Rezension

Grundsatz

Richter morden besser -

Richter morden besser
von Thorsten Schleif

Bewertet mit 4 Sternen

Einen idealistischen Richter, der Karriere macht, gibt es nicht. Davon kann Siggi Buckmann ein Lied singen. Er ist ist mit über fünfzig noch einfacher Richter am Amtsgericht. Neben den Urteilen, die er spricht und die oftmals vorm Landgericht abgeschwächt werden, stellt er Listen über die Kollegen auf, welche so vorhersehbar handeln wie nur was. Doch dann stirbt der Junkie Fredi an einer falschen Dosierung. Buckmann ist wirklich betroffen. Er kannte Fredi, der nach einem Schicksalsschlag abgestürzt ist, schon ewig. Und Fredi hat Buckmanns Tochter mal aus einer üblen Klemme geholfen. So etwas vergisst der Richter Siggi Buckmann nicht.

 

Es würde nicht wundern, wenn aus diesem Romandebüt eine Reihe würde. Das Leben des Amtsrichters Siggi Buckmann verläuft eigentlich in ruhigen Bahnen. Er spricht seine Urteile, er weiß, wie es läuft, und er hat sich damit arrangiert. Seine Ehe ist im Guten auseinander gegangen und er hat zwei tolle Töchter, die studieren. Über das System macht er sich manchmal lustig, aber er lebt damit. Bis Fredi einfach so zu Tode kommt, der dritte Junkie in kurzer Zeit. Ein guter Mensch. Buckmann veranlasst, dass in dem Fall ermittelt wird. Doch irgendwie scheint nicht gewollt zu sein, dass die Verantwortlichen an Fredis Versterben zur Rechenschaft gezogen werden.

 

Wenn man auch nur irgendetwas mit rechtlichen Dingen zu tun hat, weiß man, dass der Grundsatz immer auch eine Ausnahme beinhaltet. Und so fragt man sich nach dem Lesen des Klappentextes, warum und wie der Amtsrichter Buckmann dazu kommt, den Grundsatz zu überdenken. Ist es wirklich nur der plötzliche und unnötige Tod von Fredi, den der Richter über die Jahre gehegt und gepflegt hat, wenn er ihn schon nicht von der Sucht befreien konnte. Oder hat da vielleicht ein Tropfen das Fass zum Überlaufen gebracht? Man mag ja im System zurecht kommen, aber man muss es nicht mögen. Und mit über Fünfzig neigt sich das Arbeitsleben dem Ende zu, da kann man schon mal etwas unleidlich werden. Dann sucht man sich eine ganz andere Tätigkeit, ein Hobby oder man beginnt, die Grundsätze zu überdenken. Es ist nicht ganz klar, ob man die Verwaltungsstrukturen kennen muss, um den Reiz des Buches genießen zu können. Ist dies jedoch der Fall, wird man so manches mal zustimmend schmunzeln. Und wenn es ans Eingemachte geht, wird einem das Lachen auch mal im Halse stecken bleiben. So oder so wird man mit diesem etwas ironisch sarkastischen Kriminalroman sehr gut unterhalten.