Rezension

Gute Unterhaltung, doch es geht besser…

Under the Lights - Gunner & Willa - Abbi Glines

Under the Lights - Gunner & Willa
von Abbi Glines

Bewertet mit 3 Sternen

Nach ein paar schrecklichen Monaten, die Willa sehr geprägt haben, kehrt sie in das Haus ihrer Großmutter zurück, die sie mit offenen Armen empfängt. Dabei muss Willa noch viel verarbeiten, um mit sich selbst ins Reine zu kommen und ihrer Großmutter zu zeigen, dass diese ihr wieder vertrauen kann.
Zeitgleich mit ihrer Rückkehr kommen auch die Erinnerungen an eine schöne Kindheit zurück und damit an die beiden Jungs, mit denen Willa früher befreundet war: Brady und Gunnar. Aus den beiden Kindern sind inzwischen junge Männer geworden und Willas fühlt sich schnell akzeptiert und zu Hause. Doch beide Männer wollen inzwischen mehr als nur eine Freundschaft. Wem gehört Willas Herz und hat diese Beziehung auch tatsächlich eine Chance?

„Under the Lights“ ist nach dem Roman „Until Friday Night“ der zweite Teil der neuen Young-Adult-Romanreihe auch der Feder von Abbi Glines, die mit diesem Werk Gunnar, Brady und Willa Leben einhaucht.

Ganz im Mittelpunkt dieser Geschichte stehen drei Protagonisten, die alle ihre Gedanken zu den Geschehnissen preisgeben.
Zunächst gibt es Willa, die nach einer Zeit in der Jugendstrafanstalt im Hause ihrer Großmutter eine zweite Chance bekommen hat. Doch zuvor musste sie noch miterleben, wie sie von ihrer eigenen Mutter vor die Tür gesetzt worden ist. Willa ist damit in einer schrecklichen Situation, ohne die Liebe der Eltern, ohne Rückhalt und ohne Freunde. Doch mit ihrer Rückkehr nach Lawton kehren auch die positiven Aspekte ihres Lebens zurück.
Einer davon ist Gunnar Lawton, der Sohn eines Milliardärs, der ebenfalls unter großen Familienproblemen leidet. Gunnar fühlt sich nicht geliebt und flüchtet sich in die selbstauferlegte Einsamkeit. Er lässt kaum jemanden an sich heran, erst nach Willas Rückkehr schafft er es, ein wenig über seine Gedanken zu sprechen. Willa gibt ihm die nötige Zuversicht.
Brady hingegen entspringt einer Traumfamilie, alles verläuft so, wie es sein sollte. Er ist nett, sympathisch und fürsorglich... und in Willa verschossen. Dabei hat er bereits eine Freundin, die ihn etwas zu sehr unter Beschlag nimmt.

Das Dreiergespann sorgt in jedem Fall für viel Dramatik und ein emotionales Chaos, denn alle Protagonisten befinden sich in unterschiedlichen problematischen Beziehungen. Diese traurigen und tiefgreifenden Momente wurden von der Autorin herrlich in Szene gesetzt und sorgen so für feuchte Augen und Mitgefühl. Wen Gunnars oder Willas Sorgen kalt lassen, der hat kein Herz. Zu sehr arbeitet Abbi Glines daraufhin, dass alles tragisch und zerstörerisch bleibt.

Doch damit endet auch schon fast die Aufzählung der positiven Anmerkungen, denn darüber hinaus fehlt in diesem Werk ein wenig der rote Faden. Klar, die Jugendlichen müssen mit ihren Problemen klarkommen, doch der Weg dorthin hat mich ein wenig irritiert. Zu Beginn fühlte ich mich während des Lesens eher in ein Liebesgerangel zwischen Brady, Gunnar und einem weiteren Mitspieler (Asa) um Willas Gunst und zum Schluss hin nur noch in einem vollkommenen Familienchaos versetzt. Alle Ideen sind ein wenig zu extrem gestaltet worden und hätten mit etwas weniger Dramatik für mehr Schwung gesorgt. Doch so rast der Leser praktisch von einer Hiobsbotschaft zur nächsten und kann kaum mithalten. Dabei überwiegen die Tiefs, die Höhen haben kaum eine Chance!

Zusätzlich bedient sich Abbi Glines einer modernen und verständlichen Sprache, doch bringt sie ihre Vorstellungen viel zu abgehackt und schnell aufs Papier. Der Leser fliegt von einem kurzen Kapitel zum nächsten, muss ständig aufpassen, den Faden nicht zu verlieren. Sie hätte sich und ihren Charakteren mehr Zeit lassen sollen. Es wirkt alles so hektisch und kurz, dass in mir regelmäßig der Wunsch geweckt wurde, mehr über die jungen Menschen erfahren zu wollen.

Gute Unterhaltung, doch es geht besser…

Mein persönliches Fazit:
Ich bin ein wenig enttäuscht, denn nachdem ich den ersten Teil verschlungen habe, hatte ich gehofft, dass mich auch dieses Werk wieder vollkommen verzaubern würde. Doch das hat es nicht ganz geschafft. Zwar sind mir Gunnar und Willa sympathisch gewesen und ihre Erlebnisse haben mich bewegt, doch die Liebesgeschichte hat mich nicht ergriffen. Auch dieses Gerangel unter den Jungs ist mir zwischendurch auf den Keks gegangen. Als dann zum Schluss bei Gunnar alles drunter und drüber geht, fehlte mir ein wenig der Bezug zur Realität, denn so einfach, wie Abbi Glines es ihrem Protagonisten gemacht hat, würde es in der realen Welt bestimmt nicht werden.

Dennoch hat mich das Buch gut unterhalten, denn ich habe die Geschichte innerhalb weniger Stunden verschlungen. Zusätzlich hat sie bereits einen neuen Charakter in die Handlung integriert über dessen Schicksal wir hoffentlich in einem weiteren Teil mehr erfahren werden. Meine Neugierde ist jedenfalls geweckt. Deshalb gibt es trotz meiner Kritik eine Leseempfehlung und die Hoffnung, dass der nächste Teil wieder mehr meinem Geschmack entspricht.