Rezension

Gut erzählt

Das Haus der Türen -

Das Haus der Türen
von Twan Eng Tan

Bewertet mit 4 Sternen

Stimmungsvoll

Beim Lesen von „Das Haus der Türen“ hat man immer einen Kinofilm, am ehesten aus der Schwarz-Weiß-Ära, vor Augen. Die Erzählweise ist sehr plastisch und atmosphärisch. Es geht um das Leben der in Malaysia aufgewachsenen Engländerin Lesley. Im Rückblick erzählt sie von ihrer Begegnung mit dem Autor Willie Somerset Maugham, einem Freund ihres Mannes, der sie auf einer Asienreise dort besucht. Diesem erzählt sie – wiederum im Rückblick – von ihrem Leben in Malaysia und vor allem von ihrer Begegnung mit dem chinesischen Revolutionär Sun Wen. Diese bringt ein wenig Abwechslung in die langweilige Beziehung zu ihrem Ehemann Robert. Genauso wie die gefährliche Affäre ihrer besten Freundin, die diese fast an den Galgen gebracht hätte. Aber auch Lesleys Leben ist voller geheimnisvoller Beziehungen, wie das ihres Mannes. Doch beide müssen den Schein ihrer Ehe wahren in den 20er Jahren britischer Kolonialzeit. Ein gefundenes Fressen für den Autor Maugham, der aufgrund finanzieller Nöte, hungrig nach neuem Erzählstoff ist. Und der heimliche Beziehungen nur zu gut kennt, ist er doch mit seinem Sekretär Gerard liiert, eine gefährliche Liason, die im damaligen England mit Zuchthaus bestraft wurde.

Die Geschichte wechselt zwischen ruhigeren, gefühlvollen Abschnitten, untermalt mit beschaulichen Beschreibungen der Landschaft und der malayischen Gesellschaft sowie dem fast krimihaften Geschehen um Lesleys Freundin, die sich, weil sie auf ihren Geliebten geschossen haben soll, vor Gericht verantworten muss.

Über weite Teile habe ich das gut lesbare Buch mit Interesse gelesen, aber auch mit Distanz. Die Figuren, das Geschehen habe ich als Beobachterin wahrgenommen, aber ohne eine persönlichen Bezug. Die Story hat mich, abgesehen von der Krimihandlung, wenig gepackt. Das Verhalten der Figuren ist mir zwar plausibel, hat mich aber, ohne dass ich sagen könnte, warum, nicht wirklich tangiert. Auch die zeitgeschichtlichen und biografischen Hintergründe fand ich interessant, aber gleichzeitig habe ich mich immer nach einem Erzählziel gefragt. Lediglich das Ende hat bei mir einen traurigen und melancholischen Nachhall erzeugt. Die Hauptfigur, Lesley, hat sich eingerichtet in ihrem Leben und bestimmt kein bedauernswertes Leben geführt, aber zugleich doch vieles vermissen bzw. aufgeben müssen, das sich nicht wieder- oder nachholen ließe. Sie jammert nie, was sie bewunderungswürdig macht, aber das Gefühl, dass etwas fehlt, bleibt.