Rezension

Grumpy X Sunshine von Emily Henry

Great Big Beautiful Life -

Great Big Beautiful Life
von Emily Henry

Bewertet mit 4 Sternen

Ein guter Emily Henry-Roman, der aber leide nicht an ihre anderen Werke herankommt.

Wir  begleiten wir die Journalistin Alice Scott, die gemeinsam mit ihrem Konkurrenten Hayden Anderson auf die abgelegene Insel Little Crescent Island reist. Ihr Ziel: die Biografie der berühmten, aber zurückgezogen lebenden Margaret Ives zu schreiben. Margaret, die seit Jahren ein Geheimnis aus ihrem Leben macht, ist nun bereit, über ihre Vergangenheit zu sprechen – allerdings nur mit einer Person. Um herauszufinden, wem sie ihr Vertrauen schenken möchte, setzt sie beide Journalisten einem einmonatigen „Auswahlverfahren“ aus. Alice und Hayden dürfen sich nicht über ihre Gespräche mit Margaret austauschen, da sie Verschwiegenheitserklärungen unterzeichnen mussten. So entwickelt sich nicht nur ein spannender Recherche-Wettstreit, sondern auch eine persönliche Annäherung zwischen den beiden, die jedoch unter komplexen Bedingungen steht.

Die Geschichte wird aus der Perspektive von Alice erzählt. Ihre Unsicherheit und ihr Wunsch, sich beruflich zu beweisen, machen sie zu einer nahbaren, sympathischen Figur. Im Gegensatz dazu wirkt Hayden, obwohl er als Pulitzerpreisträger ein beeindruckender Journalist ist, eher verschlossen und distanziert.  Das grundlegende Grumpy x Sunshine Prinzip führt einer interessanten Dynamik zwischen den beiden, auch wenn diese nicht immer die emotionale Tiefe erreicht, die man aus anderen Werken von Emily Henry kennt.

Ein gelungenes Element des Romans ist die Erzählstruktur auf zwei Zeitebenen: Während Alice in der Gegenwart um Margarets Vertrauen kämpft, erzählt Margaret in Rückblenden aus ihrem bewegten Leben – von ihrer Beziehung zu einem berühmten Sänger, von familiären Höhen und Tiefen und vom Leben unter ständiger Beobachtung der Öffentlichkeit. Diese Passagen sind teils fesselnd, teils jedoch ausufernd erzählt, sodass die Haupthandlung gelegentlich ins Stocken gerät. 

Mir hat vor allem der leichte Schreibstil und die Grundidee des Romans gefallen - zwei konkurrierende Biografen, eine geheimnisvolle Berühmtheit und eine abgeschiedene Insel – bietet viel Potenzial für Spannung, Intrigen und emotionale Entwicklungen. Besonders das Finale wartet mit einer überraschenden Wendung auf, die einen neuen Blick auf Margarets Erzählungen wirft und das Ende emotional abrundet.

Leider bleibt die Liebesgeschichte zwischen Alice und Hayden weit hinter ihren Möglichkeiten zurück. Was als potenziell spannende Gegensätzlichkeit beginnt - Grumpy x Sunshine, wie gesagt - verliert sich in flachen Dialogen und einer zu schnellen, wenig glaubwürdigen Entwicklung ihrer Gefühle. Statt knisternder Chemie oder unterhaltsamem Schlagabtausch bleibt nur ein solides Miteinander, das wenig mitreißend wirkt. 

Der Fokus auf Margarets Vergangenheit führt dazu, dass die Entwicklung der Hauptfiguren nicht genügend Raum erhält. Ihre emotionale Reise wirkt gehetzt, während Margarets Erinnerungen vergleichsweise langatmig erscheinen. Ich habe ihre Geschichte sehr gerne gelesen: Diesen Raum hätte ich mir bei der Liebesgeschichte auch gewünscht. Mehr Ausgeglichenheit.

Der Roman erinnert in vielen Aspekten an „Die sieben Ehemänner der Evelyn Hugo“ von Taylor Jenkins Reid - insbesondere in der Struktur mit zwei Zeitebenen, einer glamourösen, aber geheimnisvollen Frau im Zentrum und dem Motiv einer Biografie, die mehr verbirgt als preisgibt. Wer dieses Buch mochte, könnte auch hieran Gefallen finden.

Gesamt:
Ein atmosphärisch dichter Roman mit einer interessanten Grundidee, einer starken Protagonistin und einer gut konstruierten doppelten Erzählstruktur. Die Rückblicke in Margarets Leben sind spannend, wenn auch manchmal zu langatmig. Die emotionale Verbindung der beiden Hauptfiguren bleibt dagegen schwach ausgearbeitet. Insgesamt ein unterhaltsames Buch mit Potenzial – besonders für Leser:innen, die biografisch inspirierte Romane mit geheimnisvollen Frauenfiguren mögen, sich aber an einer etwas blass geratenen Liebesgeschichte nicht stören. Ein guter Emily Henry-Roman, der aber leide nicht an ihre anderen Werke herankommt.