Rezension

Gute Idee, aber die Umsetzung hat mich leider enttäuscht

The Secret Book Club - Ein fast perfekter Liebesroman - Lyssa Kay Adams

The Secret Book Club - Ein fast perfekter Liebesroman
von Lyssa Kay Adams

"The Secret Book Club" war eine der Buchreihen in 2020, die ich am allermeisten herbeigesehnt habe- das gebe ich gerne zu. Die Idee, dass Männer heimlich Liebesromane lesen, um ihre Frauen besser zu verstehen, klang auf abstruse Art und Weise reizvoll- ich versprach mir eine authentisch-witzige Geschichte mit ganz besonderem Charme. Aber offen gestanden war ich von der Umsetzung der Idee leider sehr enttäuscht. Ich habe lange, wirklich lange darüber nachgedacht, inwieweit ich das zum Ausdruck bringen möchte und kann, aber ich will ganz ehrlich sein- das Buch hat meine Erwartungen absolut nicht erfüllt.

Ich weiß aber, dass es vielen Menschen anders geht, deswegen mache ich von vorne herein klar, dass es meine subjektive Meinung ist und ich jetzt niemandem explizit von diesem Buch abrate- in der Position bin ich einfach nicht. Aber es beschäftigt mich einfach sehr und es gibt Dinge, die mich einfach gestört und so das Leseerlebnis für mich enorm geschmälert haben.

Inhalt:

Die Ehe von Profisportler Gavin Scott steckt in der Krise. Genau genommen ist sie sogar vorbei, wenn es nach seiner Frau Thea geht. Und das darf nicht sein. Thea ist die Liebe seines Lebens! Und er versteht, verdammt noch mal, nicht, was überhaupt passiert ist. Eigentlich müsste SIE sich bei IHM entschuldigen! Gavin ist ratlos und verzweifelt – bis einer seiner Freunde ihn mit zu einem Treffen nimmt. Einem Treffen des Secret Book Club. Hier lesen und diskutieren Männer heimlich Liebesromane, um ihre Frauen besser zu verstehen. Gavin hält das für Schwachsinn. Wie sollen Liebesschnulzen ihm helfen, seine Ehe zu retten? Doch die Lektüre überrascht ihn. Und Thea steht eine noch viel größere Überraschung bevor!

(entnommen aus: https://www.rowohlt.de/paperback/lyssa-kay-adams-the-secret-book-club-ei...)

Informationen zum Buch:

Titel: The Secret Book Club- ein fast perfekter Liebesroman, Autor: Lyssa Kay Adams, Verlag: KYSS (Rowohlt), Preis: 12,99 €, Erscheinungstermin: 21.04.2020, Seiten: 400, ISBN: 978-3-499-00264-9

Meinung:

Nehmen wir den Plot. An sich habe ich Abwechslung erwartet, viele Szenen aus dem Buchclub, da jener eben nun einmal namensgebend ist und für mich der Hauptgrund war, warum ich mich dazu entschlossen habe, dieser Geschichte meine Zeit zu widmen. Doch der Buchclub hat für mich eine viel zu kleine Rolle in dem ganzen Konstrukt gespielt. Natürlich gab es immer mal wieder Szenen, in denen die Literatur "Die Verführung der Gräfin" diskutiert wurde, aber es war mir zu wenig. Genau diese Begebenheiten im Buch mochte ich nämlich wirklich- die eingebundene "Textstellen" aus der ebenso fiktiven Buchclubliteratur, die eine stets sehr willkommene Unterbrechung des eigentlichen Handlungsstrangs waren und es inhaltlich unterstützt haben. Es waren die einzigen Male, in denen ich mich als Leser wirklich abgeholt gefühlt gehabe- ich konnte mit auf Hinweise zwischen den Zeilen achten und Gavins Situation mit der des Grafen vergleichen. Aber es spielte im Gesamtbild eine so minimale Rolle, dass der so namensgebenden Buchclub zur Randerscheinung, zum Nebenstrang wurde.

Dann nehmen wir als nächstes die Charaktere. Gavin fand ich wirklich noch in Ordnung- er ist farblos, der 0815 Profibaseballspieler, der "einfach so viel mehr unter der Oberfläche hat, als man denkt", der "wirklich anders ist als alles anderen". Gähn. Vielleicht bin ich an dieser Stelle sehr hart zu ihm, aber er ist einfach keine Erscheinung, die ich nicht schon mehrfach gelesen hätte- in einem als "unkonventionell" angekündigten Buch hätte ich mir da etwas mehr Einfallsreichtum gewünscht. Aber Gavin ist ja noch okay.

