Rezension

Gute Idee mit schlechter Umsetzung

Der Nachtzirkus - Erin Morgenstern

Der Nachtzirkus
von Erin Morgenstern

Ich finde es schade, dass bei vielen tollen Büchern der Zauber und Charme in der Übersetzung verloren gehen. Der Nachtzirkus ist leider ein perfektes Beispiel dafür...

An diesem Buch habe ich ewig gelesen und mir die Zähne ausgebissen. Die Haare gerauft, wollte fast schon aufgeben. Wieso habe ich also weiter gelesen?
Die Geschichte ist mindestens so mysteriös, wie es der Klappentext verspricht. Man begleitet die zwei Protagonisten Celia und Marco durch das ganze Buch und schaut Chandresh bei den frühen Planungen des Zirkus über die Schulter. Schnell lernt man jeden einzelnen Charakter kennen und lieben, da sie alle sehr ausführlich und liebevoll gestaltet sind. Zum größten Teil sehr extravagant. Man lernt relativ früh auch Hector Bowen, alias Zauberer Prospero, und Alexander H- kennen. Müsste also anzunehmen sein, dass man als Leser über den Wettstreit im Bilde ist, oder etwa nicht? Falsch, man tappt genauso im Dunklen, wie die zwei Mitstreiter auch. Alles schön und gut, aber irgendwann ist es auch genug.
Als ich nur noch 150 Seiten zu lesen hatte, war ich immer noch nicht schlauer. Gut, Celia und Marco sind an einen Wettstreit gebunden, den eigentlich Alexander und Hector bestreiten. Sie wurden nicht gefragt, ob es okay ist, aber nun gut, sie tun es einfach. Man hat ja nichts besseres zu tun, als fast 20 Jahre seines Lebens an einem Wettstreit teilzunehmen, dessen Sinn und Zweck sich einem nicht einmal annähernd erschließt. Die zwei lassen sich am laufenden Band von ihren Mentoren abspeisen und zaubern hier, oder verändern die Wahrnehmungen dort, alles ohne überhaupt zu wissen, ob sie das richtige tun...
Schon bald tritt der Wettstreit eigentlich in den Hintergrund und man merkt nur noch, dass es ihn gibt, weil  er beiläufig erwähnt wird. Der Zirkus ist omnipräsent. Auch er ist mit sehr viel Liebe zum Detail ausstaffiert. Alles hat einen Hauch von Steampunk, was mir durchaus gefällt, doch oft verliert sich die Geschichte zu sehr ins Detail, statt in der Handlung.
Der Schreibstil konnte mich auch kaum fesseln. Von der ersten Seite an hatte ich nicht das Gefühl ein Buch zu lesen, sondern ein Drehbuch. Die Ausdrucksweise wirkt erzwungen und gestelzt. Es war einfach nur ermüdend, zu lesen! Fast schon einschläfernd. Es war mir kaum möglich mehr als 50 Seiten am Stück zu lesen. Traurig daran ist, dass der schlechte Schreibstil für mich der Grund für so viele Unterbrechungen war. Ohne, hätte mich die Geschichte wesentlich mehr mitgerissen und begeistert. Im Englischen wirkt der Schreibstil allerdings weniger befremdlich. Da ich das Buch aber auf geschenkt bekommen hatte, musste es auf dieser Sprache herhalten. Auf Englisch habe ich das eBook gelesen und war viel verzauberter und begeistert. Ich finde es schade, dass bei vielen tollen Büchern der Zauber und Charme in der Übersetzung verloren gehen. Der Nachtzirkus ist leider ein perfektes Beispiel dafür... 

Von mir gibt es für die Deutsche Version des Nachtzirkus drei Gnadenpunkte.