Rezension

Gute Geschichte - Film war besser

Grüne Tomaten - Fannie Flagg

Grüne Tomaten
von Fannie Flagg

Bewertet mit 2.5 Sternen

Tja, dieses Buch ist schwer zu bewerten. Die Geschichte ist wunderbar. Ganz unkompliziert und selbstverständlich schildert die Autorin die Geschichte einer offensichtlich lesbischen Beziehung ohne sie je so zu nennen. Und das zu einer höchst bürgerlichen Zeit an einem äußerst konservativem Ort. Die Geschichte zweier starker Frauen, die ihrer Umgebung Stärke bringen und gleichzeitig auf die Stärke ihrer Freunde vertrauen. Sie macht Rassismus lächerlich, ohne ihn zu verharmlosen, indem sie die Mitglieder des örtlichen KKK entlarvt, die maskiert durch die Gegend laufen obwohl sie doch jeder an den Schuhen erkennt. Viele kleine Geschichten aus der Umgebung der beiden Frauen und ihres Sohnes werden erzählt und bieten alternative Lebensentwürfe. Teilweise wirkt diese Zerstückelung der Geschichte allerdings störend und manchmal gar sinnlos, zum Beispiel beim Wochenblatt von Whistle Stop, das in der Handlung zwischengeschoben wird.

Die Entwicklung Evelyns, die sich Ruth und Idgie zum Vorbild nimmt, wirkt auf mich als Europäerin wie eine Karikatur auf die übergewichtige, gelangweilte amerikanische Hausfrau, die für ihren Mann und die Kinder lebt und irgendwann feststellt, dass sie sich selbst verloren hat. Sie sucht ihr Glück in radikalem Feminismus, um ihre Wut herauszulassen, in Selbstfindungskursen, um den eigenen Körper kennenzulernen und in dem Beruf als Kosemtikerin. Sie überlegt auch ernsthaft, ihren egozentrischen Ehemann zu verlassen. Humorvoll stellt Ninnie heraus, wenn sie mal wieder übertreibt. Letztendlich stellt sich nämlich heraus: Egal, was Evelyn macht: Erst mit Selbstwertgefühl kann sie ihren Ehemann, sich selbst und auch der Umgebung begegnen ohne Frustration.

Insgesamt war das Buch gut, aber Erzählfluss und Komposition der Handlung gefielen mir überhaupt nicht. Oberer Durchschnitt ist das Buch vorallem noch, weil es Vorlage für einen wirklich wunderbaren Film war (, den ich übrigens vor dem Buch gesehen habe).