Rezension

Gute Aussage, aber die Umsetzung, war nicht meins ...

Das Beste kommt noch - Richard Roper

Das Beste kommt noch
von Richard Roper

Bewertet mit 3 Sternen

Andrew sitzt allein in der Kirche und besucht die Beerdigung von einem John, nicht irgendeinen John, sondern von einem, dessen Nachlass er verwaltet und wo er keine Angehörigen gefunden hat. Nachlassverwaltung ist sein Job, die Beerdigung zu besuchen eher weniger, aber Andrew findet das anständig, dass wenigstens einer hingeht. Seine Kollegen finden das schräg, aber gut, denn Andrew kann sich das ja leisten, solch eine emotionale Handlung, da er auf die Kraft seiner eigenen Familie bauen kann. Zumindest lässt er das seine Kollegen glauben, tatsächlich ist Andrew genauso eine einsame Seele, wie für die er tagtäglich die Wohnung nach Familienmitglieder durchsucht. Er kehrt abends in eine kleine Wohnung zu seiner Modelleisenbahn und seinen Platten zurück, aber dann kommt die neue Kollegin Peggy und sie wirbelt seine Gedanken umher. Gibt es also doch noch mehr da draußen für Andrew? Wird es Zeit, die Lügen hinter sich zu lassen? Und was hat Andrew überhaupt dazu gebracht?

Ich fand damals den Klappentext unglaublich amüsant und wollte unbedingt Andrew kennenlernen. Einen Nachlassverwalter mit zwei Leben, zumindest hörte es sich so heiter an. Eigentlich eine Geschichte genau für unsere Zeit, wo man online soziale Kontakte pflegen kann und trotzdem anonym allein lebt. Das Singledasein vermehrt sich und ohne Freunde kann das schon einmal sehr einsam sein. Somit war ich sehr interessiert an Andrew und ob mir seine Geschichte gefallen hat, erzähle ich euch nun.

Andrew hat sich in seinem Leben bequem eingerichtet, er ist leidenschaftlicher Modelleisenbahn-Besitzer, liebt Platten von Ella-Fitzgerald und wird einmal aller drei Monate von seiner Schwester genervt. Aber so locker und leicht ist Andrews Leben nicht. Durch eine dumme Unaufmerksamkeit muss er seit fünf Jahren eine Lüge aufrecht erhalten, nämlich das er verheiratet und Vater zweier Kinder ist. Dieses Konstrukt hat er ausgefeilt, perfektioniert und ist so überzeugend, das er sich selbst manchmal über seine Singlewohnung wundert. Aber dann kommt eine wahre Flut an Ereignissen, die alles zum Einsturz bringen könnte. So muss er sich seiner eigenen Familienvergangenheit stellen, sein Chef kommt auf die Idee Diner-Party zu machen, und zwar bei jeden zu Hause und natürlich die neue Kollegin. Peggy ist verheiratet und hat zwei Töchter und Andrew muss sie mit auf seine Touren nehmen und einarbeiten. Ihre Art ist überraschend, erfrischend und Andrew bekommt die Welt anders zu Gesicht. So steigern  sich die Probleme immer mehr, die Panik steht Andrew bis zum Hals und die Frage, wie es weiter gehen soll, wird lauter. Andrew hat nun die Wahl, stell ich mich dem allen, oder verstecke ich mich weiterhin.

Für mich war Andrew schon recht spezial, ein durchsichtiger Typ, der zwar ein gutes Herz hat, aber auch keinen Popo in der Hose. Der sich seiner Vergangenheit nicht stellt, diese lieber umschifft und gar nicht merkt, dass das Leben an ihm vorbei geht. Er hat sich damit abgefunden und in seinem Einsiedlerdasein bequem gemacht, wenn da nicht diese Lüge wäre. Allein wie diese Lüge zustande kam, zeigte auf, dass Andrew ein Träumer ist, der sich in dieser Familiengeschichte bequem macht und gar nicht merkt, dass er nicht nur seine Umwelt anlügt, sondern vor allem sich selbst. So war ich leider immer in der Position ihn zu bemitleiden oder ihn wütend zu schütteln. Ihn in den Popo zu treten am meisten, denn er kommt aus dieser Jammerstellung wirklich schwer raus und merkt nicht, dass sein Beruf ein Spiegelbild seines Lebens ist. Somit war die Hauptfigur für mich schon recht schwierig.

Überhaupt, muss ich für mich gestehen, war die Geschichte anders, als gedacht. Eigentlich dachte ich, dass der Humoranteil hier größer wäre, aber entweder war es nicht mein Humor, oder dieser hielt sich in Grenzen. Außerdem komm ich mit der Lügengeschichte nicht ganz klar, für mich war diese teilweise nicht tragbar, gerade als Chef, bekomme ich die persönlichen Daten meines Mitarbeiters zusehen und vielleicht ist es meine Berufskrankheit, aber da erkenne ich, ob einer verheiratet ist und Kinder hat, oder nicht. Aber vor allem habe ich, dessen Adresse vorliegen. Somit hatte die Geschichte für mich einige Logikfehler und ich muss diese unter künstlerische Freiheit abstempeln. Aber genug gemeckert, was ich der Geschichte und den Autor hochhalte, ist die eigentliche Aussage, nämlich, dass man sein Leben immer nochmals ändern kann. Dass ich mich nicht mit der Einsamkeit abfinden muss, das ich nicht allein sterbe, sondern noch einmal die Chance habe alles auf Links zu drehen. Andrew hat eine schwierige Kindheit und auch als junger Erwachsener meint das Leben es nicht gut mit ihm, aber es ist nie zu spät, die richtigen Leute in sein Leben zu lassen. Ein harter Prozess für Andrew und manchmal verlässt ihn der Mut, aber am Ende gibt es vielleicht doch ein Neubeginn.

Das Beste kommt noch, zeigt ein großes Problem unserer Gesellschaft auf, denn wir vereinsamen im Alter un das es nicht so sein muss, erzählt Richard Roper mit seiner Geschichte. Für mich war es eine Geschichte für zwischendurch, mit kleinen nachdenklichen Gedanken, etwas zu viele Ungereimtheiten und einen etwas zähen Zwischenteil.