Gute Miene zum bösen Spiel
Bewertet mit 4 Sternen
Der Roman "Bis die Sonne scheint" ist autobiographisch inspiriert, was man diesem jedoch zu keiner Zeit anmerkt. Kein Gejammer, kein Hadern mit dem Schicksal - nichts.
Im Mittelpunkt der Familiengeschichte steht Daniel. Während er dem Gegenbesuch seines Autauschschülers in Frankreich entgegenfiebert und die Vorfreude auf eine schöne Konfirmationsfeier wächst, wird Daniel auf den harten Boden der Tatsachen gestellt. Es beginnt damit, dass seiner Mutter bei der Bank die Auszahlung des zum shopping gedachten Betrages verweigert wird. Vater hat auch Schwierigkeiten die Wasserfilter, die er an den Mann bringen soll, loszuwerden. Im Haus zeigen sich die ersten Mängel. Schnell wird klar: die Familie ist in massiven finanziellen Schwierigkeiten. An einigen Gegenständen haftet schon ein Kuckuck. Doch nicht mal Oma soll davon etwas erfahren. Der Schein nach außen muss gewahrt bleiben. Und das geschieht auch. Besonders schmerzhaft für Daniel sind die Abstriche, die in jeder Hinsicht rund um seine Konfirmation erfolgen. Auch die Absage der Frankreichreise schmerz ihn sehr, doch für den Lehrer verkauft er tapfer die Theorie, es sei wegen seines blauen Briefes und der Notwendigkeit, für die Versetzung Gas zu geben. Und damit ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht; es geht weiter sukzessive abwärts.
Mich hat die Geschichte berührt. Mit Daniel habe ich gelitten und auf Entspannung gehofft. Stilistisch fand ich die jeden Kapitel vorangestellten Französichvokabeln mit Bezug zum Geschehen sehr kreativ. Überhaupt lies sich die Geschichte gut lesen. Die Charaktere sind lebendig gezeichnet, nicht überzeichnet. Der Autor fokussiert hier auf Daniel, während man über seine Geschwister und deren Umgang mit der Situation deutlich weniger erfährt. Ob Hilfe kommt, von wem ggfs. Unterstützung angeboten wird und ob dies eine Wende zum Guten bringen wird - all dies wird der Leser selbst herausfinden müssen. "Bis die Sonne scheint" ist jedenfalls ein Buch, das bewegt.