Rezension

Grundsätzlich interessant, aber irgendwie nicht spannend.

Der unrechte Wanderer
von Michael M. Thurner

Bewertet mit 2.5 Sternen

Von der Treibgierde hält man sich besser fern, denn hier kämpfen abgeschottet vom Rest der Welt Hexen und Magicae gegeneinander. Der junge Eldar wurde mit seiner geliebten Harana durch Zufall in diesem Gebiet eingeschlossen. Nun, Jahrhunderte später, konnte Eldar entkommen. Er wird alles daran setzen, Harana zu befreien - und wenn er dafür die Welt aus den Angeln heben muss. Doch Hexen und Magicae haben eigene Pläne mit ihm und nicht alles ist, wie es zu sein scheint...

"Der unrechte Wanderer" ist quasi ein Sequel zu "Der Gottbettler", legt den Fokus aber auf neue Charaktere und Figuren die im Vorgänger eher Nebendarsteller waren. Die Ereignisse spielen mehrere Jahre später.

Wer den Stil des Autors kennt, weiß was auf ihn zu kommt.

Es treten viele merkwürdige und fantastische Kreaturen auf. Dabei könnten einige (Gobelias, Malekuften) eher unbekannt sein.

Die Darstellungen von Gewalt, Verfall und der Abscheulichkeit der Gesellschaft sind sehr realistisch und werden dem Leser schonunglos präsentiert. Nichts für schwache Nerven und zarte Gemüter.

Sprachlich schwankt der Autor zwischen dem typischen, mittelalterlichen Duktus und gefühlt eher moderneren Begriffen. Zum Beispiel "glost" die Glut eines Feuers an einer Stelle, während eine Figur an anderer Stelle den Namen "Hackfresse" trägt. Das kann schonmal leicht irritieren und den Lesefluss etwas ins Stocken bringen.

Ab und zu treten auch noch ein paar kleine Rechtschreibfehler aus. Die sind aber nicht weiter störend.

Jedes Kapitel legt den Fokus auf eine andere Figur. So kann der Leser die Handlung aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Dies führt aber schonmal dazu, dass man etwas den Überblick verliert.

Auch Zeit- oder Ortssprünge innerhalb einer Szene/eines Kapitels führen schonmal zu Verwirrung und reißen einen so aus dem Lesefluss.

Die Figuren sind interessant und vielschichtig. Sie haben Ecken und Kanten und jede ihr eigenes dunkles Geheimnis.

Allerdings hatte ich persönlich das Gefühl, dass einige Handlungsstränge und Charaktereigenschaften erst sehr spät aufgegriffen wurden und daher leider Potential verschenkt wurde.

Die ersten zweidrittel der Geschichte beschäftigen sich mit einzelnen Verschwörungen und Problemen der Figuren. Der Autor verwendet viel Zeit darauf die Figuren zusammen zu führen und ein großes Finale vorzubereiten. Die einzelnen Stränge werden erst sehr spät zu einem großen Ganzen zusammen gefügt. Der spannenste Teil der Geschichte ist daher leider auch das Ende.

Ich hätte mir einen ausgeglicheneren Spannungsbogen gewünscht. So habe ich mich durch den größten Teil des Buches durchgeschleppt und hatte erst in den letzten paar Kapiteln wirklich Spaß am Lesen.

Für Fans von "Der Gottbettler" wahrscheinlich eine geeignete Fortsetzung. Ich kenne den ersten Teil nicht und fand das Buch daher trotz einiger spannender Zwischenspiele eher fade. Die Darstellung von Welt und Figuren ist aber sehr gelungen.