Rezension

Gute Fortsetzung mit kleinem Spannungsdefizit

Der Schwarze Thron - Die Königin - Kendare Blake

Der Schwarze Thron - Die Königin
von Kendare Blake

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt
Mirabella, Katharine und Arsinoe sind Drillinge - und Todfeinde, die sich im Kampf um den Thron der Insel Fennbirn gegenüberstehen. Nur eine von ihnen kann Königin werden, nur eine von ihnen kann überleben. Diejenige, die ihre beiden Schwestern eigenhändig tötet, erweist sich als würdige Herrscherin. Doch es sind nicht alle dazu bereit, der Tradition zu folgen. Während eine von ihnen nichts unversucht lässt, um Königin zu werden, verstoßen die anderen beiden gegen die Regeln und gehen ein Bündnis ein. Werden sie ihre Schwester und das Reich auf ihre Seite ziehen können oder werden sie durch die Hand ihrer Scwhester sterben müssen?

Meinung
Kendare Blake ist mit "Die Königin" eine gute Fortsetzung ihres Reihenauftaktes gelungen. Mich persönlich har Band 2 etwas weniger in seinen Bann ziehen können, was wahrscheinlich aber mehr damit zu tun hat, dass der Rausch des Neuen ein wenig verflogen ist. Nach wie vor finde ich das Konzept der drei rivalisierenden Schwestern und den individuellen Fähigkeiten sehr gelungen. Die Feindseligkeit der Bewohner der Gebiete, in denen sie aufgewachsen sind, hat die Mädchen zu starken Persönlichkeiten geformt, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Wesenszüge interessant sind und für Abwechslung beim Lesen sorgen. Die drei Schwestern sind meiner Meinung nach eine der beiden Hauptstärken der Reihe. Damit, wie sehr einem die jungen Frauen ans Herz wachsen, steht und fällt, wie gut man sich auf die Geschichte einlassen kann. Für mich war Katharine im ersten Band meine absolute Favoritin, weil sie nach meinem Befinden mit ihrer Giftmischer-Fähigkeit die schwerste Bürde zu tragen hatte. In dieser Fortsetzung ist sie aber fast nur negativ aufgefallen, was mir gehörig gegen den Strich ging. Sie hat bisweilen eine Grausamkeit und einen Zynismus an den Tag gelegt, die mich enttäuscht und auch irritiert haben, weil sie in einem so krassen Widerspruch zu dem gutherzigen Mädchen aus dem ersten Teil standen. Retrospektiv hat ihre 180-Grad-Wende einen Sinn ergeben, da sie sich nicht grundlos so verhalten hat. Solange mir das jedoch nicht bewusst war, war ich einfach nur wütend auf sie (und auf die Autorin, weil sie sie so geschrieben hat). Meine wachsende Abneigung gegen Katharine hatte den positiven Nebeneffekt, dass dafür Mirabella und Arsinoe gewaltig in meiner Gunst gestiegen sind, besonders dadurch, dass sie zusammen agierten. Für rebellische Figuren habe ich ja immer eine Schwäche. Aber auch abgesehen davon mochte ich die Seiten, die mir die beiden von sich gezeigt haben. Sie beweisen Mut und Durchsetzungsfähigkeit, demonstrieren Stärke, indem sie ihre Fehler eingestehen und verzeihen können, und gehen in puncto bedingungsloser Liebe mit gutem Beispiel voran. Wie könnte man sie da nicht mögen? Die einzigen Personen, mit denen ich meine Schwierigkeiten habe, sind Jules und Joseph, Arsinoes beste Freunde. Ich kann es mir nicht erklären, aber deren Liebesgeplänkel hat mich mehr genervt, als dass ich es schön gefunden hätte. Dem habe ich Arsinoe und Billy deutlich vorgezogen. Zum einen war ihr unsicheres Umeinanderherumschleichen einfach zauberhaft, zum anderen harmonieren sie so gut miteinander und ich finde sie auch unabhängig voneinander toll. Billy hat sich im Laufe der Handlung mit seiner Loyalität, Herzensgüte und der Art, wie er erst Mirabella und dann seinem Vater die Stirn geboten hat, einen festen Platz in meinem Herzen gesichert. Und wenn man ihn dann noch über Arsinoe reden hört, kann man eigentlich nur ins Schwärmen geraten.
Aufgrund meiner (überwigendenden) Sympathie macht es so viel Spaß, die Charaktere auf ihrem Weg zu begleiten, und zu beobachten, wie sich die Story entfaltet. Ein wenig zu bemängeln habe ich allerdings, dass ich kein dauerhaftes Spannungsgefühl empfunden habe. Es gibt zwar einige aufregende Szenen, aber diese vermochten mich nur kurzzeitig in Aufruhr zu versetzen. Es gibt zum Beispiel ein Ereignis in der zweiten Hälfte des Buches, das für die fiktiven Charaktere selbst sehr schockierend ist. Als Leser aber ist man den Figuren einen Schritt voraus, da man wesentlich mehr Informationen hat. Das war zwar an der Stelle einerseits eine enorme Erleichterung, andererseits glaube ich, dass ein Schockmoment hier effektiver gewesen wäre, weil sich dadurch mehr Dramatik aufgebaut hätte. Den Schrecken hab ich dafür am Ende des zweiten Bandes bekommen. Was da passiert ist, habe ich so nicht kommen sehen und es hat mich etwas aus der Bahn geworfen. Natürlich animiert mich das auch wieder zum Weiterlesen.

Fazit
Der zweite Band der Fantasy-Reihe blieb nicht hinter meinen Erwartungen zurück. Kendare Blake treibt ihre Geschichte auf teilweise unvorhersehbare Weise stetig voran und hält sich viele Optionen offen, wie sie ihre Trilogie enden lassen kann. Die Charaktere sind dabei ein wahrer Segen, da sie gut ausgearbeitet sind und viel Identifikationspotenzial bieten - selbst dann, wenn sie Phasen durchlaufen, die sie nicht gerade im besten Licht dastehen lassen.
 

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