Rezension

Grünes Licht

Schwarzes Prisma - Brent Weeks

Schwarzes Prisma
von Brent Weeks

Bewertet mit 4 Sternen

Und Orholam sprach: Es werde Licht.

Was ist Licht? Und was ist ein Prisma? Ohne mich jetzt zurück zu versetzen in meine Schulzeit und dem damit verbundenen, nicht sehr geliebten, Physikunterricht- brechen wir das Wissen mal herunter. Licht bedeutet Farben. Unser Körper hat eine unglaubliche Erfindung im Kopf: die Augen. Welche uns ermöglichen aus dem strahlend weiß wirkenden Licht Farben zu analysieren. Nun nicht nur unsere Augen, vor allem der Gegenstand der das Licht reflektiert oder absorbiert ist dafür verantwortlich. Und darum geht es in diesem Romanauftakt zu einem Vierteiler.

Um die Augen, in denen die Sprenkel der verschiedenen sichtbaren Farben des Spektrums funkeln und um die Möglichkeit mit Hilfe des Lichtes Magie zu wirken: ‚wandeln‘. Wem die Green Lantern ein Begriff ist, kann sich in etwa vorstellen, wie das aussieht, wenn man mit Hilfe von Licht, hier: ‚Luxin’ Gegenstände erschafft aus seiner Vorstellung. Und wie bei dem Comichelden, der am Anfang der Beschränkung erlag, dass ihm Gelb gefährlich werden konnte, haben es auch die ‚Chromaten‘ nicht leicht. Denn sie brennen mit der Zeit schlichtweg aus.

Und darum geht es. Um die große Lebensanlage: ‚Alles hat seinen Preis.‘ Je mächtiger, je verführerischer, je mehr Farben des Spektrums man nutzen kann: Ultraviolett- Blau- Grün- Gelb- Orange- Rot- Infrarot, je öfter man es anwendet, desto voller wird die Iris mit eben jenen Farben angefüllt. Die ursprüngliche Augenfarbe beginnt zu verschwinden bis eines Tages einmal zu viel Magie gewandelt wurde und einen die Kraft flutet und den ‚Halo‘ durchbricht. Dann wird der Mono-, Bi-, Poly- oder Superchromat zum ‚Farbwicht’. Er wird verrückt und von seinen eigenen Leuten gejagt und vernichtet. Diese Gabe wird von Orholam, dem Gott, gewährt und man kann freiwillig sich erlösen lassen: ‚sich befreien lassen‘ und so dem Ende als Farbwicht entgehen. Das finden aber nicht alle so toll und wählen lieber den Eidbruch und suchen sich Gleichgesinnte.

Von all dem weiß das Prisma, ein Titel ähnlichem eines Papstes, und er versucht seine ‚Söhne‘ und ‚Töchter‘ zu führen, ihnen Inspiration und Lehrer zu sein. Er versucht ein Held und ein Weiser zu sein. Seine Aufgabe ist es durch seine Eigenschaft über ALLE Farben gebieten zu können ohne jegliche Einschränkung, ein Gleichgewicht auf der Welt aufrecht zu erhalten. Kontrolliert wird er wiederum in der großen 'Chromeria’ von dem ‚Spektrum‘- Mitglieder aller 7 Satrapien und 7 Farben sowie ‚der Weißen‘. Einen Haken hat die Sache jedoch, denn ein Prisma lebt für gewöhnlich nur eine Zeitspanne von 7 Jahren. Überlebt er diese dann sind ihm weitere 7 vergönnt. Alles beruht auf der 7. Und deshalb hat das amtierende Prisma: Gavin Guile auch eine Liste auf der 7 Aufgaben stehen, die er noch abarbeiten möchte. Alle werden in diesem ersten Teil nicht genannt. Andererseits, könnte ich mit ein wenig Mühe sicher aber auch 7 Probleme finden, die er hat:

  • seine Ex- Verlobte Karis Weißeiche- ‚Mitglied der Schwarzgardisten‘,
  • sein Bastardkind Kip- Polychromat mit unentdecktem Potential,
  • seinen Vater Andros Guile- Mitglied des ’Spektrums’ (eben jenes an sich und ‚die Weiße‘),
  • den selbst ernannten König Garadul- der ein Heer aus Farbwichten sammelt,
  • seinen Bruder Darson Guile- ebenfalls ein Prisma, den er im ‚Krieg des falschen Prismas‘ tötete,
  • Lord Omnichrom, der ‚Farbprinz‘- welcher der Meinung ist, Darson oder zumindest dessen Ideen leben noch,
  • und nicht zuletzt die Arbeit des Prismas an sich.

