Gute Idee, leider fehlt am Ende das gewisse Etwas
Bewertet mit 3 Sternen
Der Debütroman von Tom Saller ist zum 100jährigen Bauhaus Bestehen im List Verlag erschienen. Er erzählt zwei Geschichten, zunächst die von Martha. Neben ihr ist Thomas die zweite Hauptfigur. Er ist 25 Jahre alt und unsicher was das Leben betrifft. Er steht im Schatten seiner zielstrebigen Schwester. Bis er das Tagebuch findet. Fasziniert von seiner Urgroßmutter recherchiert er viel und schreibt Marthas Leben auf. Er ist es auch, der seine Familie in New York bei der Versteigerung vertritt. Durch das Notizheft gewinnt der zurückhaltende junge Mann an Selbstvertrauen.
Ganz anders Martha. Sie ergreift die Chance am Bauhaus zu studieren. Der Roman erzählt über den Aufbruch in die Neue Zeit, jedoch auch von den Anfeindungen und den finanziellen Krisen des Bauhauses. Gropius, Itten, Kandinsky, Schlemmer haben ihren Platz in dem Roman sowie die vielen Festen der Bauhäusler.
Der Roman teilt sich in zwei sich abwechselnde Abschnitte auf; 2001 berichtet Thomas über seinen Aufenthalt in New York und Marthas Geschichte, die Thomas nach seinen Recherchen verfasst hat.
Dem Autor ist ein fundiertes Porträt einer Frau dieser Zeit gelungen. Sensibel erzählt er von verbotener Liebe und vom damaligen Lebensgefühl. Dabei vergisst er nicht die Schatten, die über der Lehranstalt Bauhaus schwebten. Doch wir verfolgen auch Marthas Leben vor und nach dem Bauhaus. Mit Neugier habe ich Marthas Geschichte verfolgt. Allerdings ist zwischen mir als Leserin und dem Charakter Martha immer eine gewisse Distanz geblieben. Zudem fehlt der Geschichte meiner Ansicht nach das gewisse Etwas, das den Roman besonders macht. Dazu gehört vor allem das Romanende, denn es ist leider ziemlich vorhersehbar. Alles in allem ist es eine solide, charmante Erzählung.