Rezension

Gute Grundidee doch zu wenig Spannung

Der Store - Rob Hart

Der Store
von Rob Hart

Bewertet mit 3 Sternen

Einige Jahre ist es her, seit Gibson die Geschäftsidee überhaupt hatte: einen Store, in dem es alles, wirklich alles gibt, was das Herz begehrt oder was man im Alltag benötigt. Er beschäftigt unzählige Menschen und zwei von ihnen sind Paxton und Zinnia. Beide haben ganz frisch im Store namens Cloud begonnen, Paxton als Sicherheitsmann, Zinnia in den Lagerhallen. Langsam kommen die beiden sich näher, dabei sind sie eigentlich grundverschieden, doch nicht nur das, auch ihre Ziele bei Cloud sind grundverschieden. Je mehr die beiden bei Cloud im Alltag einsteigen, desto mehr wird klar, dass nicht alles hier so perfekt läuft, wie es nach aussen hin scheint.

Meine Meinung

Das schlichte Cover mit dem besonderen Barcode machte mich neugierig und klar, woran ich gleich bei dem Titel “Der Store” denken musste. Der Einstieg fiel mir dann hier auch relativ leicht, zumindest, was den Schreibstil betrifft, denn Rob Hart erzählt leicht und gut verständlich. Doch mir fehlte leider von Beginn an ein gewisses Grundtempo. Ich brauche nicht unbedingt permanent Action in einer Geschichte, aber hier fühlte es sich immer so an, als wurde mit zu vielen Worten erzählt, was man vielleicht mit mehr Tempo hätte rüberbringen können. Dabei gab es durchaus einige Momente, vor allem im Lagerbereich von Cloud, bei denen es mir eiskalt den Rücken runterlief, zum einen, wegen der furchtbaren Arbeitsbedingungen hinter dieser Firma, zum anderen, weil es einfach nur sehr realistisch klang, was der Autor da beschreibt. Im Grunde denke ich, dass wir uns auch heute schon sehr in diese Richtung bewegen, dass es dieses eine Unternehmen gibt, bei dem man nahezu alles erhält. Dementsprechend ist das Szenario, das hier gezeigt wird, nur allzu glaubwürdig.
Erzählt wird das ganze dann auch unterschiedlichen Perspektiven, bei denen man zwei neue Cloud Mitarbeiter, Paxton und Zinnia, kennenlernt, aber auch den Mann hinter dieser Firma. Das wiederum fand ich sehr gut dargestellt, denn so lernte man zwar den Grundgedanken, den Ursprung hinter Cloud kennen, aber konnte auch die unterschiedlichen Seiten betrachten, wie es für Angestellte in solch einer Firma ist.
Je mehr man in der Geschichte vorankam, desto mehr geriet man mit Paxton und Zinnia in den Alltagstrott. Genau so heißt auch einer der Abschnitte: man steht auf, man geht arbeiten, man schläft. Immer wieder der selber Rhythmus, immer wieder abrackern, damit man seinen Level nicht verliert, was immerhin dazu führen kann, nicht mehr bei Cloud arbeiten zu können. Dabei gibt es für die Menschen gar nicht mehr allzu viele andere Alternativen.
Während man Paxtons und Zinnias Perspektive durch einen neutralen dritte Person Erzähler vorgestellt bekommt, erlebt man Gibson in der Ich-Perspektive. Auch das ist ein guter Schachzug des Autors, denn so erlebt man als Zuschauer das eigentliche Geschehen, während man glaubt, einen vermeintlich guten Mann hinter dem Geschäft zu lauschen.
Das wiederum machte es mir sehr schwer, gerade Gibson neutral zu betrachten. Der Mann hat Krebs und nicht mehr lange zu leben. Das wird schon gleich auf den ersten Seiten klar und so gibt es immer wieder Momente, in denen er von seinem Beginn von Cloud erzählt, über seinen Intentionen, darüber, wie er glaubte, mehr aus seinen Mitarbeitern zu holen etc. Man hat hier defintiv das Gefühl, einem guten Kerl zuzuhören und dann bekommt man Zinnias und Paxtons Erlebnisse geliefert und diese sind ganz schön hart. Die Bedinungen unter denen sie bei Cloud arbeiten, wirken unmenschlich, aber halt einfach auch realitätsnah. Allerdings hätte ich mir hier einfach gewünscht, dass ich diese beiden Charaktere besser kennengelernt hätte. Leider blieben mir ihre Gefühle zu fern und ich konnte mich weder in sie hineinversetzen noch mit ihnen mitfiebern oder mitleiden. Schade, denn genau da ist wohl auch der Punkt, bei dem mir das Buch einfach zu langatmig wurde.

Mein Fazit

Kein Frage, die Darstellung und auch die Grundidee hinter “Der Store” waren beängstigend realistisch und zeigen ein Bild, von dem wir uns heute nicht allzu weit entfernt finden. Leider hatte ich insofern Schwierigkeiten, dass mir immer wieder zu wenig Tempo in die Geschichte gebracht wurde. Ich hatte nicht genügend Nähe zu den Charaktere aufbauen können, um hier richtig tief in die Geschichte gezogen zu werden, was sie letzendlich etwas spannungsarm machte.