Rezension

Gut aber auch sehr deprimierend.

Die Punkte nach dem Schlussstrich - Laura Lackmann

Die Punkte nach dem Schlussstrich
von Laura Lackmann

Bewertet mit 4 Sternen

Dieses Buch hatte für mich auf jeden Fall etwas besonderes und es hat bei mir auf jeden Fall eine ganze Palette an Gefühlen hervorgebracht, aber manchmal war genau das nicht einfach zu ertragen. Luzy ist zwar durchaus interessant, aber hat mich unheimlich runtergezogen und ich fand es sehr schade nie ihr wirkliches Ich kennenzulernen. Dennoch hat das Buch dieses gewisse Etwas was man gar nicht so genau beschreiben kann, so dass es für mich dennoch dauerhaft reizvoll geblieben ist und ich mich trotzallem auch unterhalten gefühlt habe.

Luzy hat schon früh eine Abhängigkeit zum männlichen Geschlecht entwickelt, sie kann nicht allein sein und sobald es mit einen von ihnen aus ist, ist sie vollkommen darauf konzentriert schnell einen neuen Mann zu finden, der die schwarzen Motten in ihrem Bauch zum flattern bringt, denn mit richtigen Schmetterlingen oder gar Liebe hat das alles nichts zu tun.
Doch so sehr sie sich an die Beziehungen klammert und sich dem Mann gegenüber anpasst, Apollo, Peter und Jonas sind alle irgendwann gegangen und nun steht sie erneut alleine da und merkt endlich selbst, dass sie sich ändern muss, aber das ist wie immer leichter gesagt als getan...

 

Gestaltung:
Ich mag sowohl den Titel unheimlich gerne als auch das Cover, es wirkt sehr jugendlich und strahlt für mich dieses Feeling aus, dass alles egal ist, Fehler passieren und das ganze Leben liegt noch vor mir. Ich mag es gerne und finde es ziemlich passend. :)

 

Meinung:
Ich hab mich prinzipiell sehr auf dieses Buch gefreut, denn ich fand den Klappentext unheimlich interessant, der weitaus weniger Preis gibt als meine Inhaltsangabe und nur eine Szene beschreibt, allein die Sprache fand ich bei diesem kleinen Ausschnitt aber schon unheimlich gut gewählt und die ich als poetisch, direkt und schonungslos ehrlich empfunden habe, das ist für mich immer eine sehr interessante Mischung.
Zum Schreibstil lässt sich dann auch sagen, dass meine Erwartungen auch wirklich standgehalten wurde, es gibt sehr krasse Metaphern die viel Kraft besitzen und mir teils auch Gänsehaut verschaffen können, gleichzeitig schrecken sie vor nichts zurück und sind sehr derbe, es ist eine dunkle Poesie die mich wirklich in seinen Bann ziehen konnte.

Das Problem fing bei mir dann an wenn, es um die Protagonistin geht. Man erfährt ihre ganze Liebesgeschichte und ja das hat mich schon unterhalten, weil sie einfach verkorkst sind und für mich völlig unvorstellbar, aber sie hatten seinen Reiz, vor allem weil Luzy sich auf der einen Seite so vollkommen in diesen Beziehungen verliert, aber dann alles sehr nüchtern und klar darstellt, es gab schon einige Szenarien, da musste ich mir nach ihren Beschreibungen das Lächeln verkneifen, aber zu sehen wie Luzy sich in jeder Beziehung selbst aufgibt und sich vollkommen den Bedürfnissen des Mannes hingibt und unterstellt und gar kein eigenes Leben hat sondenr nur für diese Männer lebt, das war für mich ehrlich deprimierend.
Und das zog sich halt durchs ganze Buch, sie "verliebt" sich und wird zu einem anderen Menschen, die wahre Luzy konnte ich dabei nie kennenlernen und das war für mich ein Aspekt der mir gefehlt hat.
Ich weiß, dass Luzy kaputt ist und ich weiß, dass sie dringend Hilfre bräuchte aber was Luzy mag, was sie wirklich für charakterliche Eigenschaften hat, wenn sie sich nicht vollkommen verstellt blieb mir ungewiss. Dadurch konnte ich auch nur schwer einen wirklichen Bezug zu ihr aufbauen, was ich sehr schade fand.
Ich hatte gehofft, dass es so eine Geschichte wird in dem man deutlich spürt wie sie sich mit der Zeit verändert, aber das bliebt leider aus, auch wenn sie mit der Zeit immer mehr Erkenntnisse darüber erlangt, dass ihre Vorstellung von einer Beziehung mehr als ungesund ist, wird das ganze von ihr teil eher euphorisch entgegen genommen. Für mich war es manchmal einfach schwer das zu ertragen, weil ich ihr Leben als unheimlich traurig empfunden habe.
Die Darstellung der Männer war teils vielleicht ein bisschen klischeebehaftet aber ich mochte es, dass sie alle verschieden waren und dennoch mit Luzy das gleiche verursacht haben. Die männlichen Protagonisten sind auch eher blass, was ich aber nicht sehr schlimm fand.
In der Erzählung ist dieses Buch ziemlich willkürlich, mal schildert Luzy die aktuellen Ereignisse und mal ist sie dann wieder vollkommen zurück in der Vergangenheit mit einem anderen Partner, man erfährt also wirklich nur Schritt für Schritt wie ihre einzelnen Beziehungen verlaufen sind, das hat mich neugierig gemacht und deswegen bin ich trotz der depressiven Stimmung gut durch das Buch gekommen.

Die Darstellung von Luzys Eltern fand ich an diesem Buch beinahe am interessantesten, anhand von den beiden lässt sich aber auch schon deutlich erkennen warum Luzy eventuell so ist, wie sie ist.
Aber auch wenn die beiden ebenfalls etwas depressives an sich haben, hab ich bei den beiden beinahe noch eine romantische Verbindung gespürt und deren Art zusammenzuleben war zwar alles andere als konventionell aber es hat mich sehr unterhalten und wurde teils auch so locker dargestellt, dass der depressive Aspekt gar nicht so genau durchgekommen ist.

 

Fazit:
Dieses Buch hatte für mich auf jeden Fall etwas besonderes und es hat bei mir auf jeden Fall eine ganze Palette an Gefühlen hervorgebracht, aber manchmal war genau das nicht einfach zu ertragen. Luzy ist zwar durchaus interessant, aber hat mich unheimlich runtergezogen und ich fand es sehr schade nie ihr wirkliches Ich kennenzulernen. Dennoch hat das Buch dieses gewisse Etwas was man gar nicht so genau beschreiben kann, so dass es für mich dennoch dauerhaft reizvoll geblieben ist und ich mich trotzallem auch unterhalten gefühlt habe.