Rezension

Gruselige Märchen-Fantasy

So finster, so kalt - Diana Menschig

So finster, so kalt
von Diana Menschig

Bewertet mit 4.5 Sternen

Dieses Buch läuft zwar bei Knaur unter dem Genre Fantasy, aber ich hätte es auch ohne zu zögern dem Horror zu sortieren können. Sicher, es gibt Schlimmeres und ich habe auch schon Schlimmeres gelesen und es passiert zu Beginn auch nicht viel, aber ich habe das Buch abends im dunkeln im verlassenen Haus gelesen (auch ohne Hunde) und ich muss schon sagen, dass ich froh war, als ich nicht mehr allein sein musste. Das liegt daran, dass dieses Buch nach meinem Empfinden äußerst stimmungsvoll geschrieben ist. Dabei wird die Geschichte aus zwei Perspektiven geschildert: Der Leser erlebt die Protagonisten Merle, wie sie vom Tod der Großmutter erfährt, in ihre Heimatstadt im Schwarzwald fährt und auf die Spur der Vergangenheit ihres Häuschens gerät und ganz nebenbei einen sehr interessanten Mann kennenlernt. Daneben gibt es Hans, den Stammvater der Familie Hänssler, der mit seiner Familie im Jahre 1598 im Schwarzwald lebt. Hans’ Leben sollte sich völlig ändern, als der Vater eines Tages ein Mädchen von der Arbeit im Wald mit nach Hause bringt: Greta mit den pechschwarzen Augen. Es gibt demnach eine Perspektive in der Jetztzeit und eine im ferner Vergangenheit, die jedoch unmittelbar miteinander zu tun haben. Gefallen hat mir, dass diese beiden Erzählperspektiven optisch durch ein kleines Ornament voneinander getrennt sind. Gerade die Geschichte aus der Vergangenheit, die absichtlich stark an das Märchen Hänsel und Gretel erinnert, ist überaus stimmungsvoll und spannend geschrieben. Da die Autorin über einen flüssigen Schreibstil verfügt ließ sich dadurch das Buch sehr leicht lesen und ich hatte große Freude daran.
Überauß gelungen fand ich vor allem den Bezug zu Märchen, wenn auch nicht nur Hänsel und Gretel hier thematisiert werden, denn auch wenn dieses Märchen das Hauptthema darstellt, so werden auch andere Märchen miteinbezogen und die Märchenthematik an sich wird durch den Charakter des Doktor der Germanistik Jakob Wolff schön in Szene gesetzt. Letztgenannter Charakter ist der Autorin ebenfalls wunderbar gelungen. Merle engagiert Dr. Wolff, für Sie die gefundenen alten Dokumente zu untersuchen und die beiden finden zu einander. Dies geschieht jedoch keinesfalls platt oder kitschig, sondern eher recht ambivalent, denn auch Dr. Wolff ist ein sehr ambivalenter Charakter. Die Autorin lässt nicht nur ihre Hauptfigur im Dunkeln was die Gesinnung Wolffs angeht, sondern auch meine Gefühle gegenüber diesem Charakter änderten sich sehr häufig. Dies hat die Lesefreude auf meiner Seite sehr gehoben.
Was mir allerdings nicht so zugesagt hat war das Finale. Ich hätte es mir aufgrund des hohen Niveaus des Buches noch stimmungsvoller und spannender vorgestellt. Stattdessen wurde es mehr oder weniger in Häppchen abgehandelt, statt in einem großen Showdown zu enden und so empfand ich es leider als etwas unspektakuklär.

Fazit: So finster, so kalt ist ein sehr stimmungsvoller Roman mit Märchenthematik, der mir schaurig schöne Lesememomente bereitet hat. Den Reiz dieses Buches macht vor allem die Verbindung zur Vergangenheit und die Märchenthematik aus. Gut gelungen sind der Autorin zudem ihre Charktere. Auch wenn das Finale für mich etwas spannender hätte ausfallen können, so kann ich dieses Buch jedoch uneingeschränkt empfehlen für alle die mal gruselige Märchen-Fantasy lesen möchten!