Rezension

Gut konstruiert, für einen Thriller nicht genug Spannung

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden -

Der Countdown-Killer - Nur du kannst ihn finden
von Amy Suiter Clarke

Zum Inhalt:

Elle Castillo betreibt einen True-Crime-Podcast. Ihr neuestes Projekt ist die Reportage über den Countdown-Killer, der vor zwanzig Jahren nach einem Muster Frauen entführt, gefoltert und ermordet hat. Dann war Ruhe, - bis jetzt...

 

Mein Eindruck:

Mir hat insbesondere die Mischung aus Kriminalgeschichte und Podcast gut gefallen. Es wird deutlich, dass Elle sich ihrer Passion verschreibt und später auch, welchen Grund sie dafür hat. Doch was mir bis zum Schluss gefehlt hat, ist ein Sog, der mich dazu bringt, selber mitzufühlen. Bis zum Ende ist man mehr Beobachter als wirklich in der Geschichte versunken. Außerdem nerven die fast schon mathematisch anmutende politische Korrektheit im Zusammenspiel der Personen (jede Ethnie wird bedient) und die Tatkraft der Kinder. Gleich zwei Mädchen im noch-nicht-einmal-Teenager-Alter, zusätzlich durch eine Vergiftung und Nahrungsentzug geschwächt, die sich gegen einen zu allem entschlossenen Erwachsenen behaupten können und gedankliche Weitsicht beweisen, sind ein bisschen viel für einen Krimi. Doch das Buch ist gut entwickelt, es macht Spaß zu lesen, wie sich gewisse Stränge zusammenführen und die Moral von der Geschichte gefällt.

Für ein Erstlingswerk also gut und ausbaufähig. Für das zweite Buch würde ich mir mehr Spannung wünschen und vor allen Dingen mehr Charaktertiefe bei den Personen (wobei mir herzlich egal ist, ob ein Hidschab korrekt sitzt oder jemand sich zum gefühlten fünfzigsten Mal wirklich gut mit dem Computer-Hacking auskennt). Hier hakt es für mein Dafürhalten gewaltig: Schmerz, Angst, Panik, Trauer, - irgendwie alles wie im Nebel, zu watteweich, zu distanziert. Wenn es Möglichkeiten der Ausarbeitung gäbe, wählt die Autorin fast immer die Figur mit Abstand, um die Qualen zu schildern. Ein anderes Mittel ist der Abbruch, um nachher etwas aus der Vergangenheit zu erzählen. Beides kann man machen, - wenn das aber das ausschließlich stilistische Mittel ist, bleibt das Mitfühlen auf der Strecke.

 

Mein Fazit:

Gutes Konstrukt, jedoch zu wenig Spannung