Nehmen wir seine Frau Thea. Kann mir jemand bitte den Reiz an ihr erklären? Jetzt ist sie die mehr oder minder öde Spielerfrau. Klar, sie ist in die Rolle reingerutscht, und dafür habe ich auch vollstes Verständnis, aber selbst ihr angeblich so aufregendes und wildes Vergangenheits-Ich hat mich nicht gereizt. Wenn man angeblich so eine starke Aktivistin war und so "kreativ" und "ungebändigt", kann ich mir nicht vollkommen vorstellen, dass man plötzlich all das so sehr an den Nagel hängt- und nur, weil sie wieder Gemälde malt oder mal eine Wand einreißt ist das für mich noch lange kein Zeichen davon, dass man plötzlich wieder "wild" und "ungebändigt" ist. Eine sehr schmale Charakterentwicklung- aber generell sind die Charaktere sehr eindimensional, vielleicht sollte ich einfach zufrieden sein mit dem, was ich geboten bekomme.

Aber wenn ich mich schon über Thea aufrege (die dann, nach ihrer "Emanzipation" eigentlich wirklich nur unverschämt gegenüber anderer Spielerfrauen ist und damit nichts bezweckt, außer, dass sie herumzickt wie eine Highschoolschülerin), dann habe ich ihre Schwester noch nicht erwähnt. Ich will mich gar nicht zu lange über sie unterhalten, aber so viel sei gesagt: sie ist eine unverschämtere und sehr viel nervigere Variante als Thea. Sie hat sich in Dinge eingemischt, die sie absolut nichts angehen und hat viel zu vorschnell geurteilt und sich Gavin gegenüber unfair verhalten. Denn wie gesagt, Gavin war ja noch vollkommen in Ordnung.

Auch die restlichen Nebencharaktere waren viel zu eindimensional und bedienten jedes Klischee. Nehmen wir den Russen, der gebrochen Deutsch spricht und die Menschen mit seinen "Fürzen" (fühlt sich schon albern an, es überhaupt zu erwähnen) und seiner schlechten Grammatik zum lachen bringen soll. Fand ich nicht allzu angebracht, und irgendwann war der Witz dann auch endgültig ausgereizt.

Aber dass die Charaktere so eindimensional waren liegt nicht nur an den Figuren selbst, sondern auch am Schreibstil. Ich bin generell bei Liebesgeschichten immer sehr vorsichtig, was die dritte Person angeht, da dadurch einfach immer eine gewisse Distanz entsteht, die nur bei einer wirklich guten Schreibkunst vollkommen eingerissen werden kann. Hier war das leider nicht der Fall, sodass ich nie richtig warm geworden bin- mit der Story, mit den Gefühlen, mit den Figuren, ich habe die vierte Wand immer mehr als deutlich zwischen mir und der Geschichte gespürt und konnte mich nie richtig auf alles einlassen.

Abschließend möchte ich trotzdem nochmal den Plot aufgreifen, auch, wenn ich dazu schon einiges gesagt habe: der allgemeine Aufhänger für Gavins Ehekrise hat mich alleine schon gestört. Um Spoiler zu vermeiden werde ich es an dieser Stelle nicht erwähnen, aber bei einer so langjährigen Ehe finde ich es irgendwie fraglich, dass es erst so spät ans Licht gekommen ist und ein verletztes männliches Ego dann solche Konsequenzen zieht. Mag ja sein, dass es ein so schwerwiegendes Problem sein kann, ich will da nichts behaupten, aber irgendwie fand ich das als Grund für eine Ehekrise nicht glaubwürdig genug. Außerdem bin ich immer noch unschlüssig darüber, ob ich das Ende zu viel des Guten fand oder dann doch wieder süß- ich weiß es wirklich nicht.

Denn ich möchte dieses Buch nicht ausnahmslos schlecht reden: Die Szenen des Buchclubs waren wirklich unterhaltsam, die Idee mag ich immer noch, und es hatte durchaus seine Momente- besonders, wenn Gavins und Theas Töchter im Spiel waren. Ich schätze, dass die Thematik der Ehekrise durchaus wichtig zu behandeln ist und das Buch somit vielleicht ernster, aber allgemein fand ich die Umsetzung einfach nicht gelungen.

Um es kurz zu machen: es war leider, leider absolut nicht mein Buch. Die Idee fand ich klasse, die Umsetzung leider enttäuschend. Zu platte Charaktere, zu viele Klischees und irgendwie allgemein too much- hat weder meinen Geschmack noch meinen Humor getroffen, sodass ich diese Reihe nach dem ersten Teil abbreche und nicht weiterlesen werde. Leider. Dennoch will ich von dem Buch nicht abraten, da ich mehr Leute kenne, die es lieben, als solche, die es so kritisch sehen wie ich, deswegen: einfach eine eigene Meinung bilden, wenn das Interesse dazu bestehen sollte.

Bewertung: 3 von 5 Sternen