Inhaltlich schreitet die Handlung einen engen Rahmen ab. Welcher immer wieder in die Perspektiven von Kip, Karis, Gavin und anderen Figuren wechselt. Schnell wird klar, dass das ‚schwarze Prisma' wohl eher nicht Gavin ist und man gelangt zu der Vermutung, dass es irgendetwas mit dem Auftauchen seines unbekannten Bastards zu tun haben muss. Eben jener adipöser Junge muss nun durch ‚die Mangel‘ und an der Akademie beweisen, dass er das Zeug hat Chromat zu werden. Aber jemand pfuscht ihm in die Prüfung, weshalb er zu einem Grün- Wandler erklärt wird. Seine Mentorin wird Liv, die er seit den berühmten Sandkastentagen kennt und die aufgrund ihrer Exilherkunft in Intrigen und Verschwörungen, sowie Erpressung gerät. Ihr Vater, ehemals Freund, Vertrauter und Feldherr Darson Guiles taucht ebenfalls wieder auf nach Jahren und schließt sich nun Gavin an um die Bedrohung durch König Garadul abzuwenden.

Diese Geschichte ist das reinste Licht! Helle und dunkle Stellen vereinend, blutig und gewaltig. Blau- Wandler welche ihre Arme zu Schwertern wandeln, ’Spiegel- Männer’ deren Rüstungen kurzfristig immun sind gegen die Lichteinwirkung, Grün- Wandlerinnen welche nur Blätter als Kleidung tragen, ein junger Wandler der auf ewig in die Geschichte eingehen wird als: Meister ‚Leuchtwasser‘, Helden einer vergangenen Epoche, die mit ihrer letzten Tat am ’Sonnentag’ eine unglaubliche Verteidigungsmauer gegen Kanonen, Musketen und Pistolen bauen. Das Scheitern einzelner Personen, das Versagen Vieler, das Pech, wenn das Schießpulver ausgeht. Gerechtigkeit und Vergebung, Absolution und Freiheitsdrang. Eine Supernova- Mischung aus Emotionen, Kalkül und Abenteuer. Vorgelesen von einem unvergleichlichen Bodo Primus, dessen Stimme sich absolut nicht für weibliche Höhen eignet, aber für den Bass einen Schauer rieseln lässt.

Was mir sauer aufstößt ist der hohe Einstieg. Ähnlich wie bei der Serie: ‚Die schwarzen Juwelen‘ von Anne Bishop bietet uns diese Welt ein ganz eigenes System der Magie und Benutzung, Gefahren und Mächte. Leider aber weiß ich immer noch nicht, was nun bitte ‚das schwarze‘ an dem Prisma, den Prismen ist oder wer es ist. Natürlich habe ich so meine Vermutungen, aber das Problem daran ist die Tatsache, dass Weeks schon einsteigt mit dem Bastard, zwei Prismen, dem Farbprinzen und dem Hinweis, dass Kip noch mächtiger werden könnte. Ich finde diese Serie sollte 7 Bände haben und ich wünschte mir, sie hätte nicht auf die Rückblenden zurück gegriffen, sondern hätte mit der Geschichte der Brüder Guile begonnen, ehe sie das Oberhaupt wurden. Denn diese Handlungen und Taten sind Auslöser, Grund und Antrieb für alles was in diesem Auftakt passiert. So aber fürchte ich, muss Weeks in den kommenden Teilen sein eigenes Lichtsystem übertrumpfen und etwas noch mächtigeres erschaffen als zwei konkurrierende Prismen. Und was dann? Eben jenes Problem hatte ich mit den Juwelen eben auch, wenn ich schon Schwarz anfange, erfinde ich eben noch: ‚Mitternachtsschwarz‘.

Kein Zweifel aber, dass die Idee der Lichtmagie ausgeglichen und stimmig ist. Vor allem aber eben auch: nicht unbesiegbar. Das Lied vom Scheitern behandelt der Autor mit viel Mitgefühl, welches auf den Höher (in meinem Fall) überspringt. Die Verwirrung ist jedoch groß, wer hier nun welches Spiel treibt und wer wer ist. Ohne zu viel zu verraten, hatte ich oft das Gefühl, dass die Charaktere das selbst über große Strecken hinweg vergessen haben und untereinander total aneinander vorbei reden. Weeks schafft es in einer unglaublich tollen Mischung mir Nebencharaktere anzubieten, nur um sie mir wieder wegzunehmen, was ich aufrichtig betrauere und doch für gut befinde. Ich mag das Sterben von Charakteren, verleiht es der Handlung eben jene Ebene der Echtheit.
 

Fazit:

Ich habe mir dieses Buch auf Empfehlung angehört und werde es wohl so halten wie meine Freundin und warten bis Teil 4, mindestens aber Teil 3 erhältlich ist um dann alles möglichst nacheinander zu lesen/ hören. Denn ich befürchte, andernfalls geht zu viel verloren. Denn dies ist keine seichte Unterhaltung, sondern von Umfang, Tiefe und Charakterausgestaltung mitsamt jeweiligem eigenen Hintergrund und Beweggrund ein Werk zum Aufpassen.

Was ich wäre? Natürlich eine Grünwandlerin!

Um es mit den Worten eines meiner Lieblingslieder zu sagen:
„To step into the light!
Falling down…“
(Masterplan- Step into the light)

Hinweis:

Falls ich Namen falsch geschrieben habe, tut es mir Leid, bitte korrigiert mich, ich habe ausschließlich das Hörbuch genossen und hätte sogar Gavin Goyle statt Guile geschrieben, wenn dies nicht in zahlreichen anderen Rezensionen korrekt gestanden hätte.