Rezension

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Gute Idee, sehr schlechte Umsetzung

Wandlerin zwischen den Welten - Bianca Wörter

Wandlerin zwischen den Welten
von Bianca Wörter

Bewertet mit 2 Sternen

Alena hat sehr viel Fantasie und träumt sehr intensiv. Eines Tages trifft sie einen Mann, von dem sie Stunden zuvor geträumt hatte, in der realen Welt. Daraus entsteht eine Freundschaft, durch die sie noch andere Menschen kennen lernt, von denen sie geträumt, sie aber nie zuvor gesehen hatte. Plötzlich ändert sich alles. Sie erfährt, dass ihre neuen Freunde in Gefahr sind und findet heraus, dass nur sie ihnen helfen kann, wenn sie zwischen den Welten wandelt. Dies führt sie in die Parallelwelt Soma, die mit der Erde durch ‚Traumtunnel‘ verbunden ist. Alena und ihre Freunde bekämpfen dort den Tyrannen Parim, der Soma und auch die Erde durch seine Machtbesessenheit bedroht. Alena gerät zwischen alle Fronten als sie langsam erkennen muss, dass ihre Fantasie und starker Wille auf Soma pure Magie ist, die immer weiter und stärker in ihr heranreift. Am Anfang noch als Spielball der Magie, lernt sie auch durch einen Drachen ihre Macht zu kontrollieren und gnadenlos einzusetzen.
(Quelle: amazon.de)

Ein so schöner Klappentext, der leider in der Umsetzung nicht halten kann, was er dort verspricht.
Zu Beginn des Buches empfand ich eine tiefe Abscheu Alena gegenüber. Sie war arrogant, oberflächlich und ein bisschen flatterhaft (<< nette Wortwahl, da Jugendschutz). So hören wir zum Beispiel gleich zu Beginn des doch recht dicken (528 Seiten etwa) Buches u.a. folgende Äußerung:
 

Natürlich hatte ich gar nichts gegen ein angenehmes Äußeres, das gehörte auch dazu, da ich mich als attraktiv empfand und das auch von meinem Freund erwartete.“ Pos. 260

Ähnliches kam noch circa zweimal vor, allerdings habe ich mir dort keine Markierungen gesetzt. Dass man seinen Partner hübsch finden sollte, ist durchaus angebracht, aber diese Einstellung „ich bin geil, also muss der Kerl das auch sein“ geht mir ziemlich quer.
Das Flatterhafte lässt sich auch sehr schnell erklären: Alena lernt Yan kennen, der ihr mal im Traum erschienen ist. Dort wollte er sie übrigens umbringen. Dann hat sie ihn dreimal getroffen, war verliebt, hat sich eingeredet, dass sie mit ihm zusammen sei. Am nächsten Tag trennt sie sich von ihm und verliebt sich sofort in Ralf, von dem sie zwischen der Trennung und dem neuen Verlieben wieder geträumt hat. Als sie dann nach einer Party bei Ralf übernachtet, küsst sie diesen, bevor dieser ihr David vorstellt, von dem sie grad einen kurzen Tagtraum hatte. Vor zehn Minuten noch Ralf geküsst, liegt sie plötzlich in Davids Armen. Ob das unbedingt so sein muss? Alena hat sich hier pauschal in 2 Wochen in DREI Männer ver- und wieder entliebt. Und wie kann sie denn an Ralfs Pool David küssen, wenn Ralf zuguckt, mit dem sie grad eben noch geküsst hat?
Das war der Moment in dem ich das Buch am liebsten abgebrochen hätte (ca. 20% Lesefortschritt), aber mein Ehrgefühl war stärker. Zwischen 22% und 38% ging es dann tatsächlich bergauf. Wir reisen in die Parallelwelt Soma, Alena ist plötzlich nicht mehr nur an ihrem Äußeren interessiert und lernt einen weiteren Mann kennen, in den sie sich dann ausnahmsweise mal nicht verliebt. Sie scheint sich ernsthaft Sorgen um die Zukunft Somas zu machen. Denn Soma wird von einem diktatorischen Herrscher regiert, der nicht nur eine Gefahr für Soma sondern auch für die Erde darstellt.
Leider ließ es dann aber auch wieder nach, sodass ich ab 50% Lesefortschritt nur noch weiter gelesen habe, weil ich die Hälfte schon geschafft hatte. Jetzt aufgeben wäre ja auch blöd. Vielleicht ist es nur eine subjektive Einschätzung, aber mir kam es vor, als ob die Tippfehler in der zweiten Hälfte des Buches dramatisch zunehmen.
Ziemlich nah beieinander schrieb Frau Wörter z.B. dreimal das Wort „tuen“, dass aber in den Fällen „tun“ hätte heißen müssen. Es ist nämlich so, dass „tuen“ die Verbform des Konjunktiv I für die dritte Person Plural darstellt: sie tuen. Und den Konjunktiv I benutzt man hauptsächlich, um indirekte Rede darzustellen. Ja, ich gebe zu. Das ist aus dem Deutschunterricht nicht mehr hängen geblieben, aber Google ist mein Freund. Dann hat Frau Wörter nie, wirklich nie, bei der direkten Rede an das Leerzeichen zwischen dem Doppelpunkt und den Anführungsstrichen gedacht. Es gab viele Kommata an Stellen, an denen keine hingehörten, andererseits gab es auch viele Stellen ohne Kommata, die eines bedurft hätten. Ich habe mir bei weitem nicht bei jedem Fehler eine Notiz gemacht, weil es dazu zu viel war.
Besonders schön fand ich diese Stelle, die ich auch direkt per What’s App geteilt habe:

