Rezension

gute Fortsetzung

Pretties - Scott Westerfeld

Pretties
von Scott Westerfeld

Bewertet mit 4 Sternen

Wie schon der erste Teil "Uglies" hat mit auch die Fortsetzung "Pretties" von Scott Westerfeld sehr gut gefallen.

Zum Inhalt: Tally hat sich der Schönheitsoperation unterzogen und ist jetzt eine "Pretty", inklusive des eim ersten Teils vorhergesagten eingeschränkten Denkvermögens. Sie geht auf Partys und genießt ihr neues, einfaches Leben, bis einer der "Smokies" auftaucht und sie daran erinnert, dass etwas mit ihr nicht stimmt. Zusammen mit ihrem Freund Zane versucht sie einen Ausweg aus "New Pretty Town" zu finden...

Die Geschichte ist auch diesmal wieder sehr interessant und abwechslungsreich. Außerdem gewinnt der Charakter Tally an mehr Tiefe und man erfährt auch etwas mehr über die Zukunftswelt, in der sie lebt. Hatte ich zum Beispiel beim ersten Teil noch kritisiert, dass nicht schlüssig erscheint, wie Kinder sich so leicht um das High-Tech-Sicherheitssystem der Stadt herumschleichen können, liefert dieser Teil dazu nun Erklärungen.

Was mir an diesem Teil allerdings immer noch nicht wirklich gefällt, ist das Alter der Protagonistin. Ihrer Gedanken sind manchmal sehr tiefgründig, sie hat ein hohes Verständnis von Technologie und der Wildnis, in der sie ja praktisch noch nie allein gelebt hat. Jetzt lebt sie dort mehrere Wochen ALLEIN unter einer fremden menschlichen Kultur auf Steinzeitniveau und kommt damit klar. Eine 16 jährige, die es gewohnt war, das in ihrer Stadt ihr Leben lang alles auf Anfrage aus Löchern in den sprechenden Zimmerwänden kommt, wandert einfach so auf eigene Faust durch die Wildnis und lebt bei Höhlenmenschen?!? Würde man aus Spaß eine gewöhnlichen 16 jährigen auch nur eine Woche von Handy und Internet trennen, würde man wohl schnell merken, wie weit das von der Realität entfernt ist.
Außerdem konsumieren die "Prettys" ordentlich Alkohol, sodass ich es insgesamt deutlich besser und überzeugender gefunden hätte, hätte der Autor auf eine Teenager-Protagonistin verzichtet und Tally stattdessen zum Beispiel 21 Jahre alt sein lassen.

Auch gefällt mir nicht, wie der Autor versucht jugendliche Probleme wie Magersucht und Selbstverletzendes Verhalten ("Ritzen") in seine Story einzubinden, dabei aber die negativen Auswirkungen solchen Handelns nicht ausreichend beleuchtet.

Insgesamt hat mir das Buch mit seiner abwechslungsreichen Handlung aber trotz leichter Schwächen sehr gut gefallen. Der Schreibstil könnte anspruchsvoller sien, ist aber flüssig und lässt sich leicht lesen. Ich kann das Buch also nur empfehlen, allerdings sollte man unbedingt den ersten Teil zuvor lesen, da einem sonst die Zusammenhänge fehlen.