Rezension

Gute Unterhaltung für aufmerksame Leser!

Der Auftrag (Darlington Road Kids, Band 3) - Henry A. Selkirk

Der Auftrag (Darlington Road Kids, Band 3)
von Henry A. Selkirk

Bewertet mit 4 Sternen

„… dann haben wir nur noch die Schwierigkeit, die Informationen, die wir haben, den richtigen Leuten unterzujubeln, ohne dass wir dafür von deinem Vater geviertelt werden.“

„Gevierteilt“, korrigierte Jo automatisch (…) „Ich glaube, wir sollten hier verschwinden, ich habe ein ungutes Gefühl.“

Seite 255

 

Und das Gefühl trügt Jo nicht. Denn es ist eine ganz schön verworrene und riskante Geschichte, in die die Darlington Road Kids da hineingeschlittert sind. Eigentlich haben sie ja noch Hausarrest wegen ihres letzten Abenteuers. Doch als Lady Kate sie bittet, einer Freundin zu helfen, wittern sie ihre Chance. Sie vereinbaren mit ihren Eltern: Wenn sie Lady Witchhouse` verschwundenen Neffen wieder finden, wird ihnen die restliche Strafe erlassen.

Doch so einfach, wie es aussieht, ist der Fall nicht. Und auch auf den Straßen Londons geht es 1804 nicht ungefährlich zu, vor allem nicht, wenn man sich einige Feinde geschaffen hat, so wie die Darlington Road Kids.

Ich habe die DaRoKis zum zweiten Mal auf einem ihrer Abenteuer begleiten dürfen. Es war eine spannende Zeit Anfang des 19. Jahrhunderts und Henry A. Selkirk bringt sie uns gut recherchiert nahe. Für mich war es manchmal recht schmerzlich zu lesen, wie mit Waisenkindern umgegangen wurde, welche Kämpfe die Straßenbanden ausgefochten haben und Diebstahl und Schmugglerei an der Tagesordnung stand.

Die Protagonisten sind 13, 14 Jahre alt, doch sehr gebildet, sei es von interessantem Unterricht oder – wie in Terrys Fall – dem Leben auf der Straße. Bei ihren Gesprächen oder auch den strengen Regeln der Straßenbanden vergisst man beim Lesen manchmal, dass es sich um Jugendliche handelt. Und so unterschiedlich die Charaktere sind, so gut ergänzen sie sich.

Da haben wir Jo(sephine) Farnsworth, die Anführerin, Terry, Waisenkind und Ex-Straßenjunge mit erstaunlichen Verbindungen, die etwas zurückhaltende Alicia Baker, Rufus Black, der „Ungläubige“ und René Malvoisin, eine Künstlerseele. In diesem Fall ergänzt um ihre Beschützerin Mara mit ihren Pavee, eine unglaubliche junge Frau, die kämpft wie eine Löwin. Und sie stehen für einander ein, ist einer in Schwierigkeiten, so sind sie es alle, wie man es aus den klassischen Jugendbandenromanen kennt.

Der Autor erzählt auf vielen Ebenen, es geht nicht nur um den Auftrag sondern auch um die politischen Verwicklungen auf Regierungsebene, die Machtkämpfe der Straßenkinder, die Vergangenheit von Jos Vater und die Verstrickungen, die sich aus den alten Fällen der DaRoKis ergeben. Wer die ersten beiden Bände kennt, ist hier klar im Vorteil! Da heißt es aufmerksam lesen und mitdenken, auch um bei den doch zahlreichen Personen nicht den Überblick zu verlieren.

Netterweise gibt es aber auch ein Personenverzeichnis und einige Begriffserklärungen im Anhang, die das Lesen erleichtern. Für mich hätte es ein Handlungsstrang bzw. ein Aspekt der Rahmenhandlung weniger sein können, streckenweise ist es doch sehr verwirrend, vor allem da das empfohlene Lesealter bei 12 bis 15 Jahren liegt.

Dennoch bin ich gerne mit den DaRoKis durch die Straßen Londons gezogen, habe mitgeraten und mitgefiebert!

Fazit: Fünf Freunde im London Anfang des 19 Jahrhunderts, spannend, top recherchiert und sehr vielschichtig. Für aufmerksame Leser eine gute Unterhaltung!