Rezension

Gute Geschichte - schwaches Ende

Das Mädchen aus Brooklyn - Guillaume Musso

Das Mädchen aus Brooklyn
von Guillaume Musso

Bewertet mit 4 Sternen

Einzelbewertung:

Plot: 4/5
Atmosphäre: 3/5
Charaktere: 4/5
Spannung: 4/5
Showdown: 2/5

Guillaume Musso ist kein ausgewiesener Thriller-Autor, generell dürfte ihm das Thriller-Genre eher fremd sein, wenn man den Klappentexten seiner anderen Bücher Glauben schenkt. Es wirkt eher so, als wäre er ein klassischer Storyteller. „Das Mädchen aus Brooklyn“ ist auch kein klassischer Thriller, auch wenn es sehr lange so aussieht und die Protagonisten in der Geschichte auch so agieren. Es war mein erster Musso und ich bin auf dieses Buch gestoßen, weil ich in diversen Blogs immer wieder darüber gestolpert bin, obwohl ich weder ein großer Blogleser, noch großartig in der Bloggerszene vernetzt bin. Irgendwann habe ich mir das Buch dann besorgt – und wurde nicht enttäuscht.

Einer der oben genannten Protagonisten ist Raphaël, mit einem Trema über dem E. Raphaël ist 48 und erfolgreicher Krimi-Autor. Er hat einen Sohn aus erster Ehe, der noch sehr jung ist und kaum noch sprechen kann. Er hat Anna in einem Krankenhaus kennengelernt, in dem die 25-Jährige als Assistenzärztin arbeitet. Raphaël liebt sie scheinbar abgöttisch, obwohl sie sich noch gar nicht lange kennen – oder vielleicht gerade deshalb. Für sie würde er die Welt auf den Kopf stellen, was er auch tut, als sie verschwindet. Hilfe bekommt er dabei von Marc. Marc ist 60 und war Polizist, bis ihn ein Querschläger außer Gefecht gesetzt hat und er seinen Beruf quittieren musste. Abgesehen davon holt ihn die Vergangenheit über seine Frau und seine Tochter immer wieder ein, weshalb er Medikamente nimmt. Er ist froh, Marc unterstützen zu können und freut sich, wiedermal ermitteln zu dürfen.

Man wird ohne viel Vorgeplänkel in die Geschichte geworfen, auch wenn die Geschichte so richtig erst nach etwa 150 Seiten beginnt – das klingt komisch, aber man wird es verstehen, wenn man das Buch liest. Das bedeutet nicht, dass es bis dahin langweilig ist – eher das Gegenteil ist der Fall. Anfangs ist es ziemlich rasant, es passiert viel. Dann wird es ruhiger und die Geschichte entfaltet sich richtig und wird immer größer – und sie wird verdammt groß; größer als man anfangs denkt. Am Rande der Handlung bekommt man die Nominierung des republikanischen Präsidentschaftskandidaten für die US-Wahl 2016 statt, was hochaktuell ist, wo man aber auch künstlerische Freiheiten bemerkt, die sich Musso genommen hat. Neben Raphaël und Marc, deren Stränge sich abwechseln, bekommt man immer wieder die Geschichten anderer, in der Geschichte wichtiger, Charaktere erzählt – das ist nicht nur interessant, sondern verleiht der Geschichte eine zusätzliche Spannung.

So gut die Geschichte ist, so schlecht ist allerdings deren Ende. Hier merkt man am besten, dass Musso das Thriller-Genre eher fremd ist, denn der Showdown ist quasi nicht vorhanden und generell kann man den Eindruck gewinnen, dass die Geschichte nicht ganz zu Ende erzählt wird – für eine Fortsetzung lässt Musso aber zu wenig offen. Die Wendung am Ende ist mir auch etwas zu overplayed, die wirkt etwas gezwungen.

Tl;dr: „Das Mädchen aus Brooklyn“ ist ein Thriller, der größer ist als man anfangs glaubt, der den Leser stets bei Stange hält und der irrsinnig spannend zu lesen ist. Mit interessanten Charakteren und einem Schuss Politik. Das Ende ist allerdings sehr schwach und wirkt in Teilen gezwungen.