Rezension

Grundsolide Einführung

Ottonen und Salier -

Ottonen und Salier
von Ludger Körntgen

Bewertet mit 4 Sternen

"Ottonen und Salier" von dem Bayreuther Geschichtsprofessor Ludger Körntgen ist in der Reihe "Geschichte Kompakt" der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft erschienen, der Name der Reihe ist Programm. Auf knapp 130 Seiten (den Anhang nicht eingerechnet) beschreibt der Historiker die Herrschaftszeit dieser beiden Dynastien, die 919 beginnend mit Heinrich I. für gut 200 Jahre die Geschichte des mittelalterlichen Deutschlands prägten. Dabei wird deutlich, wie sich die Königsherrschaft und das Kaisertum im genannten Zeitraum entwickelten, stets im Bund und oft in Gegnerschaft mit anderen mächtigen Fürstenfamilien des Reiches. Eine wichtige Rolle nahm dabei stets die Kirche ein, im sogennanten ottonischen Reichskirchensystem stellte sie eine wichtigen Gegenpol zu den Reichsfürsten dar, da beim Tod eines Bischhofs das Reichsgut wieder an den Kaiser zurückfiel und neu vergeben werden konnte, während die weltlichen Adligen eher an der Vererbarkeit, sprich am Besitz der Lehen interessiert waren. Zudem gingen aus der sogenannten Hofkapelle zahlreiche kirchliche Würdenträger hervor, die in der Verwaltung des Reiches eine wichtige Rolle spielen sollten. Doch letztlich zahlten die Könige/Kaiser einen hohen Preis, denn das Selbstbewusstsein der Kirche, insbesondere des Papstes wuchs. Und egal, ob man den bekannten Gang Heinrichs IV. nach Canossa jetzt als Unterwerfung unter die Oberhoheit des Papstes oder als klugen Schachzug zum Erhalt der kaiserlichen Macht interpretiert, es bleibt, dass sich das Gewicht zwischen weltlicher und geistlicher Macht innerhalb dieser 200 Jahre deutlich in Richtung letzterer verschoben hat, ja letztendlich dem Papstum, wie wir es heute kennen, zum Durchbruch verholfen hat, denn erst durch den Investiturstreit wurde der Papst, zuvor durch seine Stellung als Bischof von Rom eher als erster unter gleichen zu sehen, zum Oberhaupt der katholischen Kirche.

Körntgen beschreibt dies alles sehr fundiert und dem Anspruch von "Geschichte Kompakt" gemäß. Die Darstellung wird des Öfteren durch tabellarische Übersichten, Definitionen und Quellenauszüge unterbrochen, was für Studenten sicherlich hilfreich sein dürfte. Für Geschichtsinteressierte, die dieses Stadium verlassen haben, wirkt die Studie dagegen eher wie ein zum Buch mutiertes Vorlesungsskript, das Altbekanntes in Erinnerung ruft, aber eigentlich wenig Neues zu bieten hat. Aber in gewisser Weise ist dieser Vorwurf unfair, dieser Acher ist im Laufe der Geschichte so oft bearbeitet worden, dass neue fruchtbare Erkenntnisse wohl erst dann eintreten können, wenn plötzlich neue Quellen auftauchen sollten, was zwar eine faszinierende, aber nichtsdestotrotz unwahrscheinliche Vorstellung ist.