Rezension

Gruselige "erwachsene" Nacherzählung mit Herz

Der geheime Name - Daniela Winterfeld

Der geheime Name
von Daniela Winterfeld

Inhalt 
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Fina kennt nur das Leben auf der Flucht. Seit jungen Jahren schon, reist sie mit ihrer Mutter von einem Ort zum nächsten. Sie hat nie länger als ein paar Monate im selben Land verbracht, immer in Furcht eingeholt zu werden. Doch wem versuchen sie da zu entfliehen? Eines Tages hat Fina die Lügen ihrer Mutter satt und beschließt ihre wahre Heimat aufzusuchen. Im kleinen Dörfchen, gleich neben dem Moor, zieht sie zu ihrer Großmutter und steht zum ersten Mal auf eigenen Beinen. Weshalb fühlt sie sich vom Moor so angezogen? Und wer ist dieser merkwürdige Junge, der nicht von dieser Welt zu sein scheint?

Mein Eindruck
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Schon der Prolog hat etwas richtig Gruseliges an sich. Hautnah erlebt der Leser mit, wie der Geheime seine Forderung einzutreiben versucht. Es ist wie im Märchen, er gewährt einer jungen Müllerstochter schier unendlichen Reichtum, dafür will er nur einen Preis: die erstgeborene Tochter. Im Märchen geht alles gut aus, denn dort errät das Mädchen den Namen und darf ihr Kind behalten. Hier sieht die Sache anders aus, denn dem Geheimen wurde auf eine andere Art und Weise ein Strich durch die Rechnung gemacht. Und er wird keine Ruhe geben...

Klasse gemacht finde ich, wie konsequent die Autorin den "Rumpelstilzchen" Gedanken auf die heutige Zeit übertragen hat. Geld spielt auch heute noch eine ungemein große Rolle und kann schnell zu einer Versuchung werden. Welcher Preis ist ein Kind, wenn man nur im hier und jetzt lebt, dabei keinen Gedanken an die Zukunft verwendet? Fina bekommt Jahre später die Auswirkung zu spüren, sie weiß dass etwas nicht stimmt, in seltsamen Träumen sieht sie wieder und wieder das Moor. Mit der Zeit stellt sie fest, dass es Magie nicht nur in Büchern und Filmen zu geben scheint.

Größter Schauplatz ist das Moor und für mich als Fantasyschauplatz wunderbar plausibel. Es macht Sinn wenn in einem begrenzten Raum Magie wirkt, von außerhalb jedoch nicht wahrzunehmen ist. Dort trifft Fina auf Mora, der so anders ist, nicht von dieser Welt. Ich mochte die zaghafte Annäherung zwischen den Beiden, die wachsende Zuneigung und das spielerische Begreifen und Erklären ihrer Welten. Doch natürlich verliebt sie sich und natürlich ist er schon bald der Mittelpunkt ihres Universums. Später im Buch trifft sie ein paar Entscheidungen Hals über Kopf, die eher den Plot vorangetrieben, als jedweder Vernunft entsprochen haben. Doch für mich war es schnell verziehen, es macht einfach Spaß, abwechselnd aus Moras und Finas Sicht das Abenteuer zu durchleben.

Gut gefallen hat mir die insgesamt gruselige, vor allem erwachsene Grundstimmung, hier wird niemand in Watte gepackt und auch Sex wird nicht totgeschwiegen. Ein kleiner Wermutstropfen, zwischendurch erschien mir das Buch etwas lange. Ich glaube an manchen Stellen hätte der Weg kürzer und ein paar Wiederholungen an Gesprächen weniger sein können. Dennoch war ich gebannt bis zum Schluss und konnte zufrieden den letzten Absatz beenden.
 
Fazit
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Daniela Winterfeld hat in "Der Geheime Name" bekannte Elemente aus "Rumpelstilzchen" genommen und in die heutige Zeit übertragen. Plausibel hat sie einen Plot entworfen, der interessante Schauplätze und Charaktere bietet, begeleitet von einer düsteren Stimmung. Die Liebesgeschichte hat mir an sich gefallen, nur zum Ende hin hat mir Fina zu viel Hals über Kopf gehandelt. Allem in allem eine empfehlenswerte, vor allem erwachsene Neuinterpretation, die einen so schnell nicht mehr loslässt!