Rezension

Gut lesbare Langzeit-Betrachtung des Bundestagswahlkampfes 2021

Entscheidungstage -

Entscheidungstage
von Stephan Lamby

Diesmal hatten die Wahlforscher recht: das kurz vor den Bundestagswahlen vorausgesagte "Kopf-an-Kopf-Rennen" zwischen SPD und Union fand statt. Die Personalie des Kanzlerkandidaten spielte offensichtlich das Zünglein an der Waage und bescherte der Bundesrepublik als neunten Kanzler Olaf Scholz.Seine Partei, die SPD, erlebte einen kaum zu glaubenden Aufschwungund wurde von der "Totgesagten" zur "Kanzlerpartei".
War es die bessere Politik, das bessere Angebot an die Wähler, oder waren es die Fehler und die Konzeptlosigkeit der Anderen?
Genau dieser Frage geht Stephan Lamby im vorliegenden Buch nach und das macht es auch lesenswert - auch nach den Entscheidungstagen und nachdem nun eine neue Bundesregierung feststeht.

Stephan Lamby offenbart nicht nur sein ausgeprägtes Insider-Wissen, er beschreibt, bewertet und analysiert Planungen, Taktik und Ereignisse der maßgeblichen politischen Kräfte unseres Landes.
Er begleitet diesen Prozess über einen langen Zeitraum und wirft die Frage auf: wie geht es weiter nach der Ära Merkel?
Sein Buch rückt die Bundestagsfraktionen in den Fokus, insbesondere die drei Kanzlerkandidat*innen: Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz. Er begleitet den politischen Tross und kommentiert seine Erkenntnisse und seine Ansichten als Beobachter Szene, lässt aber auch seine Interviews mit in seine politischen Erörterungen einfließen.
Auf diesem Wege erhält der Leser ein umfassendes Bild über den Verlauf des Bundestagswahlkampfes 2021.

Gut lesbar und in flottem Stil nimmt der Autor seine Leser mit auf eine politische Reise, die geprägt ist von Parteien, Personen und Wahlkampftaktik. Da bleibt es kaum aus, dass die Szene nicht nur von Außen betrachtet wird. Kommentare und Meinungen finden sich zu Hauf. Da gibt es zweifelsfrei Personen auf der (subjektiven) Sympathieseite, ebenso auch welche, die permanent "in Ungnade fallen".
Das ist der Preis: ein ausgezeichnet geschriebenes Buch mit einem hohen Maß an Insider-Wissen, jedoch auch einem ausgeprägten Hang zur Subjektivität.
Eine Leseempfehlung ist es allemal, selbst wenn ich zugebe, dass die Sichtweisen des Autoren mir an der ein oder anderen Stelle doch zu Oberlehrerhaft erschienen.