Rezension

Gute Story, doch langweiliger Anfang

Die Stadt der verschwundenen Kinder - Caragh O'Brien

Die Stadt der verschwundenen Kinder
von Caragh O'Brien

Meine Meinung:
Gaia ist ein Mädchen, das mit ihren Eltern in relativ ärmlichen Verhältnissen lebt. Sie und ihre Mutter verdienen sich ihr Geld als Hebammen und sind somit dafür zuständig, monatlich drei Kinder an der Mauer abzugeben. Doch was genau verbirgt sich hinter der Mauer, auch "Die Enklave" genannt? Gaia kennt nur Ausschnitte aus dem luxuriösen Leben dort, aber sie weiß, dass sie die Stadt niemals besuchen wird.
Als ihre Eltern aber verhaftet werden, versucht Gaia sie mit aller Macht zu retten. Und dafür muss sie in die Enklave hineingelangen.

"Die Stadt der verschwundenen Kinder" beginnt mit einer sehr weihnachtlichen Atmosphäre, die auch das Cover ein wenig ausstrahlt. Gaia ist gerade bei einer Geburt und man stellt sich alles so gemütlich vor - man hört im Hintergrund schon praktisch den Kamin knistern und will sich einen Tee zum Buch machen. Kurz darauf gibt Gaia das Baby an der Mauer ab, da sie die monatliche Quote an Babys decken muss. Und dann? Dann geht alles unglaublich schleppend voran. Gaia erfährt, dass ihre Eltern verhaftet wurden und sie weiß noch nicht einmal, weshalb. Obwohl sie ständig an ihre Eltern denkt, kamen bei mir keine Emotionen an, was ich sehr schade fand. Die beiden waren ihre einzige Familie, somit habe ich mir schon ein wenig mehr erhofft. 

Dabei ist Gaia an sich ein sehr interessanter Charakter, auch wenn sie während des Einstieges vielleicht noch ein wenig steif und gewollt wirkt. Allein ihr Beruf als Hebamme und die Beschreibungen ihrer Tätigkeit sind mal etwas anderes. Die Babys, die sie entbindet, spielen nicht nur in diesen Momenten eine Rolle, auch in der gesamten Handlung nehmen sie eine wichtige Stellung ein.
Ein weiterer Pluspunkt ist Gaias Aussehen. Ihr Äußerliches ist nicht perfekt und gut aussehend wie es sonst immer in Jugendbüchern der Fall ist. Sie besitzt eine große Narbe im Gesicht, die sich an einer Seite von Kinn bis Schläfe hinaufzieht.

Man lernt noch ein paar Freunde und Bekannte von Gaia kennen, aber das war es dann auch fürs Erste in der Handlung. Wie gesagt, der Anfang des Buches ist unglaublich zäh. Ich weiß gar nicht wie Caragh O'Brien so einen langen und langweiligen Übergang zum eigentlichen Beginn der Geschichte machen konnte. Denn sobald Gaia erst in der mysteriösen Stadt innerhalb der Mauer ist, wird es sehr spannend. 
Zu Anfang noch wird man erst mit der Stadt bekannt gemacht, doch dann ist die Handlung wie eine Achterbahn, die beinahe nur nach oben fährt! Leider kann ich hier nicht viel mehr verraten, da alles so spät beginnt. 

Ein weiterer Aspekt, dem ich das Buch hoch anrechne, ist die wissenschaftliche Seite. In ein bis zwei Passagen geht es um Genetik, doch die Autorin lässt dies nicht nur kurz anschneiden, sondern erklärt einige Dinge genauer und dennoch verständlich. Da dies sehr wichtig für die Geschichte ist, vermute ich, dass in den Folgebänden genauer auf das Thema Genetik eingegangen wird. 

Fazit:
Eine Geschichte mit interessanten Charakteren und guter Story, doch der Anfang ist unglaublich langatmig. Auch die Emotionen sind absolute Spätzünder. Zu Beginn baute das Buch keinerlei Emotionen bei mir auf, obwohl der Schreibstil ziemlich gut ist. Die emotionale Seite kommt aber, wie vieles andere, mit der Zeit zum Vorschein.
Nach und nach entpuppt sich "Die Stadt der verschwundenen Kinder" als spannendes Buch, dass man ohne schlechtes Gewissen empfehlen kann - solange man den langwierigen Anfang verkraften kann.