträumerin“ nach Venedig. Im Jahre 1618 macht der junge Rafael Clementonis dort Bekanntschaft mit einem sonderbaren Wesen. Eine Statue, in deren Nähe er zufällig gelangt, bewegt sich plötzlich und beginnt sogar zu sprechen. Das Wesen behauptet ein Fluch zu sein, der Fluch, der über Venedig ausgesprochen wurde. Im heutigen Venedig besucht die 13-jährige Francesca di Medici auf Einladung ihrer Großmutter die Familie. Eigentlich lebt Francesca mit ihrer Mutter in Deutschland und besucht die Familie meist in den Sommerferien. Diesmal aber ist sie in den Weihnachtsferien gekommen und lernt die Stadt von einer anderen Seite kennen. Venedig ist zu dieser Jahreszeit viel ruhiger als sonst, aber auch grau und neblig. Es sind kaum Touristen in der Stadt und jeden Abend und jeden Morgen ist es in den engen Gassen an den Kanälen nebelig und kalt.

Francescas Aufenthalt in der Lagunenstadt gestaltet sich abenteuerlich. Zunächst einmal leidet Francesca mehr und mehr unter Albträumen. Diese kennt sie zwar schon, aber in Venedig scheinen sie sich zu verstärken. Als ihre Großmutter sie dann zum Haus von Horatio Baldini schickt und dieser ihr eine Traumgondel schenkt, die ihr angenehmere Träume bereiten soll, ist sie zunächst verwundert, aber kurz darauf erzählt Großmutter Fiorella ihrer Enkelin von einem furchtbaren Fluch, der seit vielen Jahren und Generationen auf der Familie die Medici lastet und nach und nach kann sich Francesca verschiedene Dinge zusammenreimen. Von da an ist sie damit beschäftigt den Fluch, der auf der Familie lastet und der mit dem Fluch über Venedig zusammenhängt, aufzuheben. Aber das ist ein ganz großes Abenteuer, bei dem Francesca auf die Hilfe ihrer Familie angewiesen ist.

„Die Schattenträumerin“ das ist eine Geschichte mit einer Kulisse, die einfach passt. Mit vielen Ideen und wundervollen Beschreibungen, aber auch leicht gruseligen Details löst die Autorin beim Leser ganz großes Kopfkino aus. Die Schatten des Buches, die Nebel über den Kanälen, die alten Palazzi, dämonische Kreaturen und dunkle Mächte, das alles wird lebendig und fasziniert hier bis zur letzten Seite. Sogar einem Buch kommt hier eine bedeutende Rolle  zu und das dürfte natürlich jeden Bücherwurm erfreuen.

Zu guter Letzt aber wird mit dieser Geschichte eines klar: Freundschaft, Familie, Ehrlichkeit, Zusammenhalt, Aufrichtigkeit und die Fähigkeit einander verzeihen zu können, alle diese Dinge brauchen Menschen um im Leben gemeinsam etwas erreichen zu können. Nur so ist ein Miteinander möglich, ob in der realen Welt oder in der Phantasie.

Nicht unerwähnt bleiben sollte zum Abschluss noch, dass dieses Hardcover auch zauberhaft gestaltet wurde. Venedig ist nicht nur auf dem Cover, sondern auch auf jeder einzelnen Seite präsent.

Copyright © 2012 by Iris Gasper