Rezension

Gruseliger Top-Thriller!

Todesfrist - Andreas Gruber

Todesfrist
von Andreas Gruber

 

 

Legenden und Märchen sind oft näher an der Wirklichkeit als amtliche Verlautbarungen.

(Heinrich Albertz)

 

Ich bin schon sehr lange ein Fan von Andreas Gruber, habe seine ersten Horror- Phantastik und Science Fictionstories mit Freude gelesen und seine Entwicklung zum Krimiautor verfolgt. Mittlerweile ist er sehr bekannt, hat für seine Werke jede Menge Preise erhalten und das aus gutem Grund. Um den zu erfahren, müssen Sie nur eines seiner Bücher lesen. Sie werden sich dem Sog seiner Geschichten nicht entziehen können. Garantiert!

 

Ich durfte seinen neuen Thriller ›Todesfrist‹ schon als Hardcover Clubausgabe lesen, deshalb kann ich zur Aufmachung der Taschenbuchausgabe nichts sagen.

 

Der Roman ist in drei Teile gegliedert, denen jeweils ein Zitat voran gestellt ist; beginnt zudem mit einem faszinierenden und zugleich beklemmenden Prolog (eine Frau wird bei lebendigem Leib einbetoniert, man bekommt beim Lesen beinahe eine Panikattacke) und schließt mit einem Epilog ab.

 

Im Mittelpunkt steht die junge Kriminalkommissarin Sabine Nemez. Ihr zur Seite steht nach einer Weile auch der forensische Kripopsychologe Maarten Sneijder vom BKA. Die Schauplätze sind München, Leipzig, Köln (wo jeweils im Dom eine Leiche gefunden wird) und Wien.

Sabines Mutter wurde entführt, genau an dem Tag, an dem sie mit ihr zum Pilateskurs gehen hätte sollen. Den hat Sabine aber abgesagt. Ihr Vater berichtet ihr allerdings erst 2 Tage nach dem Verschwinden ihrer Mutter von dem Vorfall und er erzählt ihr auch, dass der Entführer ihn angerufen hat. Zudem hat er eine Schachtel vor seiner Wohnungstür aufgefunden, in der ein schwarzes Tintenfässchen lag. Der Täter gab ihrem Vater 48 Stunden Zeit herauszufinden, warum seine Ex-Frau entführt wurde, ansonsten würde er sie töten. Wie zu Erwarten, kann Sabine ihre Mutter nur noch tot auffinden, da die Frist bereits abgelaufen ist. Der Mörder hat sie buchstäblich in Tinte ertränkt. Zwei weitere Frauenleichen werden gefunden, eine von Hunden zerfleischt und eine verbrannt. Doch der Mörder scheint noch nicht fertig zu sein. Denn in Wien treibt er gerade sein Spiel mit einer Psychotherapeutin weiter. Wird sie das nächste Opfer sein und schaffen es Sabine und Maarten sie zu retten? Und was hat es mit den Kinderreimen auf sich? Dienen wirklich die Geschichten vom Struwwelpeter dem Killer als Vorbild?

 

Über den Inhalt will ich nicht mehr verraten, um die Spannung nicht zu nehmen. Ich beschränke mich bei der Rezension lieber auf meinen Eindruck, den das Buch hinterlassen hat

 

Mit ›Todesfrist‹ ist Andreas Gruber wieder ein mitreißender Thriller gelungen, der von der ersten bis zur letzten Seite fesselt. Er verknüpft wieder geschickt mehrere Erzählperspektiven und Handlungsstränge miteinander, die am Ende in einen roten Faden münden, samt furiosem Finale. Die ganze Zeit über bleibt die Spannung auf hohem Niveau, der Roman wird nie langatmig. Seine Figuren sind plastisch, greifbar und agieren stets glaubhaft und authentisch. Die Protagonistin ist sympathisch gezeichnet. Der Leser findet darüber hinaus weitere Identifikationsfiguren mit interessanten Zügen: Simon, Wallner, Monika, Maarten Sneijder, wobei dieser mich an Dr. House oder Sherlock Holmes erinnert, ein Misanthrop mit Hang zu Drogen, ein respektloses und arrogantes Genie mit leicht autistischen Spleens. Seltsamerweise ist dieser ›Unsympathler‹ meine Lieblingsfigur und brachte mich ob seiner Eigenheiten des Öfteren zum Schmunzeln, auch wenn einem ansonsten beim Lesen dieses Thrillers das Lachen im Halse stecken bleibt. Aber ich hatte schon immer etwas für schwierige Charaktere mit jede Menge Ecken und Kanten übrig.

 

Andreas Gruber schafft es in seinem Roman eine unheimliche Athmosphäre aufzubauen; düster, gruselig, ergreifend und immer etwas geheimnisvoll.

Sein Schreibstil ist bekannt rasant, schnörkellos, komplex und packend. Die Perspektivewechsel sind nie abrupt, man kann dem Autor stets gut folgen; die Kapitel sind in einer angenehmen Länge. Seine Dialoge bestechen durch Direktheit. Hier ist kein Wort zu viel, es gibt kein überflüssiges Gerede.

Der Täter ist kalt, berechnend und gleichzeitig wirkt er emotionslos. Die Taten selbst sind schockierend, unbarmherzig und überaus grausam: Genau die richtige Mischung für Trillerfans. Das Buch könnte zart besaiteten Gemütern allerdings durchaus Albträume bescheren. Als Horror- und Thrillerfan war es für mich natürlich ein reines Vergnügen, mich durch diesen Roman zu lesen. Man fliegt geradezu durch die Seiten und verzichtet lieber auf das Abendessen und Schlaf, um den Roman nicht aus der Hand legen zu müssen.

 

 

 

Fazit: Todesfrist ist eine atemberaubende Lektüre für Leser/innen, die gerne Thriller lesen, dabei härteren Stoff bevorzugen und Regional- oder Alpenkrimis langweilig finden. Das Buch hat mir einen unterhaltsamen, gruseligen und aufwühlenden Abend beschert und wurde meinen hohen Erwartungen gerecht. Ich freue mich schon auf den nächsten Roman des Autors. Es beglückt mich zudem, dass heimische Autor/innen den amerikanischen Schriftstellern um nichts nachstehen, im Gegenteil. Andreas Gruber ist ein Beweis dafür, dass auch Österreicher fesselnd und gut schreiben können!

Vielen Dank an den CLUB für diese spannende Lektüre!!

 

Empfehlung: Kaufen Sie das Buch! Lesen Sie es und lernen sie den Autor kennen! Vielleicht sogar einmal persönlich. Kommen Sie zu einer seiner zahlreichen Lesungen. Sie werden es nicht bereuen, darauf gebe ich Ihnen mein Wort!

Und schon bald sind auch Sie ein/e Gruberianer/in! ;-)