Rezension

Gut, gegen Ende sehr gut

Erebos - Ursula Poznanski

Erebos
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 5 Sternen

In der Schule werden kleine, quadratische, flache Päckchen verschenkt und Leute, die involviert sind, werden immer komischer. So auch Nicks Freund Collin. Daher möchte Nick unbedingt herausfinden, was es damit auf sich hat. Was er letztendlich herausfindet, hätte er sich nicht ausdenken können.

Der Teil, in dem Nick noch keine Ahnung hat, zieht sich meiner Meinung nach ein wenig zu lang. Man erreicht den Punkt, an dem man sich denkt, "jaa, Frau Poznaski, ich habe verstanden, dass Nick es herausfinden will".
Trotzalledem ist der Schreibstil aber angenehm und die Ungelduld, bis es endlich so richtig los geht, ist noch so in Zaum zu halten, dass es nicht nervt.

Endlich bekommt Nick auch so eine DVD und taucht in das Spiel Erebos ein. Am Anfang ist er Feuer und Flamme, doch dann stellt das Spiel Forderungen, denen er nicht nachkommen möchte - im Gegensatz zu Schulkollegen mit weniger Skrupel.

Es ist viel beschrieben, was Nick im Spiel so erlebt. Auch diese Teile waren mir fast ein bisschen zu lang. Trotzdem empfand ich das Buch als gut und unterhaltsam.

Im letzten Drittel wird es dann richtig spannend. Alles spitzt sich zu und Nick und sein "Ermittlungsteam" erfahren, was es mit dem Spiel wirklich auf sich hat.
Ich muss sagen, mir hat die Auflösung sehr gut gefallen, ich hatte etwas schwächeres erwartet, insofern bin ich angetan.

Was sehr interessant ist: An verschiedenen Stellen im Buch tauchen ohne deutlichen Zusammenhang düstere Texte aus Ich-Perspektive auf, obwohl das Buch sonst aus der Perspektive der 3. Person erzählt. Diese Einschübe sind sehr literarisch und kunstvoll und regen zum Nachdenken an.

Negativ: Ich habe die TB-Ausgabe der 14. Auflage 2019 und da fehlt etwas.
Auf der einen Seite endet ein Satz ganz normal, keine direkte Rede.
Doch die nächste Seite beginnt mitten in einer direkten Rede, ohne Anführungszeichen vorne, nur hinten, und die Seite beginnt mitten in einem Satz.
So habe ich das Gefühl, etwas verpasst zu haben, was ich sehr schade finde.

Erebos ist aus dem Jahr 2010, Poznanski erklärte damals auf Nachfragen, ob es zu einer Fortsetzung käme, dass für sie die Geschichte abgeschlossen sei, da das Rätsel um Erebos gelöst sei.
In den letzten 9 Jahren hat sich die Technik allerdings so sehr weiterentwickelt, dass es genug Stoff für Poznaski gab, doch noch einen zweiten Teil zu verfassen, der diesen Sommer (2019) veröffentlicht wurde.
Erebos 2 habe ich noch nicht gelesen, werde das aber definitiv tun. Es lohnt sich, dieses Buch zu lesen, und es hat definitiv mehr Anspruch und vermittelt mehr Werte als so manch anderes Jugendbuch. Es greift auch den Konflikt auf, in dem viele Jugendliche stecken: Was ist wichtiger, die Welt online oder offline?