Rezension

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Gute Idee - schlechte Umsetzung

Die Seiten der Welt
von Kai Meyer

Bewertet mit 2 Sternen

„Die Seiten der Welt“ von Kai Meyer

 

Inhalt:

In diesem Buch geht es um die 15-jährige Furia Salamandra Fairfax. Sie ist eine angehende Bibliomantin. Sie wird also Magie mit Hilfe von Büchern und ganz besonders mit der Hilfe ihres Selenbuches wirken können – doch ihr Selenbuch muss sie erst noch finden und erst dann wird sie auch eine vollwertige Bibliomantin.

Doch dann wird Furias kleiner Bruder entführt und sie macht sich auf die gefährliche Suche nach ihm.

 

 

Meine Meinung:

Bei diesem Buch bin ich wirklich sehr zwiegespalten. Einerseits hat mir die Geschichte an sich sehr gut gefallen. Die war nämlich sehr spannend und Meyer hatte viele tolle Einfälle rund um die Bibliomantik und Bücher. Anstatt einen Zauberstab zu schwenken erlebt man hier wie die Bibliomanten Magie mit Büchern wirken. Das ist eine coole Idee und wurde auch gut umgesetzt.

Man kann im Verlauf der Geschichte außerdem viele spannende aber auch traurige und verblüffende Szenen erleben, was eine schöne Mischung ergeben hat. Es gab aber andererseits dabei auch Szenen, die mich gar nicht überzeugen konnten. Da wären zum einen die traurigen Szenen. Die haben mich einfach gar nicht erreicht. Klar war es traurig als einige der Figuren gestorben sind, aber das wurde irgendwie so beschrieben, dass ich da selbst gar nicht wirklich mitfühlen konnte. Es gab außerdem auch einige sehr brutale Situationen, in die die Protagonistin hinein geraten ist, die sie aber allesamt total kalt gelassen zu haben scheinen. Das man es mit 15 so gut wegsteckt einen Haufen Leute umgebracht zu haben kam mir einfach total unrealistisch vor und hat mir die Protagonistin auch etwas unsympathisch gemacht.

Damit komme ich nun auch zu der Hauptfigur Furia Salamandra Faerfax. Das erste was mich an ihr genervt hat war ihr Name. Die Vornamen klingen in meinen Ohren einfach unglaublich ausgedacht und etwas albern. Außerdem musste ich dauernd an „Furie“ denken, was ja nun nicht unbedingt mit positiven Gedanken einhergeht. Was ich auch seltsam fand ist folgende Textstelle: „Furia selbst hatte mit Hilfe ihres Seelenbuchs die gemeißelten Lettern auf den alten Grabsteinen verschwinden lassen und stattdessen die Namen der Bediensteten hinein geschrieben.“ (S. 538). Selbst wenn sie die Leute auf dem Familienfriedhof nicht kennt … wie kommt man denn auf die Idee die Inschriften von Grabsteinen auszulöschen? Man stellt doch wohl Grabsteinen mit Inschriften auf Gräber, damit diese die Zeit überdauern und auch noch in vielen vielen Jahren eine Erinnerung an die dort Begrabenen besteht. Sowas löscht man doch nicht aus.

Wenn ich das alles außer Acht lasse mochte ich Furia aber dennoch ganz gern. Cat und Finnian waren mir auch sympathisch, während ich Pip etwas seltsam fand. So an sich war er ja ganz nett aber, dass er wegen seiner Angst vor Clowns immer und überall Clownsschminke trägt, um sich vor ihnen zu tarnen und sich einbildet, zu sehen, das unter dem Gesicht anderer Leute ein Clownsgesicht hervorblitzt, hat ihn auf mich wirken lassen, als würde es ihm geistig nicht ganz gut gehen…

Des Weiteren gab es einige Stellen, die ich als unlogisch empfunden habe. Da wäre zum Beispiel die Beschreibung von Ariels Haaren, einem Exlibri („Das schwarze Haar stand wie eine erstarrte Explosion um sein hageres Gesicht ab.“, S. 359; „Ariel wischte sich schwarze Haarsträhnen aus dem Gesicht, doch sie fielen ihm gleich wieder über die Augen.“; S. 362)). Ich frage mich hier, wie einem „erstarrtes“ Haar ins Gesicht fallen kann? Starr bedeutet soweit ich weiß immer noch unbeweglich.

Dann gibt es aber auch noch eine Stelle, die so unlogisch ist, dass ich nicht nachvollziehen kann, wie das dem Autor oder Lektoren entgehen konnte. So ein Fehler ist fast schon peinlich: „Sicherheitshalber hatte man ihr die Hände auf den Rücken gebunden“ (S. 375). Und dann wenige Seiten später: „Isis fiel in ihrer Zelle auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen“ (S. 381). Wie bitte schön kann man mit auf den Rücken gebundenen Händen sein Gesicht in diesen vergraben? Da muss man sich schon das Rückgrat brechen, um das zu schaffen. Wiederrum ein paar Seiten später, sind die Hände dann auch wieder hinter dem Rücken zusammengebunden („‘Dreh dich um und komm mit deinen Händen ans Gitter‘ … Ariel durchtrennte den Strick zwischen ihren Handgelenken. (S. 383)).

Ich habe außerdem immer noch keine Ahnung was nun dieser Krieg in den Nachtrefugien für einer war. Ich habe nicht verstanden wer da gegen wen gekämpft hat, wann dieser Krieg stattfand und warum er sich in den Nachtrefugien abspielte, welche ich auch noch nicht so ganz verstanden habe. Ich finde es sehr schade, wenn man Sachen so oft erwähnt und dann nicht erklärt. Ich mag es auch nicht, wenn Neues lange nicht erklärt wird, wie zum Beispiel die Bibliomantik. Es hat viel zu lange gedauert bis man endlich erfahren hat, wie genau diese nun funktioniert, sodass ich immer ungeduldig und genervt war bevor die Erklärung kam, weil ich endlich wissen wollte, was es damit nun auf sich hat.

 

Fazit:

Man sieht also, dass es vieles gibt, dass mich an diesem Buch gestört hat. Das finde ich ziemlich schade, da in der Geschichte viel Potenzial steckte. Man hätte diese Idee einfach besser umsetzten müssen. Auch wenn ich die Geschichte toll fand, gab es einfach so viel Schlechtes, dass ich dem Buch nicht mehr als 2 von 5 Sternen geben will.

Ich hoffe nun sehr, dass die Fortsetzung besser umgesetzt wird, obwohl ich mir noch nicht sicher bin, ob ich diese dann wirklich lesen möchte.