Rezension

gut konstruiertes Fantasy-Spektakel, das Lust auf mehr macht

Schnee wie Asche - Sara Raasch

Schnee wie Asche
von Sara Raasch

Zitat:
„Sein Körper beginnt sich vor meinen Augen zu verwandeln. Knochen knacken und formen sich neu, Muskeln werden mit einem knirschenden Ruck gestreckt.“
(S.55)

„Die klare Kälte schlägt mir mit solcher Wucht entgegen, dass ich Gefahr laufe, den Schrei, den ich die letzten zehn Minuten unterdrückt habe, herauszulassen.“
(S.157)

Inhalt:
Vor 16 Jahren wurde das Königreich Winter zerstört und die Magsignie, das magische Medaillon von Winter, durch den König von Frühling zerbrochen. Nur wenigen Winterianern ist die Flucht vor den Truppen Frühlings gelungen. Die übrigen Überlebenden fristen ihr Leben seitdem in Arbeitslagern Frühlings.

Die Flüchtigen, zu denen auch Meira und Mather gehören, versuchen nun schon seit Jahren, die Hälften des Medaillons zu finden. Doch Angra, der König von Frühling, bewahrt die Hälften getrennt voneinander auf, so dass die Suche umso schwieriger wird. 

Nun wird endlich auch Meiras größter Wunsch erfüllt. Nun darf auch sie auf eine so sehnlichst erwartete Mission, die ihr William, der Anführer der Gruppe, bisher nicht erlaubt hat. Denn eine der Medaillonhälften befindet sich jetzt ganz in der Nähe. Meira nimmt die Herausforderung an. Und begibt sich damit in tödliche Gefahr.

Meinung:
„Schnee wie Asche“ von Sara Raasch hat eher zufällig den Weg zu mir gefunden. Der Klappentext jedoch hat mich neugierig auf die Geschichte gemacht und so wollte ich die sie unbedingt kennenlernen. 

Schon die Landkarte von Primoria vor der eigentlichen Geschichte fand ich sehr gelungen. Die nachfolgend abgedruckte Widmung, in der man erfährt, dass die Autorin die Basis für ihre Geschichte bereits als Zwölfjährige gelegt hat, brachte ihr erste Sympathiepunkte bei mir ein. Im Anschluss konnte ich, diesen Gedanken an eine Autorin im Vorteenageralter immer im Kopf, so manche kritische Kleinigkeit übersehen und darüber hinweggehen. 

Sara Raasch warf mich förmlich in ihre Geschichte hinein. Anfangs fühlte ich mich auf ihrem erschaffenen Terrain noch ein wenig unsicher, konnte dies aber mit steigender Seitenzahl ausgleichen. Zu wenig wusste ich von dieser Welt und musste mich damit vorerst ein bisschen durchmogeln und arrangieren. Meine Vorstellungskraft war gefordert, die von Sara Raasch geformte Welt zu erkunden und zu verstehen, was aufgrund des Aufbaus mit den Rhythmus- und Jahreszeitenkönigreichen in Primoria nicht unbedingt einfach war. 

Dennoch konnte ich mich immer mehr auf diese Idee einlassen, konnte die Geschichte genießen und in die Welt von Primoria eintauchen. Die Anflüge von Längen hielten mich dabei nicht dabei auf, diese Erkundungstour zu unterbrechen. Der Autorin gelang es immer mehr, mich an ihre Geschichte zu binden und zu fesseln.

Meira ist eine wirklich starke Protagonistin. Sie fällt nicht nur durch ihre Ausdauer und hohe Loyalität auf, auch ein gewisser Stursinn ist eine ihrer Haupteigenschaften. Doch dabei verliert sie niemals das eigentliche Ziel, das Ziel der Gruppe, aus den Augen. Denn über allem Handeln steht, dass die Magsignie zurückerobert werden muss, um Winter wiederaufzubauen und zu alter Stärke zu verhelfen. Aber der Weg dahin ist schwierig und gefährlich. Und immerhin sind von ehemals 25 Flüchtigen ganze Acht übrig geblieben. 
Meira stellt ihre eigenen Bedürfnisse immer hintenan. Der Kampf für Winter steht an erster Stelle. Selbst aufkeimende Gefühle für Mather muss sie im Zaum halten, denn immerhin ist er der rechtmäßige König von Winter. Eine Liaison ohne Vorteile für Winter kann deshalb nicht in Frage kommen. Selbst als ein großes Opfer von Meira verlangt wird, scheint sie sich in ihr Schicksal zu fügen. Und doch bleibt sie ihrem Selbst immer treu, lässt sich nicht verbiegen. Ihre Stärke ist vorbildlich, kann mitreißen. Meira war mir eine wirklich sympathische Protagonistin, mit der ich mich gern in die Gefahren gestürzt habe.

Sara Raasch konnte mich mit ihrem durchaus flüssigen Schreibstil für sich einnehmen. Die Geschichte erlebte ich in der Gegenwartsform aus Sicht von Meira. Die gewählte Zeitform trug dazu bei, dass ich stets direkt am Denken und Handeln der Charaktere teilnahm, immer den gleichen Wissensstand zum Geschehen hatte. Die Fantasy-Komponente kam bei dieser Geschichte ebenfalls nicht zu kurz. Auch wenn ich zwischendurch immer mal wieder den Ansatz von Längen gespürt habe und ab und an etwas irritiert war, konnte ich mich auf die Idee und den Weltentwurf auf jeden Fall gut einstellen.

Die in der Geschichte enthaltenen Spannungsspitzen waren aus meiner Sicht gut gesetzt, ich fieberte in vielen Situationen mit und um die Charaktere. 

Das Ende der Geschichte gestaltet die Autorin nicht unbedingt unerwartet, für mich auf jeden Fall zufriedenstellend. Definitiv wurde eine gute Basis geschaffen, auf der der Folgeband hervorragend aufsetzen kann. Ich freue mich schon, mehr von Meira und Co. zu erfahren.

Urteil:
„Schnee wie Asche“ war für mich ein schön gestricktes Zusammenspiel von Fantasy-Elementen sowie einem Weltentwurf, der mich fesseln und mitunter faszinieren konnte. Ich habe meine Zeit gern in Primoria an der Seite von Meira verbracht und vergebe deshalb 4 Bücher.

Für alle, die gern Ausflüge aus der Realität unternehmen, Charaktere durch alle Gefahren begleiten und niemals das Ziel aus den Augen verlieren.

Die Reihe:
1. Schnee wie Asche
2. Ice like Fire (Originaltitel, vor. 2015)
3. Bisher ohne Titel (Snow like Ashes 3)

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