Gute, aber nicht sehr gute Lebensgeschichte
Wer ist Angela?
In dem Buch City of girls schreibt Vivian einen sehr langen Brief an Angela in der Ich Form. Es wird erst auf den letzten Seiten bekannt wer Angela überhaupt ist. Vivian die Hauptprotagonistin schreibt ihren Lebensbericht. Vivian wird als Landei in eine wohlhabende Familie geboren, aber ihre Eltern kümmern sich nicht wirklich um sie. Früh wird sie schon in ein Internat abgeschoben. Ihre Großmutter scheint zu dieser Zeit ihre einzige richtige Bezugsperson in der Familie zu sein. Von ihr lernt sie das Nähen und Weisheiten für das Leben. Nach ihrem Tod bricht für sie eine Welt zusammen und sie schafft das Studium nicht. Ihre Eltern schieben sie wieder einmal ab zu ihrer Tante Peg nach New York, die ein kleines, altes, eher heruntergekommenes Theater führt. Hier beginnt für die 19- jährige nun das Leben. Ein Leben in den 40er Jahren gespickt von Alkohol, Partys, durchzechten Nächten und zu guter Letzt Sex. Klar das dies über kurz oder lang in einer Katastrophe enden muss. Vivian, die sich selbst als naive, oberflächliche und egoistische Person darstellt, verfällt nach dieser Katastrophe, die sie selbst herbeigeführt hat, in Selbstmitleid. Aber auch diese Phase ihres Lebens geht vorüber. Viele Menschen tauchen in Vivians Leben auf, manche sind ihr wichtiger, manche nicht so. Sie sagt selbst, dass sie Männer nur für Sex benötigt, also zu ihrer Befriedigung. Sie heiratet nie, hat aber eine selbst ausgesuchte Familie um sich. Mit ihrer Freundin Marjorie betreibt sie ein Brautmodengeschäft. Sie kommen gut über die Runden. Irgendwann trifft Vivian Frank, ein Freund ihres im Krieg gefallenen Bruders. Es entwickelt sich eine innige Freundschaft zwischen ihnen.
Ich liebe den Schreibstil von Elizabeth Gilbert, dieser liest sich schön flüssig und ist für mich gespickt mit kleinen Besonderheiten. Ich blieb an manchen Stellen kurz hängen, weil ich die Formulierungen so toll fand. z.B. "... noch Eigelb im Haar ..." (S. 21) oder "... ohne das die Luft ständig mit warten gefüllt werden müsste ..." (S. 31) oder "Ich fühlte mich nicht nur willkommen, sondern erwünscht." (S. 36)
Im ersten Drittel des Buches wurde die Geschichte erst ein wenig denkwürdig, was mich ein bisschen skeptisch weiterlesen ließ. Denn erst erkaufte sich Vivian Freundschaften durch Nähdienste, dann verschafften ihr, besagte Freundinnen ein Prostitutionsarrangement zum Verlust ihrer Jungfräulichkeit. Die Naivität, Oberflächlichkeit und egoistische Art und Weise von Vivian fing ein wenig an zu nerven. Dann kam es zu der erwarteten, nicht überraschenden Katastrophe und Vivian fiel in ein tiefes Loch mit viel Selbstmitleid. Die Geschichte zog mich wieder in ihren Bann und ich wurde einfach seicht mitgezogen, denn im weiteren Verlauf der Lebensgeschichte passierte sehr viel und doch eigentlich nichts, will sagen die Geschichte plätschert so dahin, wurde aber nicht wirklich langweilig. Ein Lebensbericht mit vielen anderen Personen, die Vivian im Laufe ihres Lebens kennenlernt. Zum Teil wurden sie zu Vivians Vertrauten und/ oder Freunden. Alle Personen hatten so ihre eigene Geschichte oder Macke, auf die in Vivians Bericht auch eingegangen wurde. Ich könnte das komplette Buch wiedergeben, um alle Personen hier zu benennen.
Mein Fazit ich fand das Buch gut, aber nicht sehr gut. Der Schreibstil gefällt mir und die Geschichte lässt sich flüssig lesen. Man muss ein Interesse für Lebensgeschichten haben. Wenn man das Buch wegen des Klappentextes liest, der wird meiner Meinung nach enttäuscht. Im Klappentext wird die besondere Freundschaft von Vivian und Marjorie beschrieben. Diese Freundschaft findet erst im letzten Viertel des Buches Einzug in die Geschichte und ist eine von vielen Geschichten. Wie oben schon gesagt es passiert viel und doch eigentlich nichts. Mir hat dies mittel gut gefallen, eigentlich wollte ich nachher nur noch wissen, wer Angela ist. ;-)