Rezension

Gut durchdacht und originell

Lunars Kinder - Ardy K. Myrne

Lunars Kinder
von Ardy K. Myrne

Bewertet mit 4.5 Sternen

Wie in vielen Fantasyromanen kommt auch hier der jugendlichen Heldin eine Schlüsselrolle im Schicksal ihrer Welt zu. Sie entdeckt einzigartige Fähigkeiten, erweckt die Aufmerksamkeit von sowohl Gut als auch Böse, kommt an ihre Grenzen und darüber hinaus, und eine Liebesgeschichte darf natürlich nicht fehlen.

Dennoch ist “Lunars Kinder” in meinen Augen erfrischend originell und alles andere als schnöde Dutzendware.

Was mich an diesem Buch besonders beeindruckte, war die Kreativität, mit der die Geschichte zum Leben erweckt wird: die Lebendigkeit und Komplexität der beschriebenen Welt und des Landes Ardana. Ihre Kultur, Religion und Geschichte kommen zusammen zu einem überaus farbenfrohen Bild, das dennoch glaubhaft wirkt.

Gut gefallen haben mir zum Beispiel die Seelentiere, die ein Bündnis mit einem Menschen eingehen, um ihm zu helfen, seinen wahren Namen zu beschützen.

Der Schreibstil hat mich ebenfalls bezaubert.

Er punktet nicht nur mit liebevollen Details und wunderbaren Bildern und Metaphern, sondern hat auch eine ganz eigene Sprachmelodie, die mir sehr gut gefallen hat. Er beschwört viel Atmosphäre herauf, so dass man eine Szene geradezu vor sich sehen kann.

Die Charaktere punkten mit Vielschichtigkeit.

Alle haben ihre Motive und ihre persönliche Geschichte, die mehr aus ihnen macht als billige Fantasyklischees. Besonders Ardetha wandert oft entlang des schmalen Grats zwischen Gut und Böse, obwohl ihr das selbst nicht immer bewusst ist; sie macht im Buch eine große Entwicklung durch, begibt sich aber auch auf Irrwege – und genau das macht sie so menschlich und interessant.

Der für mich interessanteste Charakter ist jedoch Schwertmeister Keir: ein legendärer Dämonentöter, der für eine Zeremonie als Göttergemahl ausgewählt wird. Ardetha und der Leser wissen lange nicht, ob man ihm vertrauen kann, und im Laufe des Buches enthüllt er viele Aspekte seiner Macht und seiner Persönlichkeit.

Verglichen mit Keir blieb der junge Wanderer Kaden, in den sich Ardetha verliebt, ein wenig blass.

Für meinen Geschmack verliebt sie sich auch etwas zu schnell in ihn. Er steht lange am Rande der Handung, da er Ardetha bei ihrer großen Aufgabe kaum helfen kann, so dass ich nicht das Gefühl hatte, ihn so gut zu kennen wie die anderen Hauptcharaktere – aber vielleicht wird sich das in Folgebänden noch ändern.

Sehr angenehm fand ich übrigens, dass Ardetha eine Vielzahl von Freundinnen hat, die sie immer wieder unterstützen und beraten. Starke Frauenfreundschaften sind etwas, das in Fantasyromanen allzu oft fehlt!

Die Geschichte wartet mit einigen unerwarteten Wendungen auf.
Und auch diese sind weit entfernt von den üblichen Fantasyklischees, so dass ich die Geschichte immer hochspannend und interessant fand. Am Ende war ich allerdings sehr überrascht, da das Buch in manchen Dingen relativ offen endet. Ich hoffe auf einen Folgeband!

Fazit

Verfolgt vom Dämon ‘Dunkler Mond’, geleitet durch Hohepriesterin Arkane, unterrichtet von Schwertmeister Keir, verliebt in den jungen Wanderer Kaden. Der jungen Ardetha kommt als ‘Mondwaise’ eine große Bedeutung für ihr Volk zu, und als ein Fluch sie in ein Monster verwandelt, muss sie lernen, wo die Grenzen zwischen Gut und Böse liegen.

Ich fand das Buch sehr originell und wunderbar lebendig geschrieben, auch die Charaktere sind vielschichtig und interessant. Die Liebesgeschichte war für mich das schwächste Element des Buches, aber das tat dem Buch im Ganzen für mich keinen Abbruch.