„Ich war zwar aus freiem Willen nach Soma gekommen, doch damals hatten sich die Ereignisse überschlagen.“ (Pos. 3704)

DAMALS war gestern. Sie kam nach Soma. Ist durch die Gegend gelaufen, hat geschlafen, ist aufgestanden und überlegt. Aber damals…
Und ohne groß zu überlegen habe ich zwei Fälle des leider stark verbreiteten Problems des „Der Dativ ist dem Genitiv sein Tod“ gefunden.

Doch auch trotz diesem Umstand konnte ich schwerlich sagen, ich sei gezwungen worden nach Soma zu kommen. (Pos.3714)
Es war der gleiche Ausdruck in seinen Augen, den auch seine Männer während dem Abendessen gehabt hatten. (Pos. 6968) 

Ich würde der Autorin aufgrund dieser Punkte wärmstens ans Herz legen, diese Fehler zu beseitigen. Mich hat es schon ziemlich genervt.
Die Charaktere besaßen zum Großteil keinen Tiefgang. Alena war oberflächlich und flatterhaft (immer noch das nette Wort für den Jugendschutz), dann war sie perfekt. Sie hat intuitiv alles richtig gemacht, nicht einen Fehler begangen, selbst wenn, dann war es nie ihre Schuld, sondern die von anderen. Aber sie war fehlerfrei. Hübsch, schlank, beliebt, perfekt. Gähn. Bei dem ständigen Männerwechsel blieb auch einfach keine Zeit mehr, denen allen einen Hintergrund zu schreiben.
Es werden viele, viele Namen genannt, von denen man aber kaum mehr erfährt. Nur ganz vereinzelt bekommen wir ein bisschen Vergangenheit. Dann hat die Autorin eine Vorliebe für Namen mit  Apostroph. Nachdem ich auf ihrer Facebook-Seite gesehen habe, dass in ihrem neuen Buch auch diverse Namen mit Apostroph auftauchen, scheint dies wohl ihr „Ding“ zu sein. Ich fand es nicht angenehm zu lesen, vor allem habe ich die somatischen Namen von Yan und David schon wieder vergessen.
Und zu guter Letzt möchte ich noch sagen, dass ich sehr gern Fantasy lese und daher „komische“ Sachen gewohnt bin. Aber Alena toppt alles. Das war mir wirklich zu krass.
Das Buch konnte mich leider gar nicht überzeugen und ich hätte es doch bei 20% abbrechen sollen.  Daher gebe ich schwache 2 von 5 Punkten