Rezension

Gute Idee, nervige Umsetzung ​

The Girl on the Train
von Paula Hawkins

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt
Obwohl sie ihren Job schon vor einer Weile verloren hat, fährt Rachel jeden Morgen mit dem Zug nach London und passiert dabei das Haus eines jungen Paares, das sie für das absolute Traumpaar hält. - Bis sie eines Tages sieht, wie die Frau einen anderen Mann küsst und am nächsten Tag als vermisst gemeldet wird. Auf der Suche nach der Wahrheit dringt Rachel immer tiefer in die Welt von Megan ein und wird dabei gleichzeitig mit ihrer eigenen Vergangenheit konfrontiert.

Meinung
Die Grundidee von „Girl on the Train“ klang spannend, denn Rachel wird eher zufällig und unfreiwillig in einen Kriminalfall reingezogen und setzt dabei Stück für Stück ihre Wunschvorstellung über das junge Paar, das sie beobachtet hat, neu zusammen. Dabei findet man nach und nach nicht nur mehr über die verschwundene Megan und ihr wahres Leben heraus, sondern auch über Rachel und ihre Vergangenheit, bis sich am Ende schließlich alles zu einen großen Showdown und einer unerwarteten Auflösung zuspitzt.
Rachel ist Alkoholikerin und leidet häufiger an Blackouts, unter anderem auch in der Nacht, in der Megan verschwand und in der sie sich in der Nähe des Ortes aufhielt, an dem die Vermisste zuletzt gesehen wurde. Zusammen mit Informationen, die man durch Konfrontationen mit Rachels Ex-Mann Tom bekommt, beginnt man gemeinsam mit Rachel daran zu zweifeln, ob sie nicht doch mehr als eine reine Beobachterin ist - ein gut gelungener Kniff.
Auch andere Figuren zeigen im Laufe der Handlung ihr wahres Gesicht und immer mehr Menschen scheinen für einen Mord ab Megan in Frage zu kommen. Gerade deshalb wirkt die absolut unerwartete Auflösung am Ende aber auch ziemlich an den Haaren herbeigezogen und hätte, so interessant sie auch ist, ruhig besser erklärt werden können.
Der große Makel des Buches sind meiner Meinung nach jedoch die Figuren, die allesamt furchtbar unsympathisch sind. Drei Frauen, deren Leben auf die ein oder andere Weise verbunden sind, erzählen die Geschichte und obwohl sie alle drei sehr verschieden sind, konnte ich sie alle nicht leiden.
Rachel versackt nach der Trennung von ihren Mann, der sie für eine andere verlassen hat, immer weiter in ihrem Alkoholismus und steigert sich gleichzeitig in ihre Besessenheit um Megan und ihren Ex rein. Oft regt man sich einfach nur darüber auf, dass sie sich keine professionelle Hilfe sucht und anderen Leuten auf die Nerven geht.
Megan hatte ein schweres Leben, das jedoch ihre unglaublich selbstbezogene Art und ihren unbeschwerten Umgang mit den Gefühlen anderer keineswegs entschuldigt.
Und Anna ist einen allein deshalb unsympathisch, weil sie unfassbar stolz darauf zu sein scheint, dass Tom Rachel lange Zeit mir ihr betrogen und dass sie Rachel den Mann weggeschnappt hat. Sie wirkt bis zum Ende leider extrem oberflächlich.
Einige Figuren zeigen am Ende des Buches zwar „ihr wahres Gesicht“, dies kommt jedoch recht unvermittelt und demnach nicht unbedingt nachvollziehbar.

Fazit
„Girl on the Train“ hätte durch den Aufbau eigentlich großes Potential für einen tollen Spannungsbogen, verliert jedoch durch die unfassbar unsympathischen Figuren deutlich an Reiz. Das Ende ist zwar überraschend, die Auflösung jedoch nicht sehr überzeugend eingeführt.