Rezension

Gut gelungenes Krimi-Debüt!

Die Eistoten - Christian Buder

Die Eistoten
von Christian Buder

Bewertet mit 4 Sternen

Alice ist der festen Überzeugung, dass der Tod ihrer Mutter damals vor vier Jahren kein Unfall gewesen ist und als sie im Wald eine aufrecht stehende, erfrorene Mädchenleiche findet, ist sie sicher, dass es sich um denselben Mörder handelt. Doch niemand im Dorf will ihr glauben und so bleibt ihr nur die Hilfe von Wittgenstein, einem 1951 verstorbenen Philosophen, den nur Alice sehen kann. Als sie der Wahrheit immer näher kommt, wird ihr klar, dass es da doch jemanden in Hintereck gibt, der ihren Vermutungen Gehör schenkt, aber genau dieser Jemand möchte sie am liebsten tot sehen.

Meinung

Krimis für Erwachsene, in denen Kinder ermitteln, mochte ich schon immer sehr gerne und da hab ich mir gedacht, dass ja Christian Buders Werk auch in diese Kategorie fallen müsste.

Alles in allem hat es mir auch gut gefallen.

 

Da ist schonmal die Stimmung, die das Buch ausstrahlt.

Es ist Winter in Hintereck und zwar einer von der richtig eiskalten Sorte. Mit Schneestürmen und Kaminfeuer und mehr als einmal ist mir ein Schauer über den Rücken gehuscht, weil ich das Gefühl hatte, mir ist kalt.

Und dazu dann noch die Gefahr, die von einem unbekannten Mörder ausging und die perfekte Schauer-Atmosphäre eines Krimis war geschaffen.

 

Außerdem mochte ich die Protagonistin des Buches wirklich sehr gern.

Alice ist von ihrer geistlichen Reife sehr weit schon für ihre 11 Jahre und ziemlich intelligent. Mit diesen Eigenschaften wird sie in ihrem Heimatdorf auch oft schief angeschaut, da sie viele Fragen stellt und im Gegensatz zu den älteren Herrschaften nicht alles so hinnimmt, wie es ist.

 

Diesen Provinz-Charakter hat Herr Buder auch hervorragend präsentiert und mehr als einmal war ich dankbar, dass ich nicht in solch einem Dorf geboren wurde und dort lebe. Klar gibt es auch Ausnahmen, aber die Verbohrtheit und vor allem auch Intoleranz für neue Dinge sind Dinge, die man schnell und oft auch leider zurecht den Dörflern zuschreibt, vor allem den alten.

 

So ist es also irgendwie beinahe die logische Folge, dass Alice sogar von ihrem eigenen Vater als verrückt und reif für die Psychatrie abgeschrieben wird, weil sie als einzige nicht glaubt, dass der Tod ihrer Mutter ein Unfall war und dass der Mörder auch die neuen Toten des Winters auf dem Gewissen hat.

 

Alice ermittelt nun also auf eigene Faust. Nun ja beinahe, denn mit an ihrer Seite ist einmal ihr bester Freund Tom und einmal der oben erwähnte Wittgenstein, der ihr mit seltsamen, philosophischen Ratschlägen hilft.

 

Zuerst klang dieser Ansatz mit dem toten Philosophen sehr spannend und interessant und ich freute mich auf neue Ideen aus der Philosophie, aber ehrlich gesagt, waren gerade diese Passagen am zähesten und irgendwie auch ein wenig zu bizarr für meinen Geschmack.

 

Ich habe natürlich nicht viel Ahnung von Wittgensteins Lebenswerk, aber seine Thesen, die er im Laufe des Buches loslässt, kamen mir eher ein bisschen esoterisch vor und entweder bin ich nicht schlau genug, um den Sinn hinter ihnen zu erkennen oder sie hatten keinen.

 

Es gab noch ein paar andere Ungereimtheiten im Buch, auch in der Auflösung des Falls letztendlich.

Eigentlich war das ziemlich spannend, aber die ganzen Erklärungen waren mir dann doch ein bisschen zu weit hergeholt und vielleicht hätten da 50 Seiten mehr dem Buch auch nicht geschadet, um alles besser zu begründen.

 

 

Fazit
 

"Die Eistoten" ist ein sehr atmosphärischer Krimi mit einem spannenden Fall und einer sehr sympathischen Protagonistin, die mich manchmal an mich selbst erinnert hat mit ihrer vorlauten Art und der Angewohnheit, immer das letzte Wort haben zu müssen.

Ein paar logische Mängel gab es in dem Fall und mit Wittgenstein kam ich nicht besonders klar, aber ich vergebe 4 von 5 Sternen für Christian Buders Debut. Und wenn es in Alice nächsten Fall einen anderen Philosophen gibt, könnte es ja auch noch eine Steigerung geben!