Rezension

Gute Ideen, aber sehr kindisch mit schwacher Protagonistin

Auf ewig dein - Eva Völler

Auf ewig dein
von Eva Völler

Bewertet mit 3 Sternen

Hinweis:
„Time School“ ist die Nachfolgerreihe der „Zeitenzauber“-Trilogie von Eva Völler. Man kann sie eigenständig lesen, sie nimmt jedoch viel von der Handlung der vorherigen Reihe vorweg, sodass ich empfehlen würde „Zeitenzauber“ zuerst zu lesen, wenn man beabsichtigt, beide Reihen zu lesen.

Inhalt

Anna und Sebastiano haben nach vielen bestandenen Zeitreise-Abenteuern eine eigene Zeitreiseschule eröffnet. Die ersten jungen Menschen, die sie unterrichten sollen, sind Fatima, die sie aus einem Harem gerettet haben, und der Wikingerjunge Ole.
Der erste Auftrag führt das ungleiche Team an den königlichen Hof Heinrichs VIII., wo seltsame Dinge vorzugehen scheinen. Doch zeitgleich plagen Anna und Sebastiano noch andere Sorgen, denn sie haben eine unheimliche Warnung erhalten.

Meinung

Ich habe „Auf ewig Dein“ im Rahmen der BookBeat-Hörrunde hier auf Lovelybooks gehört und freiwillig wohl auch nicht dazu gegriffen, da ich schon die „Zeitenzauber“-Trilogie von Eva Völler nach einem Buch abgebrochen habe. Wer Fan dieser ersten Reihe ist, braucht meine Rezension daher wohl nicht zu lesen, da meine Kritikpunkte an diesem Buch in etwa dieselben sind, eingefleischte Anna und Sebastiano-Fans aber eher nicht stören werden.

Eva Völler hat wahrlich ein Händchen dafür, historische Settings so zu beschreiben, dass man sie direkt vor Augen sieht und sich wunderbar vorstellen kann, was die Figuren gerade hören, sehen, riechen und fühlen. Die Geschichte wirkt dadurch sehr lebendig und anschaulich erzählt.

Generell gefallen mir auch die meisten von Eva Völlers Zeitreiseideen recht gut. Sie arbeitet mit dem Konzept der vielen parallelen Zeitstränge, durch welches man viele Logikfehler vermeidet, und hatte eine recht interessante Idee für die Handlung dieses Buches.
Viele Dinge werden aber auch relativ platt oder überhaupt nicht begründet, was schade ist.

Leider ist diese Idee nicht sonderlich überraschend umgesetzt. Öfter hatte ich das Gefühl, dass eine Information eine große Enthüllung darstellen sollte, die ich jedoch schon lange vorher erahnt hatte. Dieser Umstand und auch der Umgang mit den Bösewichten des Buches sind der Grund, wieso ich das Buch eher für eine jüngere Zielgruppe (ab 12) als für ältere Jugendliche oder Erwachsene empfehlen würde.

Ein weiteres Kompliment gebührt Merete Brettschneider, der Sprecherin dieses Buches, die ihre Sache großartig macht. Ob zickige junge Frau oder schwer kranker, alter Mann - Sie gibt jeder Figur eine einzigartige Stimme mit Wiedererkennunswert, ohne dabei albern zu klingen.
Lediglich ihre Interpretation von Sebastiano war mir zu übertrieben tief und rauh gesprochen und hat ihn für mich beim Hören etwas lächerlich gemacht.

Was mich am Buch jedoch sehr gestört hat, war die Umsetzung der Figuren, die zum Teil wirklich sexistisch war.
Anna ist an sich sympathisch und liebenswert, aber leider für eine Hauptfigur viel zu passiv und kaum ein Vorbild für die jungen Leserinnen, die vermutlich die Zielgruppe der Reihe sind.
90% ihrer Gedanken widmen sich Sebastiano und ihren Gefühlen für ihn, ohne dass jemals nachvollziehbar erklärt würde, wieso er so toll ist, abgesehen von seinem guten Aussehen und seinem Beschützerinstinkt. Beide haben Anna und Sebastiano weder Humor noch besondere Interessen noch irgendwelche Eigenschaften, die sie einzigartig machen. Das machte es mir schwer, ihre Gefühle für einander zu verstehen.
Außerdem verlässt sich Anna in Gefahrensituationen stets auf Sebastiano und klammert sich an ihn. Ob sie überhaupt kämpfen kann, wird nie erwähnt, aber in der Zeitreiseschule ist es Sebastiano, der das unterrichtet, während Anna aus Kräutern Tränke zusammenbaut - eine Rollenteilung wie aus den 50ern. Selbst ihr Schützling Fatima, die gut im Messerwerfen ist, ist in dieser Hinsicht moderner - und noch dazu, genau wie Ole, deutlich charismatischer als Anna und Sebastiano.
Fatima wird dafür auf andere Art fragwürdig behandelt. Obwohl Anna anfangs extra betont, dass Fatima noch minderjährig sei, ist ihr Auftrag immer wieder, Männer zu bezirzen, was oft darin ausartet, dass sie sehr viel Ausschnitt zeigt oder sich sogar halb auszieht. Wie Anna eine junge Schutzbefohlene in solche Situationen bringen und sich dann auch noch aufregen kann, wenn die betreffenden Männer sie lüstern anstarren oder anfassen, kann ich nicht nachvollziehen.

Peinlich fand ich, dass in der Problematik des Buches Sex eine sehr große Rolle spielt, ohne dass das Wort jemals auch nur ausgesprochen wird. Ich erwarte von einem Buch für eine so junge Zielgruppe selbstverständlich keine expliziten Sexszenen, aber man kann mir auch nicht weismachen, dass zwei Anfang 20-jährige, die schon eine Weile zusammen sind, immer noch so um den heißen Brei herumreden würden: „Wir dürfen nicht... du weißt schon.“ Das wirkte sehr albern, zumal Anna trotzdem ständig andeutet, wie sehr sie körperliche Nähe vermisst. Vielleicht hätte man die Figuren hier jünger und unerfahrener machen müssen, um das glaubwürdig wirken zu lassen.
Ich verstehe vollkommen, wenn man Sex in einem Buch nicht thematisieren möchte, aber dann sollte man es meiner Meinung nach auch nicht umschreiben und so zu einem großen Thema machen. Da hätte man sich sicher auch eine andere Problematik für die Hauptfiguren ausdenken können.

Fazit

Wer die „Zeitenzauber“-Reihe mochte, wird mit Anna, Sebastiano und ihren neuen Schützlingen sicher auch in diesem Buch Spaß haben. Unter anderem beweist Eva Völler wieder einmal ihr Händchen für wunderbar beschriebene historische Settings. Bewundernswert ist auch die äußerst talentierte Sprecherin des Hörbuchs.
Mir persönlich war Anna leider zu kindisch, sie und Sebastiano zu blass und einige „Überraschungen“ zu vorhersehbar. Auch gefiel mir die Rolle der Frauenfiguren in diesem Buch absolut nicht.