Rezension

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Gut, dass Goethe auch anderes geschrieben hat

Die Leiden des jungen Werther - Johann Wolfgang Goethe

Die Leiden des jungen Werther
von Johann Wolfgang Goethe

Bewertet mit 3 Sternen

Der Schreibstil
Es ist natürlich klar, dass Goethe einen anderen Schreibstil hatte, als beispielsweise Kerstin Gier. Er lebte in einer anderen Zeit, in der andere Sachen modern waren etc. und deswegen stört mich die Sprache prinzipiell erst einmal gar nicht. Was mich an diesem Buch gestört hat - und das ist auch gleich mein größter Kritikpunkt - ist dieses extreme Geschwärme. Ja, Werther liebte die Natur, ja, Werther liebte Lotte, aber muss er dabei immer wieder jeden Superlativ nutzen, den unsere Sprache hergibt?
Die Handlung
Werther verlässt seine Heimat und zieht ein wenig im Land umher, bis er nach Wahlheim kommt und sich dort zunächst einmal niederlässt. Er macht die eine oder andere Bekanntschaft und lernt schließlich Lotte kennen, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Von nun an gibt es nur noch sie für ihn... Das Problem: Sie ist bereits vergeben. Und weil Lotte ein bisschen rationaler als Werther denkt und handelt, entscheidet sie sich gegen ihn...
Das ganze ist als Briefroman aufgebaut und deshalb größtenteils aus der Sicht von Werther. Die Grundhandlung und die Probleme, vor die der Protagonist gestellt wird, sind heute noch immer - vielleicht sogar noch mehr als früher - aktuell. Und in den Grundzügen hat mir das ganze ja auch gefallen, aber das ständige Abschweifen vom Thema in Werthers Briefen, hat mich auf die Dauer echt genervt...
Die Charaktere
Werther ist ein psychisch labiler junger Mann. Zu Beginn des Buches ist er noch recht lebensfroh, auch wenn er bereits dort in der einen oder anderen Weise Anzeichen von Depressionen oder einer ähnlichen Erkrankung aufweist. Er ist sehr begeisterungsfähig, versteift sich jedoch schnell auf eine angebetete Sache... Oder Person, wie im Falle von Lotte.
Diese ist eine junge Frau, deren Mutter bereits verstorben ist, weshalb sie sich um ihre Geschwister kümmert. Lotte ist in herzensguter und emotionaler Mensch, allerdings bei weitem nicht so empfindsam, wie Werther, sondern immer noch mit der Fähigkeit des rationalen Denkens ausgestattet.
Fazit
Im Grunde gefällt mir das Buch, nur sind es mir dann doch zu viele "große Gefühle" auf einmal. Aus diesem Grunde leider nur 3 Sterne. (Bevor jetzt gleich Kommentare kommen wie: "Du gibst alten Büchern/Schulbücher ja gar keine Chance!" sei noch folgendes gesagt: Spätere Werke des Autors haben mir schon durchaus gefallen. Iphigenie auf Tauris ist ein wunderbares Drama und vielleicht eines der besondersten Bücher, die ich kenne. Also daran liegt es nicht :D)