Rezension

Gute Grundidee, von der ich mehr erwartet hatte

Skalpelltanz
von Jenny Milewski

Bewertet mit 3 Sternen

Ein Autor, der vom Massenmörder, den er erdacht hat, verfolgt wird, als er sich dazu entschließt, künftig andere Bücher zu schreiben. Das Setting: Schwedens Hauptstadt Stockholm. Doch aus der Grundidee und den psychologischen Aspekten hätte sicherlich mehr herausgeholt werden können.

Jonas Lerman, Mitte 30, Einzelgänger mit losen Beziehungen, lebt in Stockholm. Der von ihm erdachte Massenmörder Carl Cederfeldt, der mit Vergnügen junge Mädchen foltert und ermordet, hat ihm zum Erfolg verholfen. Doch nach 3 Büchern über Carls furchtbares Treiben findet Jonas nicht mehr zu Carl zurück, so dass schon sein viertes Buch einen anderen Protagonisten behandelt, einen vermeintlichen Vampir. Noch ist Jonas' Fangemeinde geduldig, doch auch sein Verleger erhofft sich ein neues Horror-Werk von Jonas. Der allerdings glaubt allmählich an eine Schreibblockade, vertraut sich seiner ehemaligen Nachbarin Zofia an, eine Psychologin, die er regelmäßig im Hospiz besucht und der er auf ihren Wunsch seine Bücher vorliest. Zofia empfiehlt Jonas einen Kollegen, einen Mental-Coach, der Jonas zunächst auch damit zu helfen können scheint, indem er Jonas darauf hinweist, dass sich eventuell nicht der fiktive Carl von Jonas entfernt hat, sondern anders herum. Doch merkwürdige Dinge geschehen: Jonas wird von einem Hummer angefahren, einem Fahrzeug, wie es sein ausgedachter Protagonist fährt. Er schreibt während einer kreativen Phase wieder über Carl, und einer seiner Bekannten erlebt genau diesen grausamen Unfall auf der Straße in Stockholm mit. Gegenüber einer Reporterin beschreibt Jonas, Carl sehe genauso aus wie er, ohne dass er dies zunächst realisiert. Menschen in seinem Umfeld sprechen ihn an auf Dinge und Orte, an die er sich nicht erinnern kann. Er findet einen blutigen Arztkittel in seiner Wohnung. Ist Carl sein alter Ego? Steckt das Böse, über das er schreibt, in ihm selbst? Was geschah in Jonas' Kindheit, was seine Mutter seitdem totschweigt? Oder wird Jonas langsam aber sicher verrückt?

Die Autorin schreibt gefällig und so, dass man sich ein Bild von den Szenen machen kann. Gut gelungen finde ich die Ausschnitte aus Jonas' vier Büchern, die einen Eindruck von seinen Werken geben, gleichzeitig aber auch durch ihre Verbindung zu Jonas' Leben interessant in die Geschichte eingeflochten sind. Jedoch erwartet man - angeregt durch Jonas' Ängste, verrückt zu werden oder für all das niedergeschriebene Böse verantwortlich zu sein, - größere Überraschungen oder mehr erläuternde Tiefe. Die Gespräche mit Zofia und dem Coach deuten in die Richtung, jedoch hat mich die Lektüre mit einem "Hm?!?" zurückgelassen.